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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess d. Kapitalist. Produktion. Kapitel XXIX-LII. Hamburg, 1894.

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Chapman hat uns gezeigt, wie wesentlich es ist für einen regel-
mäßigen Geschäftsgang, dass gute Wechsel überall und unter allen
Umständen in Zahlung genommen werden: gilt nicht mehr der
Tausves Jontof, was soll gelten, Zeter, Zeter! Wie verhalten sich
nun diese beiden Umlaufsmittel zu einander?

Gilbart sagt hierüber: "Die Beschränkung des Betrags der Noten-
cirkulation vermehrt regelmäßig den Betrag der Wechselcirkulation.
Die Wechsel sind zweierlei Art -- Handelswechsel und Bankier-
wechsel -- ... wird das Geld selten, so sagen die Geldverleiher:
"Ziehen Sie auf uns und wir werden acceptiren," und wenn ein
Provinzialbankier einem Kunden einen Wechsel diskontirt, so gibt
er ihm nicht baares Geld, sondern seine eigne Tratte für 21 Tage
auf seinen Londoner Agenten. Diese Wechsel dienen als ein Cir-
kulationsmittel." (G. W. Gilbart, An Inquiry into the Causes of the
Pressure etc. p. 31.)

Dies wird, in etwas modificirter Form, bestätigt durch Newmarch,
B. A. 1857, No. 1426:

"Es besteht kein Zusammenhang zwischen den Schwankungen
im Betrag der cirkulirenden Wechsel und denen in den cirku-
lirenden Banknoten ... das einzige ziemlich gleichmäßige Resultat
ist ... dass sobald die geringste Klemme im Geldmarkt eintritt,
wie eine Steigerung der Diskontrate sie anzeigt, der Umfang der
Wechselcirkulation bedeutend vermehrt wird und umgekehrt."

Die in solchen Zeiten gezognen Wechsel sind aber keineswegs
nur die kurzen Bankwechsel, die Gilbart erwähnt. Im Gegentheil;
es sind zum grossen Theil Akkommodationswechsel, die gar kein
wirkliches Geschäft repräsentiren oder nur Geschäfte, die bloss ein-
geleitet wurden um darauf hin Wechsel ziehen zu können; von
beidem haben wir Beispiele genug gegeben. Daher sagt der
Economist (Wilson), die Sicherheit solcher Wechsel vergleichend
mit der der Banknoten: "Bei Vorzeigung zahlbare Banknoten
können nie im Uebermass draussen bleiben, weil das Uebermaß
immer zur Bank zur Auswechslung zurückfliessen würde, während
Zweimonats-Wechsel in grossem Uebermaß ausgegeben werden
können, da es kein Mittel gibt, die Ausgabe zu kontroliren, bis
sie verfallen, wo sie dann vielleicht schon wieder durch andre er-
setzt sind. Dass eine Nation die Sicherheit der Cirkulation von
Wechseln, zahlbar an einem künftigen Termin, zugeben, dagegen
aber Bedenken erheben sollte gegen eine Cirkulation von Papier-
geld, zahlbar bei Vorzeigung, ist für uns vollständig unbegreiflich".
(Economist, 1847. p. 572.)


Chapman hat uns gezeigt, wie wesentlich es ist für einen regel-
mäßigen Geschäftsgang, dass gute Wechsel überall und unter allen
Umständen in Zahlung genommen werden: gilt nicht mehr der
Tausves Jontof, was soll gelten, Zeter, Zeter! Wie verhalten sich
nun diese beiden Umlaufsmittel zu einander?

Gilbart sagt hierüber: „Die Beschränkung des Betrags der Noten-
cirkulation vermehrt regelmäßig den Betrag der Wechselcirkulation.
Die Wechsel sind zweierlei Art — Handelswechsel und Bankier-
wechsel — … wird das Geld selten, so sagen die Geldverleiher:
„Ziehen Sie auf uns und wir werden acceptiren,“ und wenn ein
Provinzialbankier einem Kunden einen Wechsel diskontirt, so gibt
er ihm nicht baares Geld, sondern seine eigne Tratte für 21 Tage
auf seinen Londoner Agenten. Diese Wechsel dienen als ein Cir-
kulationsmittel.“ (G. W. Gilbart, An Inquiry into the Causes of the
Pressure etc. p. 31.)

