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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess d. Kapitalist. Produktion. Kapitel XXIX-LII. Hamburg, 1894.

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haupt ist, so sind diese Ungleichheiten hier grösser als in irgend
einem andern Industriezweig.

Nach diesen Vorbemerkungen will ich erst ganz kurz zusammen-
stellen die Eigenthümlichkeiten meiner Entwicklung im Unter-
schied der von Ricardo etc.



Wir betrachten zuerst die ungleichen Ergebnisse gleicher Mengen
von Kapital, angewandt auf verschiedne Ländereien von gleichem
Umfang; oder, bei ungleichem Umfang, die Ergebnisse berechnet
auf gleich grosse Bodenflächen.

Die zwei allgemeinen, vom Kapital unabhängigen Ursachen dieser
ungleichen Ergebnisse sind 1) die Fruchtbarkeit. (Es ist zu
diesem Punkt 1) auseinanderzusetzen, was alles und welche ver-
schiednen Momente in der natürlichen Fruchtbarkeit der Ländereien
einbegriffen sind.) 2) die Lage der Ländereien. Die letztre ist ent-
scheidend bei Kolonien, und überhaupt entscheidend für die Reihen-
folge, worin Ländereien nach einander in Bebauung genommen
werden können. Ferner ist es klar, dass diese zwei verschiednen
Gründe der Differentialrente, Fruchtbarkeit und Lage, in entgegen-
gesetzter Richtung wirken können. Ein Boden kann sehr gut
gelegen und sehr wenig fruchtbar sein, und umgekehrt. Dieser
Umstand ist wichtig, denn er erklärt uns, warum bei der Urbar-
machung des Bodens eines gegebnen Landes ebensowohl von besserm
Land zu schlechterem, wie umgekehrt vorgeschritten werden kann.
Endlich ist klar, dass der Fortschritt der socialen Produktion über-
haupt einerseits nivellirend wirkt auf die Lage als Grund der
Differentialrente, indem er lokale Märkte schafft und durch Her-
stellung der Kommunikations- und Transportmittel Lage schafft;
andrerseits die Unterschiede der lokalen Lagen der Ländereien
steigert, durch die Trennung der Agrikultur von der Manufaktur
und durch Bildung grosser Centren der Produktion nach der einen,
wie durch relative Vereinsamung des Landes nach andrer Seite hin.

Zunächst aber lassen wir diesen Punkt, die Lage, ausser Acht
und betrachten bloss den der natürlichen Fruchtbarkeit. Abgesehn
von klimatischen etc. Momenten, besteht der Unterschied der natür-
lichen Fruchtbarkeit im Unterschied der chemischen Zusammen-
setzung der Bodenoberfläche, d. h. in ihrem verschiednen Gehalt
an den Nahrungsstoffen der Pflanzen. Indess, gleichen chemischen
Gehalt, und in diesem Sinn gleiche natürliche Fruchtbarkeit zweier
Bodenflächen vorausgesetzt, wird die wirkliche, effektive Frucht-
barkeit verschieden sein, je nachdem sich diese Nahrungsstoffe in

haupt ist, so sind diese Ungleichheiten hier grösser als in irgend
einem andern Industriezweig.

Nach diesen Vorbemerkungen will ich erst ganz kurz zusammen-
stellen die Eigenthümlichkeiten meiner Entwicklung im Unter-
schied der von Ricardo etc.



Wir betrachten zuerst die ungleichen Ergebnisse gleicher Mengen
von Kapital, angewandt auf verschiedne Ländereien von gleichem
Umfang; oder, bei ungleichem Umfang, die Ergebnisse berechnet
auf gleich grosse Bodenflächen.

Die zwei allgemeinen, vom Kapital unabhängigen Ursachen dieser
ungleichen Ergebnisse sind 1) die Fruchtbarkeit. (Es ist zu
diesem Punkt 1) auseinanderzusetzen, was alles und welche ver-
schiednen Momente in der natürlichen Fruchtbarkeit der Ländereien
einbegriffen sind.) 2) die Lage der Ländereien. Die letztre ist ent-
scheidend bei Kolonien, und überhaupt entscheidend für die Reihen-
folge, worin Ländereien nach einander in Bebauung genommen
werden können. Ferner ist es klar, dass diese zwei verschiednen
Gründe der Differentialrente, Fruchtbarkeit und Lage, in entgegen-
gesetzter Richtung wirken können. Ein Boden kann sehr gut
gelegen und sehr wenig fruchtbar sein, und umgekehrt. Dieser
Umstand ist wichtig, denn er erklärt uns, warum bei der Urbar-
machung des Bodens eines gegebnen Landes ebensowohl von besserm
Land zu schlechterem, wie umgekehrt vorgeschritten werden kann.
Endlich ist klar, dass der Fortschritt der socialen Produktion über-
haupt einerseits nivellirend wirkt auf die Lage als Grund der
Differentialrente, indem er lokale Märkte schafft und durch Her-
stellung der Kommunikations- und Transportmittel Lage schafft;
andrerseits die Unterschiede der lokalen Lagen der Ländereien
steigert, durch die Trennung der Agrikultur von der Manufaktur
und durch Bildung grosser Centren der Produktion nach der einen,
wie durch relative Vereinsamung des Landes nach andrer Seite hin.

