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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess d. Kapitalist. Produktion. Kapitel XXIX-LII. Hamburg, 1894.

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Die Akkumulation dieser Ansprüche, nach der Voraussetzung, ent-
springt aus der wirklichen Akkumulation, d. h. aus der Verwandlung
des Werths des Waarenkapitals etc. in Geld; aber dennoch ist die
Akkumulation dieser Ansprüche oder Titel als solche verschieden,
sowohl von der wirklichen Akkumulation, der sie entspringt, wie
von der zukünftigen Akkumulation (dem neuen Produktionsprocess),
welche durch das Ausleihen des Geldes vermittelt wird.

Prima facie existirt das Leihkapital immer in der Form des
Geldes9), später als Anspruch auf Geld, indem das Geld, worin
es ursprünglich existirt, nun in der Hand des Borgers in wirklicher
Geldform vorhanden ist. Für den Verleiher hat es sich in Anspruch
auf Geld, in einen Eigenthumstitel verwandelt. Dieselbe Masse
wirkliches Geld kann daher sehr verschiedene Massen von Geld-
kapital vorstellen. Blosses Geld, ob es realisirtes Kapital oder
realisirte Revenue vorstellt, wird Leihkapital durch den blossen
Akt des Ausleihens, durch seine Verwandlung in Depositum, wenn
wir die allgemeine Form bei entwickeltem Kreditsystem betrachten.
Das Depositum ist Geldkapital für den Depositor. Es mag aber
in der Hand des Bankiers nur potentielles Geldkapital sein, das
in seiner Kasse brach liegt statt in der seines Eigenthümers10).


9) B. A. 1857 Aussagen von Twells, Bankier: "4516. Als Bankier, machen Sie
Geschäfte in Kapital oder in Geld? -- Wir handeln in Geld. -- 4517. Wie
werden die Depositen in Ihrer Bank eingezahlt? -- In Geld. -- 4518. Wie
werden sie ausgezahlt? -- In Geld. -- Kann man also sagen, dass sie etwas
andres sind als Geld? -- Nein."
Overstone (siehe Kap. XXVI) verwirrt sich fortwährend zwischen "capital"
und "money." Value of money heisst bei ihm auch Zins, aber soweit er
bestimmt ist durch die Masse des Geldes; value of capital soll der Zins sein
soweit er bestimmt wird durch die Nachfrage nach produktivem Kapital
und durch den Profit, den es abwirft. Er sagt: "4140. Der Gebrauch des
Wortes Kapital ist sehr gefährlich. -- 4148. Die Goldausfuhr aus England
ist eine Verminderung der Geldmenge im Lande, und diese muss natürlich
vermehrte Nachfrage im Geldmarkt überhaupt verursachen" [hiernach also
nicht im Kapitalmarkt]. -- "4112. Im Maß wie das Geld aus dem Lande
geht, wird die Menge im Lande vermindert. Diese Verminderung der im
Lande bleibenden Menge erzeugt einen gesteigerten Werth dieses Geldes"
[dies bedeutet ursprünglich in seiner Theorie eine durch die Kontraktion
der Cirkulation verursachte Werthsteigerung des Geldes als Geld, im Ver-
gleich zu den Waarenwerthen; wo also diese Steigerung im Werth des
Geldes = Fall im Werth der Waaren. Da aber in der Zwischenzeit selbst
für ihn unwiderspiechlich nachgewiesen, dass die Masse des cirkulirenden
Geldes nicht die Preise bestimmt, so ist es jetzt die Verminderung des
Geldes als Umlaufsmittel, die seinen Werth als zinstragendes Kapital, und
damit den Zinsfuss steigern sollen.] "Und dieser gesteigerte Werth des noch
übrigen Geldes thut dem Abfluss Einhalt und dauert fort, bis er so viel
Geld zurückgebracht hat, als nöthig ist, das Gleichgewicht wieder herzu-
stellen." -- Die Fortsetzung der Widersprüche des Overstone weiter unten.
10) Hier tritt nun die Konfusion ein, dass dies beides "Geld" ist, das Depositum

Die Akkumulation dieser Ansprüche, nach der Voraussetzung, ent-
springt aus der wirklichen Akkumulation, d. h. aus der Verwandlung
des Werths des Waarenkapitals etc. in Geld; aber dennoch ist die
Akkumulation dieser Ansprüche oder Titel als solche verschieden,
sowohl von der wirklichen Akkumulation, der sie entspringt, wie
von der zukünftigen Akkumulation (dem neuen Produktionsprocess),
welche durch das Ausleihen des Geldes vermittelt wird.

