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Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726.

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bis zu Ende des Batavischen Krieges.

XXVIII. Um eben die Zeit stiffteten die Chaucen Unruhe. Gannascus,Corbulo su-
chet die Chau-
cen zu bezwin-
gen, und die
Friesen zu ge-
winnen.

ein Caninefate von Geburt, der lange Jahre den Römern gedienet, hatte sich bey
ihnen niedergelassen, und trieb, mit leichten Fahrzeugen, starcke Freybeute-
rey an den Gallischen Küsten. Endlich fiel gar ein Schwarm Chaucen in Nie-
der-Germanien ein, etwan um die Zeit, da die Cheruscer, Italum, zu ihrem Kö-
nige, machten. Domitius Corbulo, der in selbigem Jahre die Verwaltung von
Nieder-Germanien antrat, setzete sich daher in Stand sie zu paaren zu treiben.
Er ließ die Flotte wieder anrichten, und die Ruder-Schiffe musten den Rhein her-
unter in See gehen: die andern Fahr-Zeuge aber durch den Graben, den Drusus
machen lassen, und durch die Süder-See, zu ihnen stossen. Die Chaucen konn-
ten gegen die Römische Flotte die See nicht halten; Corbulo ließ ihre Schiffe
versencken, und Gannascus flüchtete tieffer ins Land. Corbulo bemühete sich
die verfallene Krieges-Zucht unter den Römischen Soldaten herzustellen, und
brachte die Römischen Waffen dadurch wieder in solchen Ruff, daß die Friesen,
so seit der letzten Empörung in ungestöhrter Freyheit geblieben waren, sich wiede-
rum zu dem vormahligen Gehorsam bequehmeten2. Endlich versuchte er auch die
Chaucen, so tieffer ins Land wohneten, zur Ubergabe zu bringen, und schickete einige
Leute aus, die Gannascum aus dem Wege räumen sollten. Sein Tod erregete
aber die Chaucen dergestalt, daß auch diejenigen, so bereits mit den Römern in
Tractaten gestanden, wieder die Waffen ergriffen, und es sich zum blutigen Krie-
ge anließ. Jn Rom war der Hof so unruhig über dieses Generals Glück, und Tap-
ferkeit, daß ihm der Käiser Claudius Befehl zuschickete, nichts weiter gegen die
Teutschen zu unternehmen, und so wohl die Legionen, als die Leute, so er hin und
wieder in Besatzung geleget, über den Rhein zurücke zu führen. Corbulo stund
schon in Feindes Lande, als er diesen Befehl erhielte. Er merckete wohl, wo er
herrührete, vollzog ihn aber so gleich, und ließ sich gegen die Umstehenden weiter
nichts vernehmen, als, wie glückseelig sind doch vormahls die Römischen Ge-
nerale gewesen.
Ungeachtet er aber den Krieg nicht fortsetzen dörffen, so verstat-
tete ihm der Käiser doch alle die Ehren-Bezeugung, deren diejenigen, so würcklich
triumphiret, sich zu erfreuen hatten3. Also ward damals der Arm des Rheins, so sich
oberhalb der ietzigen Stadt Leyden in die See ergoß, zur Gräntzen, angenommen,
welche das Römische Reich, und dessen Bundes-Genossen, die Batavier, von den

Teut-
2 [Beginn Spaltensatz] tacitvs Ann. L. XI. c. 19. Et natio Fri-
siorum, post rebellionem, clade L. Apronii coeptam, in-
fensa, aut malefida, datis obsidibus consedit apud
agros, a Corbulone descriptos. Idem Senatum, Ma-
gistratus, leges imposuit, ac ne iussa exuerent, prae-
sidium immuniuit.
altingivs
muthmasset l.
c. p.
48. dieses monumentum Corbulonis möchte
wohl das ietzige Gröningen gewesen seyn.
3 tacitvs Ann. L. XI. c. 19. 20. Missis qui
maiores Chaucos ad deditionem pellicerent, simul
Gannascum dolo aggrederentur: nec irritae, et dege-
neres insidiae fuere aduersus transfugam, & uiolato-
rem fidei. Sed caede eius motae Chancorum mentes,
[Spaltenumbruch] & Corbulo semina rebellionis praebebat; ut laeta
apud plerosque, ita apud quosdam sinistra sama:
Cur hostem conciret? aduersa in rempublicam ca-
sura: sin prospere egisset, formidolosum paci uirum
insignem, & ignauo principi praegrauem. Igitur
Claudius adeo nouam in Germanias uim prohibuit,
ut referri praesidia cis Rhenum iuberet. Iam castra
in hostili solo molienti Corbuloni, hae litterae red-
duntur. Ille re subita, quamquam multa simul of-
funderentur, metus ex imperatore, contemtio ex
barbaris, ludibrium apud socios; nibil aliud prolo-
cutus, quam beatos quondam duces Romanos! signum
receptui dedit.
dio L. LX. p. 685. A. Cn. Do-

[Ende Spaltensatz]
mitius
O 3
bis zu Ende des Bataviſchen Krieges.

