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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess d. Kapitalist. Produktion. Kapitel XXIX-LII. Hamburg, 1894.

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sprechenden Zusatzkapitals bedingen, für die Zeit wo dies dauert? --
England gibt einen ungeheuren Kredit; aber dagegen nimmt es
Kredit für seine Rohstoffe. Man zieht auf uns von Amerika immer
auf 60 Tage, und von andern Gegenden auf 90 Tage. Auf der
andern Seite geben wir Kredit; wenn wir Waaren nach Deutsch-
land schicken, geben wir 2 oder 3 Monate."

Wilson fragt Chapman (5131), ob gegen diese importirten Roh-
stoffe und Kolonialwaaren nicht gleichzeitig mit deren Verladung
bereits Wechsel auf England gezogen werden, und ob sie nicht
schon selbst gleichzeitig mit den Ladescheinen ankommen? Chap-
man glaubt so, weiss nichts von diesen "kaufmännischen" Ge-
schäften, man solle kundigere Leute fragen. -- Im Export nach
Amerika, sagt Chapman, würden "die Waaren im Transit symbo-
lisirt"; dies Kauderwelsch soll heissen, dass der englische Export-
kaufmann gegen die Waaren auf eins der grossen amerikanischen
Bankhäuser in London Viermonatswechsel zieht, und das Bankhaus
von Amerika Deckung erhält.

"5136. Werden nicht in der Regel die Geschäfte nach weit
entlegnen Ländern durch den Kaufmann geführt, der auf sein
Kapital wartet, bis die Waaren verkauft sind? -- Es mag Häuser
von grossem Privatreichthum geben, die im Stande sind ihr eignes
Kapital auszulegen, ohne Vorschüsse auf die Waaren zu nehmen;
aber diese Waaren werden meistens in Vorschüsse verwandelt
durch die Accepte wohlbekannter Firmen. -- 5137. Diese Häuser
sind etablirt ... in London, Liverpool und anderswo. -- 5138.
Es macht also keinen Unterschied, ob der Fabrikant sein eignes
Geld hergeben muss, oder ob er einen Kaufmann in London oder
Liverpool bekommt, der es vorschiesst; es bleibt immer ein in
England gemachter Vorschuss? -- Ganz richtig. Der Fabrikant
hat nur in wenigen Fällen etwas damit zu thun" [dagegen 1847
in fast allen Fällen]. "Ein Händler in Fabrikaten, z. B. in Man-
chester, kauft Waaren und verschifft sie durch ein respektables
Haus in London; sobald das Londoner Haus sich überzeugt hat,
dass alles nach Uebereinkunft verpackt ist, zieht er Sechsmonats-
wechsel auf das Londoner Haus gegen diese nach Indien, China,
oder sonst wohin gehenden Waaren; dann kommt die Bankwelt
herein und diskontirt ihm diese Wechsel; sodass um die Zeit, wo
er für diese Waaren zu zahlen hat, er das Geld bereit liegen hat
vermöge der Diskontirung jener Wechsel. -- 5139. Aber wenn
jener auch das Geld hat, so hat der Bankier es doch vorschiessen
müssen? -- Der Bankier hat den Wechsel; der Bankier

sprechenden Zusatzkapitals bedingen, für die Zeit wo dies dauert? —
England gibt einen ungeheuren Kredit; aber dagegen nimmt es
Kredit für seine Rohstoffe. Man zieht auf uns von Amerika immer
auf 60 Tage, und von andern Gegenden auf 90 Tage. Auf der
andern Seite geben wir Kredit; wenn wir Waaren nach Deutsch-
land schicken, geben wir 2 oder 3 Monate.“

Wilson fragt Chapman (5131), ob gegen diese importirten Roh-
stoffe und Kolonialwaaren nicht gleichzeitig mit deren Verladung
bereits Wechsel auf England gezogen werden, und ob sie nicht
schon selbst gleichzeitig mit den Ladescheinen ankommen? Chap-
man glaubt so, weiss nichts von diesen „kaufmännischen“ Ge-
schäften, man solle kundigere Leute fragen. — Im Export nach
Amerika, sagt Chapman, würden „die Waaren im Transit symbo-
lisirt“; dies Kauderwelsch soll heissen, dass der englische Export-
kaufmann gegen die Waaren auf eins der grossen amerikanischen
Bankhäuser in London Viermonatswechsel zieht, und das Bankhaus
von Amerika Deckung erhält.

