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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess d. Kapitalist. Produktion. Kapitel XXIX-LII. Hamburg, 1894.

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Da die bestimmten Zahlenverhältnisse hier vollständig gleich-
gültig sind, wollen wir ferner annehmen, dass der Kostpreis in den
Fabriken, die durch Wasserkraft getrieben werben, nur 90 statt
100 betrage. Da der den Markt regulirende Produktionspreis der
Masse dieser Waaren = 115, mit einem Profit von 15 %, so werden
die Fabrikanten, die ihre Maschinen mit Wasserkraft treiben, eben-
falls zu 115 verkaufen, d. h. zu dem den Marktpreis regulirenden
Durchschnittspreis. Ihr Profit betrüge daher 25 statt 15; der
regulirende Produktionspreis erlaubte ihnen einen Surplusprofit von
10 % zu machen, nicht weil sie ihre Waare über, sondern weil
sie sie zu dem Produktionspreis verkaufen, weil ihre Waaren pro-
ducirt werden, oder ihr Kapital fungirt, unter ausnahmsweis günstigen
Bedingungen, Bedingungen die über dem Durchschnittsniveau der
in dieser Sphäre herrschenden ständen.

Zweierlei zeigt sich sofort:

Erstens: Der Surplusprofit der Producenten, die den natürlichen
Wasserfall als Triebkraft anwenden, verhält sich zunächst wie
aller Surplusprofit (und wir haben diese Kategorie bereits ent-
wickelt bei Darstellung der Produktionspreise), der nicht zufälliges
Resultat von Transaktionen im Cirkulationsprocess, von zufälligen
Schwankungen der Marktpreise ist. Dieser Surplusprofit also ist
ebenfalls gleich der Differenz zwischen dem individuellen Produk-
tionspreis dieser begünstigten Producenten, und dem allgemeinen
gesellschaftlichen, den Markt regulirenden Produktionspreis dieser
ganzen Produktionssphäre. Diese Differenz ist gleich dem Ueber-
schuss des allgemeinen Produktionspreises der Waare über ihren
individuellen Produktionspreis. Die zwei regulirenden Grenzen
dieses Ueberschusses sind auf der einen Seite der individuelle Kost-
preis und daher der individuelle Produktionspreis, auf der andern
der allgemeine Produktionspreis. Der Werth der mit dem Wasser-
fall producirten Waare ist kleiner, weil zu ihrer Produktion ein
kleineres Gesammtquantum Arbeit erfordert ist, nämlich weniger
Arbeit, die in vergegenständlichter Form, als Theil des konstanten
Kapitals eingeht. Die hier angewandte Arbeit ist produktiver, ihre
individuelle Produktivkraft ist grösser, als die in der Masse der-
selben Art Fabriken angewandten Arbeit. Ihre grössre Produktiv-
kraft zeigt sich darin, dass sie, um dieselbe Masse Waaren zu
produciren, ein geringres Quantum konstantes Kapital braucht, ein
geringres Quantum vergegenständlichter Arbeit, als die andren;
daneben ausserdem ein geringeres Quantum lebendiger Arbeit, da
das Wasserrad nicht geheizt zu werden braucht. Diese grössre

Da die bestimmten Zahlenverhältnisse hier vollständig gleich-
gültig sind, wollen wir ferner annehmen, dass der Kostpreis in den
Fabriken, die durch Wasserkraft getrieben werben, nur 90 statt
100 betrage. Da der den Markt regulirende Produktionspreis der
Masse dieser Waaren = 115, mit einem Profit von 15 %, so werden
die Fabrikanten, die ihre Maschinen mit Wasserkraft treiben, eben-
falls zu 115 verkaufen, d. h. zu dem den Marktpreis regulirenden
Durchschnittspreis. Ihr Profit betrüge daher 25 statt 15; der
regulirende Produktionspreis erlaubte ihnen einen Surplusprofit von
10 % zu machen, nicht weil sie ihre Waare über, sondern weil
sie sie zu dem Produktionspreis verkaufen, weil ihre Waaren pro-
ducirt werden, oder ihr Kapital fungirt, unter ausnahmsweis günstigen
Bedingungen, Bedingungen die über dem Durchschnittsniveau der
in dieser Sphäre herrschenden ständen.