XXVIII. Um eben die Zeit ſtiffteten die Chaucen Unruhe. Gannaſcus,Corbulo ſu-
chet die Chau-
cen zu bezwin-
gen, und die
Frieſen zu ge-
winnen.

ein Caninefate von Geburt, der lange Jahre den Roͤmern gedienet, hatte ſich bey
ihnen niedergelaſſen, und trieb, mit leichten Fahrzeugen, ſtarcke Freybeute-
rey an den Galliſchen Kuͤſten. Endlich fiel gar ein Schwarm Chaucen in Nie-
der-Germanien ein, etwan um die Zeit, da die Cheruſcer, Italum, zu ihrem Koͤ-
nige, machten. Domitius Corbulo, der in ſelbigem Jahre die Verwaltung von
Nieder-Germanien antrat, ſetzete ſich daher in Stand ſie zu paaren zu treiben.
Er ließ die Flotte wieder anrichten, und die Ruder-Schiffe muſten den Rhein her-
unter in See gehen: die andern Fahr-Zeuge aber durch den Graben, den Druſus
machen laſſen, und durch die Suͤder-See, zu ihnen ſtoſſen. Die Chaucen konn-
ten gegen die Roͤmiſche Flotte die See nicht halten; Corbulo ließ ihre Schiffe
verſencken, und Gannaſcus fluͤchtete tieffer ins Land. Corbulo bemuͤhete ſich
die verfallene Krieges-Zucht unter den Roͤmiſchen Soldaten herzuſtellen, und
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ſo ſeit der letzten Empoͤrung in ungeſtoͤhrter Freyheit geblieben waren, ſich wiede-
rum zu dem vormahligen Gehorſam bequehmeten2. Endlich verſuchte er auch die
Chaucen, ſo tieffer ins Land wohneten, zur Ubergabe zu bringen, und ſchickete einige
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aber die Chaucen dergeſtalt, daß auch diejenigen, ſo bereits mit den Roͤmern in
Tractaten geſtanden, wieder die Waffen ergriffen, und es ſich zum blutigen Krie-
ge anließ. Jn Rom war der Hof ſo unruhig uͤber dieſes Generals Gluͤck, und Tap-
ferkeit, daß ihm der Kaͤiſer Claudius Befehl zuſchickete, nichts weiter gegen die
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nerale geweſen.
Ungeachtet er aber den Krieg nicht fortſetzen doͤrffen, ſo verſtat-
tete ihm der Kaͤiſer doch alle die Ehren-Bezeugung, deren diejenigen, ſo wuͤrcklich
triumphiret, ſich zu erfreuen hatten3. Alſo ward damals der Arm des Rheins, ſo ſich
oberhalb der ietzigen Stadt Leyden in die See ergoß, zur Graͤntzen, angenommen,
welche das Roͤmiſche Reich, und deſſen Bundes-Genoſſen, die Batavier, von den

Teut-
2 [Beginn Spaltensatz] tacitvs Ann. L. XI. c. 19. Et natio Fri-
ſiorum, poſt rebellionem, clade L. Apronii coeptam, in-
fenſa, aut malefida, datis obſidibus conſedit apud
agros, a Corbulone deſcriptos. Idem Senatum, Ma-
giſtratus, leges impoſuit, ac ne iuſſa exuerent, prae-
ſidium immuniuit.
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muthmaſſet l.
c. p.
48. dieſes monumentum Corbulonis moͤchte
wohl das ietzige Groͤningen geweſen ſeyn.
3 tacitvs Ann. L. XI. c. 19. 20. Miſſis qui
maiores Chaucos ad deditionem pellicerent, ſimul
Gannaſcum dolo aggrederentur: nec irritae, et dege-
neres inſidiae fuere aduerſus transfugam, & uiolato-
rem fidei. Sed caede eius motae Chancorum mentes,
[Spaltenumbruch] & Corbulo ſemina rebellionis praebebat; ut laeta
apud plerosque, ita apud quosdam ſiniſtra ſama:
Cur hoſtem conciret? aduerſa in rempublicam ca-
ſura: ſin proſpere egiſſet, formidoloſum paci uirum
inſignem, & ignauo principi praegrauem. Igitur
Claudius adeo nouam in Germanias uim prohibuit,
ut referri praeſidia cis Rhenum iuberet. Iam caſtra
in hoſtili ſolo molienti Corbuloni, hae litterae red-
duntur. Ille re ſubita, quamquam multa ſimul of-
funderentur, metus ex imperatore, contemtio ex
barbaris, ludibrium apud ſocios; nibil aliud prolo-
cutus, quam beatos quondam duces Romanos! ſignum
receptui dedit.
dio L. LX. p. 685. A. Cn. Do-

