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Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843.

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aus herfürgegangen durch die beiden holländischen Kauf¬
leut.

Q. Wie diese Kaufleut geheißen?

R. Dieterich von Pehnen und Jakob Kiekebusch,
wären aber, wie wir durch einen Schiffer in Erfahrung
gezogen in Stettin an der Pest verstorben.

Q. Warumb wir solchen Fund verschwiegen?

R. Aus Furcht für unserm Feind, dem Amtshaubt¬
mann, so dem Anschein nach uns zum Hungerstode ver¬
dammet, indeme er der Gemeind verboten, uns nichts
mehr bei harter Pön zu verabreichen, und wölle er ihr
schon einen bessern Priester zuweisen.

Hierauf sahe Dn. Consul wieder den Amtshaubt¬
mann scharf ins Angesicht, welcher zur Antwort gab:
daß er solches in alleweg gesaget, angesehen der Prie¬
ster ihn fast abscheulich abgekanzelt, daß er aber auch
gar wohl gewußt, es sei noch weit mit ihm vom Hun¬
gerstod.

Q. Woher so viel Birnstein in den Streckelberg
käm? Sie sölle nur gestehn, daß ihr der Teufel solchen
zugetragen.

R. Davon wisse sie nichts. Doch hätte es alldor¬
ten eine große Ader von Birnstein, wie sie männiglich
noch heute zeigen könnte, und hätte sie ihn daraus ge¬
brochen, das Loch aber wieder mit tännin Zweigen wohl
verwahret, daß man es nit finden müge.

Q. Wann sie in den Berg gangen wäre, des Tags
oder des Nachts?

aus herfürgegangen durch die beiden holländiſchen Kauf¬
leut.

Q. Wie dieſe Kaufleut geheißen?

R. Dieterich von Pehnen und Jakob Kiekebuſch,
wären aber, wie wir durch einen Schiffer in Erfahrung
gezogen in Stettin an der Peſt verſtorben.

Q. Warumb wir ſolchen Fund verſchwiegen?

R. Aus Furcht für unſerm Feind, dem Amtshaubt¬
mann, ſo dem Anſchein nach uns zum Hungerstode ver¬
dammet, indeme er der Gemeind verboten, uns nichts
mehr bei harter Pön zu verabreichen, und wölle er ihr
ſchon einen beſſern Prieſter zuweiſen.

Hierauf ſahe Dn. Conſul wieder den Amtshaubt¬
mann ſcharf ins Angeſicht, welcher zur Antwort gab:
daß er ſolches in alleweg geſaget, angeſehen der Prie¬
ſter ihn faſt abſcheulich abgekanzelt, daß er aber auch
gar wohl gewußt, es ſei noch weit mit ihm vom Hun¬
gerstod.

Q. Woher ſo viel Birnſtein in den Streckelberg
käm? Sie ſölle nur geſtehn, daß ihr der Teufel ſolchen
zugetragen.

R. Davon wiſſe ſie nichts. Doch hätte es alldor¬
ten eine große Ader von Birnſtein, wie ſie männiglich
noch heute zeigen könnte, und hätte ſie ihn daraus ge¬
brochen, das Loch aber wieder mit tännin Zweigen wohl
verwahret, daß man es nit finden müge.

Q. Wann ſie in den Berg gangen wäre, des Tags
oder des Nachts?

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[144/0160] aus herfürgegangen durch die beiden holländiſchen Kauf¬ leut. Q. Wie dieſe Kaufleut geheißen? R. Dieterich von Pehnen und Jakob Kiekebuſch, wären aber, wie wir durch einen Schiffer in Erfahrung gezogen in Stettin an der Peſt verſtorben. Q. Warumb wir ſolchen Fund verſchwiegen? R. Aus Furcht für unſerm Feind, dem Amtshaubt¬ mann, ſo dem Anſchein nach uns zum Hungerstode ver¬ dammet, indeme er der Gemeind verboten, uns nichts mehr bei harter Pön zu verabreichen, und wölle er ihr ſchon einen beſſern Prieſter zuweiſen. Hierauf ſahe Dn. Conſul wieder den Amtshaubt¬ mann ſcharf ins Angeſicht, welcher zur Antwort gab: daß er ſolches in alleweg geſaget, angeſehen der Prie¬ ſter ihn faſt abſcheulich abgekanzelt, daß er aber auch gar wohl gewußt, es ſei noch weit mit ihm vom Hun¬ gerstod. Q. Woher ſo viel Birnſtein in den Streckelberg käm? Sie ſölle nur geſtehn, daß ihr der Teufel ſolchen zugetragen. R. Davon wiſſe ſie nichts. Doch hätte es alldor¬ ten eine große Ader von Birnſtein, wie ſie männiglich noch heute zeigen könnte, und hätte ſie ihn daraus ge¬ brochen, das Loch aber wieder mit tännin Zweigen wohl verwahret, daß man es nit finden müge. Q. Wann ſie in den Berg gangen wäre, des Tags oder des Nachts?

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Zitationshilfe: Meinhold, Wilhelm: Maria Schweidler die Bernsteinhexe. Berlin, 1843, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meinhold_bernsteinhexe_1843/160>, abgerufen am 06.05.2024.