„5136. Werden nicht in der Regel die Geschäfte nach weit
entlegnen Ländern durch den Kaufmann geführt, der auf sein
Kapital wartet, bis die Waaren verkauft sind? — Es mag Häuser
von grossem Privatreichthum geben, die im Stande sind ihr eignes
Kapital auszulegen, ohne Vorschüsse auf die Waaren zu nehmen;
aber diese Waaren werden meistens in Vorschüsse verwandelt
durch die Accepte wohlbekannter Firmen. — 5137. Diese Häuser
sind etablirt … in London, Liverpool und anderswo. — 5138.
Es macht also keinen Unterschied, ob der Fabrikant sein eignes
Geld hergeben muss, oder ob er einen Kaufmann in London oder
Liverpool bekommt, der es vorschiesst; es bleibt immer ein in
England gemachter Vorschuss? — Ganz richtig. Der Fabrikant
hat nur in wenigen Fällen etwas damit zu thun“ [dagegen 1847
in fast allen Fällen]. „Ein Händler in Fabrikaten, z. B. in Man-
chester, kauft Waaren und verschifft sie durch ein respektables
Haus in London; sobald das Londoner Haus sich überzeugt hat,
dass alles nach Uebereinkunft verpackt ist, zieht er Sechsmonats-
wechsel auf das Londoner Haus gegen diese nach Indien, China,
oder sonst wohin gehenden Waaren; dann kommt die Bankwelt
herein und diskontirt ihm diese Wechsel; sodass um die Zeit, wo
er für diese Waaren zu zahlen hat, er das Geld bereit liegen hat
vermöge der Diskontirung jener Wechsel. — 5139. Aber wenn
jener auch das Geld hat, so hat der Bankier es doch vorschiessen
müssen? — Der Bankier hat den Wechsel; der Bankier

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[71/0080] sprechenden Zusatzkapitals bedingen, für die Zeit wo dies dauert? — England gibt einen ungeheuren Kredit; aber dagegen nimmt es Kredit für seine Rohstoffe. Man zieht auf uns von Amerika immer auf 60 Tage, und von andern Gegenden auf 90 Tage. Auf der andern Seite geben wir Kredit; wenn wir Waaren nach Deutsch- land schicken, geben wir 2 oder 3 Monate.“ Wilson fragt Chapman (5131), ob gegen diese importirten Roh- stoffe und Kolonialwaaren nicht gleichzeitig mit deren Verladung bereits Wechsel auf England gezogen werden, und ob sie nicht schon selbst gleichzeitig mit den Ladescheinen ankommen? Chap- man glaubt so, weiss nichts von diesen „kaufmännischen“ Ge- schäften, man solle kundigere Leute fragen. — Im Export nach Amerika, sagt Chapman, würden „die Waaren im Transit symbo- lisirt“; dies Kauderwelsch soll heissen, dass der englische Export- kaufmann gegen die Waaren auf eins der grossen amerikanischen Bankhäuser in London Viermonatswechsel zieht, und das Bankhaus von Amerika Deckung erhält. „5136. Werden nicht in der Regel die Geschäfte nach weit entlegnen Ländern durch den Kaufmann geführt, der auf sein Kapital wartet, bis die Waaren verkauft sind? — Es mag Häuser von grossem Privatreichthum geben, die im Stande sind ihr eignes Kapital auszulegen, ohne Vorschüsse auf die Waaren zu nehmen; aber diese Waaren werden meistens in Vorschüsse verwandelt durch die Accepte wohlbekannter Firmen. — 5137. Diese Häuser sind etablirt … in London, Liverpool und anderswo. — 5138. Es macht also keinen Unterschied, ob der Fabrikant sein eignes Geld hergeben muss, oder ob er einen Kaufmann in London oder Liverpool bekommt, der es vorschiesst; es bleibt immer ein in England gemachter Vorschuss? — Ganz richtig. Der Fabrikant hat nur in wenigen Fällen etwas damit zu thun“ [dagegen 1847 in fast allen Fällen]. „Ein Händler in Fabrikaten, z. B. in Man- chester, kauft Waaren und verschifft sie durch ein respektables Haus in London; sobald das Londoner Haus sich überzeugt hat, dass alles nach Uebereinkunft verpackt ist, zieht er Sechsmonats- wechsel auf das Londoner Haus gegen diese nach Indien, China, oder sonst wohin gehenden Waaren; dann kommt die Bankwelt herein und diskontirt ihm diese Wechsel; sodass um die Zeit, wo er für diese Waaren zu zahlen hat, er das Geld bereit liegen hat vermöge der Diskontirung jener Wechsel. — 5139. Aber wenn jener auch das Geld hat, so hat der Bankier es doch vorschiessen müssen? — Der Bankier hat den Wechsel; der Bankier

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess d. Kapitalist. Produktion. Kapitel XXIX-LII. Hamburg, 1894, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0302_1894/80>, abgerufen am 28.04.2024.