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Melander, Otto: [Joco-seria] Das ander theil dieses Schimpff vnd Ernsts. Bd. 2. Lich, 1605.

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CV. Von einem Jungen Edelman.

EJn fürnehmer Potentat hatt auff eine zeit
ein Jungen Edelman auß geschickt/ daß
er jhm dreysig tausent Thaler zuwegen
bringen solte/ als er sie bekompt/ vber ant-
wortet er seinem Herrn fünff vnd zwantzig tausendt.
Er wird aber verrathen/ vnd für seinen Herren ge-
fordert/ der jn hart zu rede setzet/ wie es komme/ daß
er dreysig tausent Thaler eingezogen/ vnd jm nicht
mehr den fünff vnd zwantzig tausent zugestelt habe/
da entschuldiget er sich mit deß vngerechten Hauß-
halters grieff/ vnd spricht: Aller gnedigster Herr/ es
ist war/ das ich dreysig tausent Thaler auff euwer
Majestat Brieff vnd Siegel eingenommen/ vnd euch
nur fünff vnd zwantzig tausent zugestalt/ daß mirs
aber in der rechnung nit zutreffen will/ ist die schuld
das ich solche Regulam falsi nie gelernet/ vnd bin ich
zu jung solche Rechnung zu stellen/ E. M. frage die
alten gesellen (weisete also auff die alten Officirer)
die werden E. M. die Rechnung wol machen/ sin-
temal der sie gewohnet/ vnd offt getrieben dieser Herr
ließ jm die höffliche antwort des jungen Edelmans/
damit die Hoffdiebe höfflichen bezalet/ wol-
gefallen/ ob er gleich den list vnd betrug nicht appro-
bir[e]t.

CVI. Von einem Kriegsobersten.

EJn Kriegsoberster/ welcher von einen Po-
tentaten eine treffliche Summa gelt zu ei-
ner Kriegs Expedition empfangen hatte.
Nach dem aber der zug zu rucke gieng/ be-
hielt der Oberste dz gelt bey sich/ auff eine gute zeit
bernach/ fordert jn der Herr zur Rechnung/ er geste-
het. Da der Herr einwendet/ weil auß dem Kriege
nit worden/ soll er das gelt wider in die Kammer lief-
fern/ des beschweret sich d Kriegsman/ wendet ein/

es sey
CV. Von einem Jungen Edelman.

EJn fuͤrnehmer Potentat hatt auff eine zeit
ein Jungen Edelman auß geſchickt/ daß
er jhm dreyſig tauſent Thaler zuwegen
bringen ſolte/ als er ſie bekompt/ vber ant-
wortet er ſeinem Herꝛn fuͤnff vnd zwantzig tauſendt.
Er wird aber verrathen/ vnd fuͤr ſeinen Herꝛen ge-
fordert/ der jn hart zu rede ſetzet/ wie es komme/ daß
er dreyſig tauſent Thaler eingezogen/ vnd jm nicht
mehr den fuͤnff vnd zwantzig tauſent zugeſtelt habe/
da entſchuldiget er ſich mit deß vngerechten Hauß-
halters grieff/ vnd ſpricht: Aller gnedigſter Herꝛ/ es
iſt war/ das ich dreyſig tauſent Thaler auff euwer
Majeſtat Brieff vnd Siegel eingenom̃en/ vñ euch
nur fuͤnff vnd zwantzig tauſent zugeſtalt/ daß mirs
aber in der rechnung nit zutreffen will/ iſt die ſchuld
das ich ſolche Regulam falſi nie gelernet/ vñ bin ich
zu jung ſolche Rechnung zu ſtellen/ E. M. frage die
alten geſellen (weiſete alſo auff die alten Officirer)
die werden E. M. die Rechnung wol machen/ ſin-
temal der ſie gewohnet/ vñ offt getrieben dieſer Herꝛ
ließ jm die hoͤffliche antwort des jungen Edelmans/
damit die Hoffdiebe hoͤfflichen bezalet/ wol-
gefallen/ ob er gleich den liſt vnd betrug nicht appro-
bir[e]t.

CVI. Von einem Kriegsoberſten.

EJn Kriegsoberſter/ welcher von einẽ Po-
tentaten eine treffliche Summa gelt zu ei-
ner Kriegs Expedition empfangen hatte.
Nach dem aber der zug zu růcke gieng/ be-
hielt der Oberſte dz gelt bey ſich/ auff eine gute zeit
bernach/ fordert jn der Herꝛ zur Rechnung/ er geſte-
het. Da der Herꝛ einwendet/ weil auß dem Kriege
nit worden/ ſoll er das gelt wider in die Kam̃er lief-
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[118/0122] CV. Von einem Jungen Edelman. EJn fuͤrnehmer Potentat hatt auff eine zeit ein Jungen Edelman auß geſchickt/ daß er jhm dreyſig tauſent Thaler zuwegen bringen ſolte/ als er ſie bekompt/ vber ant- wortet er ſeinem Herꝛn fuͤnff vnd zwantzig tauſendt. Er wird aber verrathen/ vnd fuͤr ſeinen Herꝛen ge- fordert/ der jn hart zu rede ſetzet/ wie es komme/ daß er dreyſig tauſent Thaler eingezogen/ vnd jm nicht mehr den fuͤnff vnd zwantzig tauſent zugeſtelt habe/ da entſchuldiget er ſich mit deß vngerechten Hauß- halters grieff/ vnd ſpricht: Aller gnedigſter Herꝛ/ es iſt war/ das ich dreyſig tauſent Thaler auff euwer Majeſtat Brieff vnd Siegel eingenom̃en/ vñ euch nur fuͤnff vnd zwantzig tauſent zugeſtalt/ daß mirs aber in der rechnung nit zutreffen will/ iſt die ſchuld das ich ſolche Regulam falſi nie gelernet/ vñ bin ich zu jung ſolche Rechnung zu ſtellen/ E. M. frage die alten geſellen (weiſete alſo auff die alten Officirer) die werden E. M. die Rechnung wol machen/ ſin- temal der ſie gewohnet/ vñ offt getrieben dieſer Herꝛ ließ jm die hoͤffliche antwort des jungen Edelmans/ damit die Hoffdiebe hoͤfflichen bezalet/ wol- gefallen/ ob er gleich den liſt vnd betrug nicht appro- biret. CVI. Von einem Kriegsoberſten. EJn Kriegsoberſter/ welcher von einẽ Po- tentaten eine treffliche Summa gelt zu ei- ner Kriegs Expedition empfangen hatte. Nach dem aber der zug zu růcke gieng/ be- hielt der Oberſte dz gelt bey ſich/ auff eine gute zeit bernach/ fordert jn der Herꝛ zur Rechnung/ er geſte- het. Da der Herꝛ einwendet/ weil auß dem Kriege nit worden/ ſoll er das gelt wider in die Kam̃er lief- fern/ des beſchweret ſich ď Kriegsman/ wendet ein/ es ſey

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Zitationshilfe: Melander, Otto: [Joco-seria] Das ander theil dieses Schimpff vnd Ernsts. Bd. 2. Lich, 1605, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria02_1605/122>, abgerufen am 28.04.2024.