[Ende Spaltensatz]
mitius
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[109/0143] bis zu Ende des Bataviſchen Krieges. XXVIII. Um eben die Zeit ſtiffteten die Chaucen Unruhe. Gannaſcus, ein Caninefate von Geburt, der lange Jahre den Roͤmern gedienet, hatte ſich bey ihnen niedergelaſſen, und trieb, mit leichten Fahrzeugen, ſtarcke Freybeute- rey an den Galliſchen Kuͤſten. Endlich fiel gar ein Schwarm Chaucen in Nie- der-Germanien ein, etwan um die Zeit, da die Cheruſcer, Italum, zu ihrem Koͤ- nige, machten. Domitius Corbulo, der in ſelbigem Jahre † die Verwaltung von Nieder-Germanien antrat, ſetzete ſich daher in Stand ſie zu paaren zu treiben. Er ließ die Flotte wieder anrichten, und die Ruder-Schiffe muſten den Rhein her- unter in See gehen: die andern Fahr-Zeuge aber durch den Graben, den Druſus machen laſſen, und durch die Suͤder-See, zu ihnen ſtoſſen. Die Chaucen konn- ten gegen die Roͤmiſche Flotte die See nicht halten; Corbulo ließ ihre Schiffe verſencken, und Gannaſcus fluͤchtete tieffer ins Land 1. Corbulo bemuͤhete ſich die verfallene Krieges-Zucht unter den Roͤmiſchen Soldaten herzuſtellen, und brachte die Roͤmiſchen Waffen dadurch wieder in ſolchen Ruff, daß die Frieſen, ſo ſeit der letzten Empoͤrung in ungeſtoͤhrter Freyheit geblieben waren, ſich wiede- rum zu dem vormahligen Gehorſam bequehmeten 2. Endlich verſuchte er auch die Chaucen, ſo tieffer ins Land wohneten, zur Ubergabe zu bringen, und ſchickete einige Leute aus, die Gannaſcum aus dem Wege raͤumen ſollten. Sein Tod erregete aber die Chaucen dergeſtalt, daß auch diejenigen, ſo bereits mit den Roͤmern in Tractaten geſtanden, wieder die Waffen ergriffen, und es ſich zum blutigen Krie- ge anließ. Jn Rom war der Hof ſo unruhig uͤber dieſes Generals Gluͤck, und Tap- ferkeit, daß ihm der Kaͤiſer Claudius Befehl zuſchickete, nichts weiter gegen die Teutſchen zu unternehmen, und ſo wohl die Legionen, als die Leute, ſo er hin und wieder in Beſatzung geleget, uͤber den Rhein zuruͤcke zu fuͤhren. Corbulo ſtund ſchon in Feindes Lande, als er dieſen Befehl erhielte. Er merckete wohl, wo er herruͤhrete, vollzog ihn aber ſo gleich, und ließ ſich gegen die Umſtehenden weiter nichts vernehmen, als, wie gluͤckſeelig ſind doch vormahls die Roͤmiſchen Ge- nerale geweſen. Ungeachtet er aber den Krieg nicht fortſetzen doͤrffen, ſo verſtat- tete ihm der Kaͤiſer doch alle die Ehren-Bezeugung, deren diejenigen, ſo wuͤrcklich triumphiret, ſich zu erfreuen hatten 3. Alſo ward damals der Arm des Rheins, ſo ſich oberhalb der ietzigen Stadt Leyden in die See ergoß, zur Graͤntzen, angenommen, welche das Roͤmiſche Reich, und deſſen Bundes-Genoſſen, die Batavier, von den Teut- Corbulo ſu- chet die Chau- cen zu bezwin- gen, und die Frieſen zu ge- winnen. † 1 2 tacitvs Ann. L. XI. c. 19. Et natio Fri- ſiorum, poſt rebellionem, clade L. Apronii coeptam, in- fenſa, aut malefida, datis obſidibus conſedit apud agros, a Corbulone deſcriptos. Idem Senatum, Ma- giſtratus, leges impoſuit, ac ne iuſſa exuerent, prae- ſidium immuniuit. altingivs muthmaſſet l. c. p. 48. dieſes monumentum Corbulonis moͤchte wohl das ietzige Groͤningen geweſen ſeyn. 3 tacitvs Ann. L. XI. c. 19. 20. Miſſis qui maiores Chaucos ad deditionem pellicerent, ſimul Gannaſcum dolo aggrederentur: nec irritae, et dege- neres inſidiae fuere aduerſus transfugam, & uiolato- rem fidei. Sed caede eius motae Chancorum mentes, & Corbulo ſemina rebellionis praebebat; ut laeta apud plerosque, ita apud quosdam ſiniſtra ſama: Cur hoſtem conciret? aduerſa in rempublicam ca- ſura: ſin proſpere egiſſet, formidoloſum paci uirum inſignem, & ignauo principi praegrauem. Igitur Claudius adeo nouam in Germanias uim prohibuit, ut referri praeſidia cis Rhenum iuberet. Iam caſtra in hoſtili ſolo molienti Corbuloni, hae litterae red- duntur. Ille re ſubita, quamquam multa ſimul of- funderentur, metus ex imperatore, contemtio ex barbaris, ludibrium apud ſocios; nibil aliud prolo- cutus, quam beatos quondam duces Romanos! ſignum receptui dedit. dio L. LX. p. 685. A. Cn. Do- mitius O 3

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Zitationshilfe: Mascov, Johann Jakob: Geschichte der Teutschen. Bd. 1. Leipzig, 1726, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mascov_geschichte01_1726/143>, abgerufen am 19.05.2024.