Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Melander, Otto: [Joco-seria] Das ander theil dieses Schimpff vnd Ernsts. Bd. 2. Lich, 1605.

Bild:
<< vorherige Seite
CXII. Von Xenocrate vnd seiner
keuschheit.

XEnocrates Chalcedonius ein Discipel Platonis
der ist so eines keuschen züchtigen lebens gewe-
sen/ darumb/ als er eine vberauß schöne Osthenien-
sische Concubin/ Phrine genant/ mit etlichen Jun-
gen Gesellen wettete/ sie wolt den Xenocratem wol
zu fall bringen. Als sie nun so viel vergünstigung
bekan/ dz sie sich an ein ort in sein Beth zu jm gelegt/
vnd sich mit vielen freundlichen geberden gegen jm er-
zeigete/ hat sie jn mit nichten bewegen können. Als
die jüngling die gewonnent wette von jr gefordert/
hat sie jhnen diese höffliche antwort gegeben: Sie
hette von einem Manns bilde mit jhnen gewettet/
vnd nit von einem klotze oder Holtze.

XCIII. Von einem andern deßgleichen.

EJn Kriegsknecht des Keysers Decij/ noch ein
Junger Geselle/ vnd ein Christ/ der erstlich vmb
Christi willen etliche Peinigung erlitten. Dieser
ward in einem schönen lustbaren garten/ dardurch
ein fliessend Rauschent Wasser flosse/ vnd die schön-
sten bäume waren/ auff ein Beth gelegt/ vnd damit
er sich nicht auß demselben werffen/ oder darauß
kommen könte/ wurde er mit seidenen banden dar-
ein gebunden. Da er nun also allein/ vnd jederman
von dannen war/ kam durch geheiß vnd anstifftung
des Richters/ ein schön vnzüchtig Weib/ die sich
auffs aller freundlichste mit hertzen vnd küssen ge-
gen jm erzeiget/ begriff jn/ vnd leget sich zu jm. Aber
der Kriegsknecht/ damit jn die fleischliche lust nicht
zu fall brechte/ vnnd ein schmertz solches hindern
möchte/ hat er jhm die zunge abgebissen/ vnnd die
in der Bestien angesicht gespeyet/ vnnd also vber-
wunden.

Von
CXII. Von Xenocrate vnd ſeiner
keuſchheit.

XEnocrates Chalcedonius ein Diſcipel Platonis
der iſt ſo eines keuſchen zuͤchtigen lebens gewe-
ſen/ darumb/ als er eine vberauß ſchoͤne Oſthenien-
ſiſche Concubin/ Phrine genant/ mit etlichen Jun-
gen Geſellen wettete/ ſie wolt den Xenocratem wol
zu fall bringen. Als ſie nun ſo viel verguͤnſtigung
bekã/ dz ſie ſich an ein ort in ſein Beth zu jm gelegt/
vnd ſich mit vielen freũdlichen geberdẽ gegen jm er-
zeigete/ hat ſie jn mit nichten bewegen koͤnnen. Als
die juͤngling die gewonnent wette von jr gefordert/
hat ſie jhnen dieſe hoͤffliche antwort gegeben: Sie
hette von einem Manns bilde mit jhnen gewettet/
vnd nit von einem klotze oder Holtze.

XCIII. Von einem andern deßgleichẽ.

EJn Kriegsknecht des Keyſers Decij/ noch ein
Junger Geſelle/ vnd ein Chriſt/ der erſtlich vmb
Chriſti willen etliche Peinigung erlitten. Dieſer
ward in einem ſchoͤnen luſtbaren garten/ dardurch
ein flieſſend Rauſchent Waſſer floſſe/ vñ die ſchoͤn-
ſten baͤume waren/ auff ein Beth gelegt/ vnd damit
er ſich nicht auß demſelben werffen/ oder darauß
kommen koͤnte/ wurde er mit ſeidenen banden dar-
ein gebunden. Da er nun alſo allein/ vnd jederman
von dannen war/ kam durch geheiß vnd anſtifftung
des Richters/ ein ſchoͤn vnzuͤchtig Weib/ die ſich
auffs aller freundlichſte mit hertzen vnd kuͤſſen ge-
gen jm erzeiget/ begriff jn/ vnd leget ſich zu jm. Aber
der Kriegsknecht/ damit jn die fleiſchliche luſt nicht
zu fall brechte/ vnnd ein ſchmertz ſolches hindern
moͤchte/ hat er jhm die zunge abgebiſſen/ vnnd die
in der Beſtien angeſicht geſpeyet/ vnnd alſo vber-
wunden.