Dies wird, in etwas modificirter Form, bestätigt durch Newmarch,
B. A. 1857, No. 1426:

„Es besteht kein Zusammenhang zwischen den Schwankungen
im Betrag der cirkulirenden Wechsel und denen in den cirku-
lirenden Banknoten … das einzige ziemlich gleichmäßige Resultat
ist … dass sobald die geringste Klemme im Geldmarkt eintritt,
wie eine Steigerung der Diskontrate sie anzeigt, der Umfang der
Wechselcirkulation bedeutend vermehrt wird und umgekehrt.“

Die in solchen Zeiten gezognen Wechsel sind aber keineswegs
nur die kurzen Bankwechsel, die Gilbart erwähnt. Im Gegentheil;
es sind zum grossen Theil Akkommodationswechsel, die gar kein
wirkliches Geschäft repräsentiren oder nur Geschäfte, die bloss ein-
geleitet wurden um darauf hin Wechsel ziehen zu können; von
beidem haben wir Beispiele genug gegeben. Daher sagt der
Economist (Wilson), die Sicherheit solcher Wechsel vergleichend
mit der der Banknoten: „Bei Vorzeigung zahlbare Banknoten
können nie im Uebermass draussen bleiben, weil das Uebermaß
immer zur Bank zur Auswechslung zurückfliessen würde, während
Zweimonats-Wechsel in grossem Uebermaß ausgegeben werden
können, da es kein Mittel gibt, die Ausgabe zu kontroliren, bis
sie verfallen, wo sie dann vielleicht schon wieder durch andre er-
setzt sind. Dass eine Nation die Sicherheit der Cirkulation von
Wechseln, zahlbar an einem künftigen Termin, zugeben, dagegen
aber Bedenken erheben sollte gegen eine Cirkulation von Papier-
geld, zahlbar bei Vorzeigung, ist für uns vollständig unbegreiflich“.
(Economist, 1847. p. 572.)


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[79/0088] Chapman hat uns gezeigt, wie wesentlich es ist für einen regel- mäßigen Geschäftsgang, dass gute Wechsel überall und unter allen Umständen in Zahlung genommen werden: gilt nicht mehr der Tausves Jontof, was soll gelten, Zeter, Zeter! Wie verhalten sich nun diese beiden Umlaufsmittel zu einander? Gilbart sagt hierüber: „Die Beschränkung des Betrags der Noten- cirkulation vermehrt regelmäßig den Betrag der Wechselcirkulation. Die Wechsel sind zweierlei Art — Handelswechsel und Bankier- wechsel — … wird das Geld selten, so sagen die Geldverleiher: „Ziehen Sie auf uns und wir werden acceptiren,“ und wenn ein Provinzialbankier einem Kunden einen Wechsel diskontirt, so gibt er ihm nicht baares Geld, sondern seine eigne Tratte für 21 Tage auf seinen Londoner Agenten. Diese Wechsel dienen als ein Cir- kulationsmittel.“ (G. W. Gilbart, An Inquiry into the Causes of the Pressure etc. p. 31.) Dies wird, in etwas modificirter Form, bestätigt durch Newmarch, B. A. 1857, No. 1426: „Es besteht kein Zusammenhang zwischen den Schwankungen im Betrag der cirkulirenden Wechsel und denen in den cirku- lirenden Banknoten … das einzige ziemlich gleichmäßige Resultat ist … dass sobald die geringste Klemme im Geldmarkt eintritt, wie eine Steigerung der Diskontrate sie anzeigt, der Umfang der Wechselcirkulation bedeutend vermehrt wird und umgekehrt.“ Die in solchen Zeiten gezognen Wechsel sind aber keineswegs nur die kurzen Bankwechsel, die Gilbart erwähnt. Im Gegentheil; es sind zum grossen Theil Akkommodationswechsel, die gar kein wirkliches Geschäft repräsentiren oder nur Geschäfte, die bloss ein- geleitet wurden um darauf hin Wechsel ziehen zu können; von beidem haben wir Beispiele genug gegeben. Daher sagt der Economist (Wilson), die Sicherheit solcher Wechsel vergleichend mit der der Banknoten: „Bei Vorzeigung zahlbare Banknoten können nie im Uebermass draussen bleiben, weil das Uebermaß immer zur Bank zur Auswechslung zurückfliessen würde, während Zweimonats-Wechsel in grossem Uebermaß ausgegeben werden können, da es kein Mittel gibt, die Ausgabe zu kontroliren, bis sie verfallen, wo sie dann vielleicht schon wieder durch andre er- setzt sind. Dass eine Nation die Sicherheit der Cirkulation von Wechseln, zahlbar an einem künftigen Termin, zugeben, dagegen aber Bedenken erheben sollte gegen eine Cirkulation von Papier- geld, zahlbar bei Vorzeigung, ist für uns vollständig unbegreiflich“. (Economist, 1847. p. 572.)

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess d. Kapitalist. Produktion. Kapitel XXIX-LII. Hamburg, 1894, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0302_1894/88>, abgerufen am 28.04.2024.