Prima facie existirt das Leihkapital immer in der Form des
Geldes9), später als Anspruch auf Geld, indem das Geld, worin
es ursprünglich existirt, nun in der Hand des Borgers in wirklicher
Geldform vorhanden ist. Für den Verleiher hat es sich in Anspruch
auf Geld, in einen Eigenthumstitel verwandelt. Dieselbe Masse
wirkliches Geld kann daher sehr verschiedene Massen von Geld-
kapital vorstellen. Blosses Geld, ob es realisirtes Kapital oder
realisirte Revenue vorstellt, wird Leihkapital durch den blossen
Akt des Ausleihens, durch seine Verwandlung in Depositum, wenn
wir die allgemeine Form bei entwickeltem Kreditsystem betrachten.
Das Depositum ist Geldkapital für den Depositor. Es mag aber
in der Hand des Bankiers nur potentielles Geldkapital sein, das
in seiner Kasse brach liegt statt in der seines Eigenthümers10).


9) B. A. 1857 Aussagen von Twells, Bankier: „4516. Als Bankier, machen Sie
Geschäfte in Kapital oder in Geld? — Wir handeln in Geld. — 4517. Wie
werden die Depositen in Ihrer Bank eingezahlt? — In Geld. — 4518. Wie
werden sie ausgezahlt? — In Geld. — Kann man also sagen, dass sie etwas
andres sind als Geld? — Nein.“
Overstone (siehe Kap. XXVI) verwirrt sich fortwährend zwischen „capital“
und „money.“ Value of money heisst bei ihm auch Zins, aber soweit er
bestimmt ist durch die Masse des Geldes; value of capital soll der Zins sein
soweit er bestimmt wird durch die Nachfrage nach produktivem Kapital
und durch den Profit, den es abwirft. Er sagt: „4140. Der Gebrauch des
Wortes Kapital ist sehr gefährlich. — 4148. Die Goldausfuhr aus England
ist eine Verminderung der Geldmenge im Lande, und diese muss natürlich
vermehrte Nachfrage im Geldmarkt überhaupt verursachen“ [hiernach also
nicht im Kapitalmarkt]. — „4112. Im Maß wie das Geld aus dem Lande
geht, wird die Menge im Lande vermindert. Diese Verminderung der im
Lande bleibenden Menge erzeugt einen gesteigerten Werth dieses Geldes“
[dies bedeutet ursprünglich in seiner Theorie eine durch die Kontraktion
der Cirkulation verursachte Werthsteigerung des Geldes als Geld, im Ver-
gleich zu den Waarenwerthen; wo also diese Steigerung im Werth des
Geldes = Fall im Werth der Waaren. Da aber in der Zwischenzeit selbst
für ihn unwiderspiechlich nachgewiesen, dass die Masse des cirkulirenden
Geldes nicht die Preise bestimmt, so ist es jetzt die Verminderung des
Geldes als Umlaufsmittel, die seinen Werth als zinstragendes Kapital, und
damit den Zinsfuss steigern sollen.] „Und dieser gesteigerte Werth des noch
übrigen Geldes thut dem Abfluss Einhalt und dauert fort, bis er so viel
Geld zurückgebracht hat, als nöthig ist, das Gleichgewicht wieder herzu-
stellen.“ — Die Fortsetzung der Widersprüche des Overstone weiter unten.
10) Hier tritt nun die Konfusion ein, dass dies beides „Geld“ ist, das Depositum