Von
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0111" n="107"/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">CXII.</hi></hi> Von Xenocrate vnd &#x017F;einer<lb/>
keu&#x017F;chheit.</hi> </head><lb/>
        <p><hi rendition="#in">X</hi>Enocrates Chalcedonius ein Di&#x017F;cipel Platonis<lb/>
der i&#x017F;t &#x017F;o eines keu&#x017F;chen zu&#x0364;chtigen lebens gewe-<lb/>
&#x017F;en/ darumb/ als er eine vberauß &#x017F;cho&#x0364;ne O&#x017F;thenien-<lb/>
&#x017F;i&#x017F;che Concubin/ Phrine genant/ mit etlichen Jun-<lb/>
gen Ge&#x017F;ellen wettete/ &#x017F;ie wolt den Xenocratem wol<lb/>
zu fall bringen. Als &#x017F;ie nun &#x017F;o viel vergu&#x0364;n&#x017F;tigung<lb/>
beka&#x0303;/ dz &#x017F;ie &#x017F;ich an ein ort in &#x017F;ein Beth zu jm gelegt/<lb/>
vnd &#x017F;ich mit vielen freu&#x0303;dlichen geberde&#x0303; gegen jm er-<lb/>
zeigete/ hat &#x017F;ie jn mit nichten bewegen ko&#x0364;nnen. Als<lb/>
die ju&#x0364;ngling die gewonnent wette von jr gefordert/<lb/>
hat &#x017F;ie jhnen die&#x017F;e ho&#x0364;ffliche antwort gegeben: Sie<lb/>
hette von einem Manns bilde mit jhnen gewettet/<lb/>
vnd nit von einem klotze oder Holtze.</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">XCIII.</hi></hi> Von einem andern deßgleiche&#x0303;.</hi> </head><lb/>
        <p><hi rendition="#in">E</hi>Jn Kriegsknecht des Key&#x017F;ers Decij/ noch ein<lb/>
Junger Ge&#x017F;elle/ vnd ein Chri&#x017F;t/ der er&#x017F;tlich vmb<lb/>
Chri&#x017F;ti willen etliche Peinigung erlitten. Die&#x017F;er<lb/>
ward in einem &#x017F;cho&#x0364;nen lu&#x017F;tbaren garten/ dardurch<lb/>
ein flie&#x017F;&#x017F;end Rau&#x017F;chent Wa&#x017F;&#x017F;er flo&#x017F;&#x017F;e/ vn&#x0303; die &#x017F;cho&#x0364;n-<lb/>
&#x017F;ten ba&#x0364;ume waren/ auff ein Beth gelegt/ vnd damit<lb/>
er &#x017F;ich nicht auß dem&#x017F;elben werffen/ oder darauß<lb/>
kommen ko&#x0364;nte/ wurde er mit &#x017F;eidenen banden dar-<lb/>
ein gebunden. Da er nun al&#x017F;o allein/ vnd jederman<lb/>
von dannen war/ kam durch geheiß vnd an&#x017F;tifftung<lb/>
des Richters/ ein &#x017F;cho&#x0364;n vnzu&#x0364;chtig Weib/ die &#x017F;ich<lb/>
auffs aller freundlich&#x017F;te mit hertzen vnd ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;en ge-<lb/>
gen jm erzeiget/ begriff jn/ vnd leget &#x017F;ich zu jm. Aber<lb/>
der Kriegsknecht/ damit jn die flei&#x017F;chliche lu&#x017F;t nicht<lb/>
zu fall brechte/ vnnd ein &#x017F;chmertz &#x017F;olches hindern<lb/>
mo&#x0364;chte/ hat er jhm die zunge abgebi&#x017F;&#x017F;en/ vnnd die<lb/>
in der Be&#x017F;tien ange&#x017F;icht ge&#x017F;peyet/ vnnd al&#x017F;o vber-<lb/>
wunden.</p>
      </div><lb/>
      <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Von</hi> </fw><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[107/0111] CXII. Von Xenocrate vnd ſeiner keuſchheit. XEnocrates Chalcedonius ein Diſcipel Platonis der iſt ſo eines keuſchen zuͤchtigen lebens gewe- ſen/ darumb/ als er eine vberauß ſchoͤne Oſthenien- ſiſche Concubin/ Phrine genant/ mit etlichen Jun- gen Geſellen wettete/ ſie wolt den Xenocratem wol zu fall bringen. Als ſie nun ſo viel verguͤnſtigung bekã/ dz ſie ſich an ein ort in ſein Beth zu jm gelegt/ vnd ſich mit vielen freũdlichen geberdẽ gegen jm er- zeigete/ hat ſie jn mit nichten bewegen koͤnnen. Als die juͤngling die gewonnent wette von jr gefordert/ hat ſie jhnen dieſe hoͤffliche antwort gegeben: Sie hette von einem Manns bilde mit jhnen gewettet/ vnd nit von einem klotze oder Holtze. XCIII. Von einem andern deßgleichẽ. EJn Kriegsknecht des Keyſers Decij/ noch ein Junger Geſelle/ vnd ein Chriſt/ der erſtlich vmb Chriſti willen etliche Peinigung erlitten. Dieſer ward in einem ſchoͤnen luſtbaren garten/ dardurch ein flieſſend Rauſchent Waſſer floſſe/ vñ die ſchoͤn- ſten baͤume waren/ auff ein Beth gelegt/ vnd damit er ſich nicht auß demſelben werffen/ oder darauß kommen koͤnte/ wurde er mit ſeidenen banden dar- ein gebunden. Da er nun alſo allein/ vnd jederman von dannen war/ kam durch geheiß vnd anſtifftung des Richters/ ein ſchoͤn vnzuͤchtig Weib/ die ſich auffs aller freundlichſte mit hertzen vnd kuͤſſen ge- gen jm erzeiget/ begriff jn/ vnd leget ſich zu jm. Aber der Kriegsknecht/ damit jn die fleiſchliche luſt nicht zu fall brechte/ vnnd ein ſchmertz ſolches hindern moͤchte/ hat er jhm die zunge abgebiſſen/ vnnd die in der Beſtien angeſicht geſpeyet/ vnnd alſo vber- wunden. Von

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria02_1605
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria02_1605/111
Zitationshilfe: Melander, Otto: [Joco-seria] Das ander theil dieses Schimpff vnd Ernsts. Bd. 2. Lich, 1605, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria02_1605/111>, abgerufen am 29.04.2024.