Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796."aufs Grab hin, und sagt mir: Sie sei er- Man fand diese Bitte sehr unstatthaft; man J i 2
„aufs Grab hin, und ſagt mir: Sie ſei er- Man fand dieſe Bitte ſehr unſtatthaft; man J i 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0507" n="499"/> „aufs Grab hin, und ſagt mir: Sie ſei er-<lb/> „mordet worden. Es iſt freilich nur ein<lb/> „Traum. Aber zu meiner Beruhigung er-<lb/> „laubt mir nur das einzige, daß ich ſie noch<lb/> „einmal ausgraben und beſichtigen laſſen<lb/> „darf!“</p><lb/> <p>Man fand dieſe Bitte ſehr unſtatthaft; man<lb/> war eben im Begriff ſie ihm ganz abzuſchlagen,<lb/> als der gebeugte Vater bei ſeinem Verlangen<lb/> noch einen Vorſprecher fand; und dieſer war —<lb/> der Schulze ſelbſt. „Bei dieſem Todesfall<lb/> „habe Niemand,“ ſagte er, „ſo viel oder we-<lb/> „nigſtens mehr, als Er, verloren. Das Leben<lb/> „der Erblichnen mit zwei Drittheilen ſeines<lb/> „Vermoͤgens zu erkaufen, ſei er gern bereit.<lb/> „Auch ihm, wenn er oft fuͤr ſich allein nach-<lb/> „denke: wie unerwartet ihn dieſer Schlag ge-<lb/> „troffen; dann ſei ihm auf Augenblicke: als<lb/> „waͤre dies alles unmoͤglich! als waͤre die Ge-<lb/> „ſtorbne nicht todt! Um ſo minder koͤnne der<lb/> „Schmerz des Vaters ihn befremden; und<lb/> „ſelbſt der Verdacht der Ermordung ihn be-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">J i 2</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [499/0507]
„aufs Grab hin, und ſagt mir: Sie ſei er-
„mordet worden. Es iſt freilich nur ein
„Traum. Aber zu meiner Beruhigung er-
„laubt mir nur das einzige, daß ich ſie noch
„einmal ausgraben und beſichtigen laſſen
„darf!“
Man fand dieſe Bitte ſehr unſtatthaft; man
war eben im Begriff ſie ihm ganz abzuſchlagen,
als der gebeugte Vater bei ſeinem Verlangen
noch einen Vorſprecher fand; und dieſer war —
der Schulze ſelbſt. „Bei dieſem Todesfall
„habe Niemand,“ ſagte er, „ſo viel oder we-
„nigſtens mehr, als Er, verloren. Das Leben
„der Erblichnen mit zwei Drittheilen ſeines
„Vermoͤgens zu erkaufen, ſei er gern bereit.
„Auch ihm, wenn er oft fuͤr ſich allein nach-
„denke: wie unerwartet ihn dieſer Schlag ge-
„troffen; dann ſei ihm auf Augenblicke: als
„waͤre dies alles unmoͤglich! als waͤre die Ge-
„ſtorbne nicht todt! Um ſo minder koͤnne der
„Schmerz des Vaters ihn befremden; und
„ſelbſt der Verdacht der Ermordung ihn be-
J i 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/507 |
Zitationshilfe: | Meißner, August Gottlieb: Kriminal Geschichten. Wien, 1796, S. 499. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_krimi_1796/507>, abgerufen am 16.06.2024. |