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[47/0056] Die Akkumulation dieser Ansprüche, nach der Voraussetzung, ent- springt aus der wirklichen Akkumulation, d. h. aus der Verwandlung des Werths des Waarenkapitals etc. in Geld; aber dennoch ist die Akkumulation dieser Ansprüche oder Titel als solche verschieden, sowohl von der wirklichen Akkumulation, der sie entspringt, wie von der zukünftigen Akkumulation (dem neuen Produktionsprocess), welche durch das Ausleihen des Geldes vermittelt wird. Prima facie existirt das Leihkapital immer in der Form des Geldes 9), später als Anspruch auf Geld, indem das Geld, worin es ursprünglich existirt, nun in der Hand des Borgers in wirklicher Geldform vorhanden ist. Für den Verleiher hat es sich in Anspruch auf Geld, in einen Eigenthumstitel verwandelt. Dieselbe Masse wirkliches Geld kann daher sehr verschiedene Massen von Geld- kapital vorstellen. Blosses Geld, ob es realisirtes Kapital oder realisirte Revenue vorstellt, wird Leihkapital durch den blossen Akt des Ausleihens, durch seine Verwandlung in Depositum, wenn wir die allgemeine Form bei entwickeltem Kreditsystem betrachten. Das Depositum ist Geldkapital für den Depositor. Es mag aber in der Hand des Bankiers nur potentielles Geldkapital sein, das in seiner Kasse brach liegt statt in der seines Eigenthümers 10). 9) B. A. 1857 Aussagen von Twells, Bankier: „4516. Als Bankier, machen Sie Geschäfte in Kapital oder in Geld? — Wir handeln in Geld. — 4517. Wie werden die Depositen in Ihrer Bank eingezahlt? — In Geld. — 4518. Wie werden sie ausgezahlt? — In Geld. — Kann man also sagen, dass sie etwas andres sind als Geld? — Nein.“ Overstone (siehe Kap. XXVI) verwirrt sich fortwährend zwischen „capital“ und „money.“ Value of money heisst bei ihm auch Zins, aber soweit er bestimmt ist durch die Masse des Geldes; value of capital soll der Zins sein soweit er bestimmt wird durch die Nachfrage nach produktivem Kapital und durch den Profit, den es abwirft. Er sagt: „4140. Der Gebrauch des Wortes Kapital ist sehr gefährlich. — 4148. Die Goldausfuhr aus England ist eine Verminderung der Geldmenge im Lande, und diese muss natürlich vermehrte Nachfrage im Geldmarkt überhaupt verursachen“ [hiernach also nicht im Kapitalmarkt]. — „4112. Im Maß wie das Geld aus dem Lande geht, wird die Menge im Lande vermindert. Diese Verminderung der im Lande bleibenden Menge erzeugt einen gesteigerten Werth dieses Geldes“ [dies bedeutet ursprünglich in seiner Theorie eine durch die Kontraktion der Cirkulation verursachte Werthsteigerung des Geldes als Geld, im Ver- gleich zu den Waarenwerthen; wo also diese Steigerung im Werth des Geldes = Fall im Werth der Waaren. Da aber in der Zwischenzeit selbst für ihn unwiderspiechlich nachgewiesen, dass die Masse des cirkulirenden Geldes nicht die Preise bestimmt, so ist es jetzt die Verminderung des Geldes als Umlaufsmittel, die seinen Werth als zinstragendes Kapital, und damit den Zinsfuss steigern sollen.] „Und dieser gesteigerte Werth des noch übrigen Geldes thut dem Abfluss Einhalt und dauert fort, bis er so viel Geld zurückgebracht hat, als nöthig ist, das Gleichgewicht wieder herzu- stellen.“ — Die Fortsetzung der Widersprüche des Overstone weiter unten. 10) Hier tritt nun die Konfusion ein, dass dies beides „Geld“ ist, das Depositum

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess d. Kapitalist. Produktion. Kapitel XXIX-LII. Hamburg, 1894, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0302_1894/56>, abgerufen am 28.04.2024.