Zweierlei zeigt sich sofort:

Erstens: Der Surplusprofit der Producenten, die den natürlichen
Wasserfall als Triebkraft anwenden, verhält sich zunächst wie
aller Surplusprofit (und wir haben diese Kategorie bereits ent-
wickelt bei Darstellung der Produktionspreise), der nicht zufälliges
Resultat von Transaktionen im Cirkulationsprocess, von zufälligen
Schwankungen der Marktpreise ist. Dieser Surplusprofit also ist
ebenfalls gleich der Differenz zwischen dem individuellen Produk-
tionspreis dieser begünstigten Producenten, und dem allgemeinen
gesellschaftlichen, den Markt regulirenden Produktionspreis dieser
ganzen Produktionssphäre. Diese Differenz ist gleich dem Ueber-
schuss des allgemeinen Produktionspreises der Waare über ihren
individuellen Produktionspreis. Die zwei regulirenden Grenzen
dieses Ueberschusses sind auf der einen Seite der individuelle Kost-
preis und daher der individuelle Produktionspreis, auf der andern
der allgemeine Produktionspreis. Der Werth der mit dem Wasser-
fall producirten Waare ist kleiner, weil zu ihrer Produktion ein
kleineres Gesammtquantum Arbeit erfordert ist, nämlich weniger
Arbeit, die in vergegenständlichter Form, als Theil des konstanten
Kapitals eingeht. Die hier angewandte Arbeit ist produktiver, ihre
individuelle Produktivkraft ist grösser, als die in der Masse der-
selben Art Fabriken angewandten Arbeit. Ihre grössre Produktiv-
kraft zeigt sich darin, dass sie, um dieselbe Masse Waaren zu
produciren, ein geringres Quantum konstantes Kapital braucht, ein
geringres Quantum vergegenständlichter Arbeit, als die andren;
daneben ausserdem ein geringeres Quantum lebendiger Arbeit, da
das Wasserrad nicht geheizt zu werden braucht. Diese grössre

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[181/0190] Da die bestimmten Zahlenverhältnisse hier vollständig gleich- gültig sind, wollen wir ferner annehmen, dass der Kostpreis in den Fabriken, die durch Wasserkraft getrieben werben, nur 90 statt 100 betrage. Da der den Markt regulirende Produktionspreis der Masse dieser Waaren = 115, mit einem Profit von 15 %, so werden die Fabrikanten, die ihre Maschinen mit Wasserkraft treiben, eben- falls zu 115 verkaufen, d. h. zu dem den Marktpreis regulirenden Durchschnittspreis. Ihr Profit betrüge daher 25 statt 15; der regulirende Produktionspreis erlaubte ihnen einen Surplusprofit von 10 % zu machen, nicht weil sie ihre Waare über, sondern weil sie sie zu dem Produktionspreis verkaufen, weil ihre Waaren pro- ducirt werden, oder ihr Kapital fungirt, unter ausnahmsweis günstigen Bedingungen, Bedingungen die über dem Durchschnittsniveau der in dieser Sphäre herrschenden ständen. Zweierlei zeigt sich sofort: Erstens: Der Surplusprofit der Producenten, die den natürlichen Wasserfall als Triebkraft anwenden, verhält sich zunächst wie aller Surplusprofit (und wir haben diese Kategorie bereits ent- wickelt bei Darstellung der Produktionspreise), der nicht zufälliges Resultat von Transaktionen im Cirkulationsprocess, von zufälligen Schwankungen der Marktpreise ist. Dieser Surplusprofit also ist ebenfalls gleich der Differenz zwischen dem individuellen Produk- tionspreis dieser begünstigten Producenten, und dem allgemeinen gesellschaftlichen, den Markt regulirenden Produktionspreis dieser ganzen Produktionssphäre. Diese Differenz ist gleich dem Ueber- schuss des allgemeinen Produktionspreises der Waare über ihren individuellen Produktionspreis. Die zwei regulirenden Grenzen dieses Ueberschusses sind auf der einen Seite der individuelle Kost- preis und daher der individuelle Produktionspreis, auf der andern der allgemeine Produktionspreis. Der Werth der mit dem Wasser- fall producirten Waare ist kleiner, weil zu ihrer Produktion ein kleineres Gesammtquantum Arbeit erfordert ist, nämlich weniger Arbeit, die in vergegenständlichter Form, als Theil des konstanten Kapitals eingeht. Die hier angewandte Arbeit ist produktiver, ihre individuelle Produktivkraft ist grösser, als die in der Masse der- selben Art Fabriken angewandten Arbeit. Ihre grössre Produktiv- kraft zeigt sich darin, dass sie, um dieselbe Masse Waaren zu produciren, ein geringres Quantum konstantes Kapital braucht, ein geringres Quantum vergegenständlichter Arbeit, als die andren; daneben ausserdem ein geringeres Quantum lebendiger Arbeit, da das Wasserrad nicht geheizt zu werden braucht. Diese grössre

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess d. Kapitalist. Produktion. Kapitel XXIX-LII. Hamburg, 1894, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0302_1894/190>, abgerufen am 27.04.2024.