Zunächst aber lassen wir diesen Punkt, die Lage, ausser Acht
und betrachten bloss den der natürlichen Fruchtbarkeit. Abgesehn
von klimatischen etc. Momenten, besteht der Unterschied der natür-
lichen Fruchtbarkeit im Unterschied der chemischen Zusammen-
setzung der Bodenoberfläche, d. h. in ihrem verschiednen Gehalt
an den Nahrungsstoffen der Pflanzen. Indess, gleichen chemischen
Gehalt, und in diesem Sinn gleiche natürliche Fruchtbarkeit zweier
Bodenflächen vorausgesetzt, wird die wirkliche, effektive Frucht-
barkeit verschieden sein, je nachdem sich diese Nahrungsstoffe in

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[190/0199] haupt ist, so sind diese Ungleichheiten hier grösser als in irgend einem andern Industriezweig. Nach diesen Vorbemerkungen will ich erst ganz kurz zusammen- stellen die Eigenthümlichkeiten meiner Entwicklung im Unter- schied der von Ricardo etc. Wir betrachten zuerst die ungleichen Ergebnisse gleicher Mengen von Kapital, angewandt auf verschiedne Ländereien von gleichem Umfang; oder, bei ungleichem Umfang, die Ergebnisse berechnet auf gleich grosse Bodenflächen. Die zwei allgemeinen, vom Kapital unabhängigen Ursachen dieser ungleichen Ergebnisse sind 1) die Fruchtbarkeit. (Es ist zu diesem Punkt 1) auseinanderzusetzen, was alles und welche ver- schiednen Momente in der natürlichen Fruchtbarkeit der Ländereien einbegriffen sind.) 2) die Lage der Ländereien. Die letztre ist ent- scheidend bei Kolonien, und überhaupt entscheidend für die Reihen- folge, worin Ländereien nach einander in Bebauung genommen werden können. Ferner ist es klar, dass diese zwei verschiednen Gründe der Differentialrente, Fruchtbarkeit und Lage, in entgegen- gesetzter Richtung wirken können. Ein Boden kann sehr gut gelegen und sehr wenig fruchtbar sein, und umgekehrt. Dieser Umstand ist wichtig, denn er erklärt uns, warum bei der Urbar- machung des Bodens eines gegebnen Landes ebensowohl von besserm Land zu schlechterem, wie umgekehrt vorgeschritten werden kann. Endlich ist klar, dass der Fortschritt der socialen Produktion über- haupt einerseits nivellirend wirkt auf die Lage als Grund der Differentialrente, indem er lokale Märkte schafft und durch Her- stellung der Kommunikations- und Transportmittel Lage schafft; andrerseits die Unterschiede der lokalen Lagen der Ländereien steigert, durch die Trennung der Agrikultur von der Manufaktur und durch Bildung grosser Centren der Produktion nach der einen, wie durch relative Vereinsamung des Landes nach andrer Seite hin. Zunächst aber lassen wir diesen Punkt, die Lage, ausser Acht und betrachten bloss den der natürlichen Fruchtbarkeit. Abgesehn von klimatischen etc. Momenten, besteht der Unterschied der natür- lichen Fruchtbarkeit im Unterschied der chemischen Zusammen- setzung der Bodenoberfläche, d. h. in ihrem verschiednen Gehalt an den Nahrungsstoffen der Pflanzen. Indess, gleichen chemischen Gehalt, und in diesem Sinn gleiche natürliche Fruchtbarkeit zweier Bodenflächen vorausgesetzt, wird die wirkliche, effektive Frucht- barkeit verschieden sein, je nachdem sich diese Nahrungsstoffe in

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess d. Kapitalist. Produktion. Kapitel XXIX-LII. Hamburg, 1894, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0302_1894/199>, abgerufen am 28.04.2024.