"Vielleicht befördert er sie. Ich habe nach Wein geschickt."
"Wieder?"
"Ja. Nach persischem. Reißt einen Elefanten nieder. Süß wie Honig und stark wie ein Löwe!"
"Well! Trinke auch persischen!"
"Habe dafür gesorgt, daß für euch auch da ist. Ich werde die beiden Leute lustig machen, und dann werden wir sehen, was zu thun ist."
Nun ging ich in die Küche und ließ Feuer machen. Ehe es ordentlich brannte, kam Halef zurück. Er brachte ein großes Gefäß des gefährlichen Trankes. Ich setzte einen Topf voll davon über das Feuer und empfahl ihn der Fürsorge Mersinahs. Dann kehrte ich zum Engländer zurück.
"Hier ist Perser! Aber gebt Gläser her; sie sind bei Euch."
Als ich in meine Stube trat, blickten mir die beiden Türken erwartungsvoll entgegen.
"Hier bringe ich die Medizin, Mutesselim. Koste sie zunächst, da sie kalt ist. Dann sollst du auch sehen, wie sie das Herz begeistert, wenn man sie heiß genießt."
„Emir, nun iſt es aus!“ empfing mich dieſer.
„Nein, ſondern nun geht es an!“
„Aber du erhältſt nun den Schlüſſel nicht!“
„Vielleicht brauche ich ihn gar nicht. Harre nur ge- duldig aus.“
„Vielleicht befördert er ſie. Ich habe nach Wein geſchickt.“
„Wieder?“
„Ja. Nach perſiſchem. Reißt einen Elefanten nieder. Süß wie Honig und ſtark wie ein Löwe!“
„Well! Trinke auch perſiſchen!“
„Habe dafür geſorgt, daß für euch auch da iſt. Ich werde die beiden Leute luſtig machen, und dann werden wir ſehen, was zu thun iſt.“
Nun ging ich in die Küche und ließ Feuer machen. Ehe es ordentlich brannte, kam Halef zurück. Er brachte ein großes Gefäß des gefährlichen Trankes. Ich ſetzte einen Topf voll davon über das Feuer und empfahl ihn der Fürſorge Merſinahs. Dann kehrte ich zum Engländer zurück.
„Hier iſt Perſer! Aber gebt Gläſer her; ſie ſind bei Euch.“
Als ich in meine Stube trat, blickten mir die beiden Türken erwartungsvoll entgegen.
„Hier bringe ich die Medizin, Muteſſelim. Koſte ſie zunächſt, da ſie kalt iſt. Dann ſollſt du auch ſehen, wie ſie das Herz begeiſtert, wenn man ſie heiß genießt.“
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„Emir, nun iſt es aus!“ empfing mich dieſer.
„Nein, ſondern nun geht es an!“
„Aber du erhältſt nun den Schlüſſel nicht!“
„Vielleicht brauche ich ihn gar nicht. Harre nur ge-
duldig aus.“
Auch Lindſay kam geſchlichen.
„Von meinem Tabak geholt! Wer raucht ihn?“
„Der Kommandant.“
„Sehr gut! Trinkt meinen Wein, raucht meinen
Tabak! Ausgezeichnet!“
„Warum ſollte er nicht?“
„Mag zu Hauſe bleiben! Flucht nicht ſtören!“
„Vielleicht befördert er ſie. Ich habe nach Wein geſchickt.“
„Wieder?“
„Ja. Nach perſiſchem. Reißt einen Elefanten nieder.
Süß wie Honig und ſtark wie ein Löwe!“
„Well! Trinke auch perſiſchen!“
„Habe dafür geſorgt, daß für euch auch da iſt. Ich
werde die beiden Leute luſtig machen, und dann werden
wir ſehen, was zu thun iſt.“
Nun ging ich in die Küche und ließ Feuer machen.
Ehe es ordentlich brannte, kam Halef zurück. Er brachte
ein großes Gefäß des gefährlichen Trankes. Ich ſetzte
einen Topf voll davon über das Feuer und empfahl ihn
der Fürſorge Merſinahs. Dann kehrte ich zum Engländer
zurück.
„Hier iſt Perſer! Aber gebt Gläſer her; ſie ſind bei
Euch.“
Als ich in meine Stube trat, blickten mir die beiden
Türken erwartungsvoll entgegen.
„Hier bringe ich die Medizin, Muteſſelim. Koſte ſie
zunächſt, da ſie kalt iſt. Dann ſollſt du auch ſehen, wie
ſie das Herz begeiſtert, wenn man ſie heiß genießt.“
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May, Karl: Durchs Wilde Kurdistan. Freiburg (Breisgau), [1892], S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/may_kurdistan_1892/314>, abgerufen am 15.05.2024.
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