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Melander, Otto: [Joco-seria] Das ander theil dieses Schimpff vnd Ernsts. Bd. 2. Lich, 1605.

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Meister den Bettler schur/ vnnd die Stuben voll
aller hand vuräths machet/ stieß sie das Fenster zu/
deßgleichen die Thur/ erwischt ein Osengabel/ klop-
den Hund wol damit/ daß er sehr erbärmlich schrey:
Der Bettler hört diß/ vnd sagt: Ach du lieber Gott/
diesen wirdt man auch vmb Gottes willen schcern:
Wil damit zunerstehen geben/ er werde vom Bal-
birer nicht viel freundlicher empfangen/ als der
von der Frawen empfangen werde. Bald gehet er
ohn eintzige Dancksagung hinweg/ sagt dem Bal-
birer gute nacht: Sagt/ er wölle sein lebenlang jhn
nicht mehr vmb das Balbiren an sprechen/ noch jr-
gend solcher weiß beschwerlich seyn.

CCCXXXIV. Von gemeltem Bal-
birer vnd einem Bawersmann von
Orphterode.

ANgedeuter Balbirer hat etlich sein er Freun-
de/ die er zu balbieren pflegte/ zu gast: Da nu
das Morgenmal gehalten/ vnnd sie anfien-
gen einander zu zutrincken (dann es war
eben Fastnacht) begibt sichs/ daß ein viereckichter
grober Bawer/ welcher auß der Altendorsser Su-
den Saltz nach Cassel führe/ vnuersehens die Stu-
ben hinein gehet/ vnd sie also an redet: Gott ehr och
de Gesellen/ welcher vnger och es der Schärer?
Vber diß groben gruß lachten sie wol: Darnach
sihet der Eltest vnder jhnen/ ein vornemmer Herr/
fawer/ vnd spricht zu jhm/ ich bin der Schärer/ beut
jhm ein Glaß/ vnd heißt jhn trincken. Der Seltzer
nimbt das Glaß/ welches zimlich groß war/ vnnd
seufft es rein auß/ daß nicht ein tropff darinn bleib/
gab es gemeltem vornemen Herrn wider/ vnd spracht
Mich dorste/ darumb hab ichs ryn außgesoffen/
wie de sehet. Es ist bey Gott gut Wyn/ Gott lohn

och.

Meiſter den Bettler ſchur/ vnnd die Stuben voll
aller hand vuraͤths machet/ ſtieß ſie das Fenſter zu/
deßgleichen die Thůr/ erwiſcht ein Oſengabel/ klop-
den Hund wol damit/ daß er ſehr erbaͤrmlich ſchrey:
Der Bettler hoͤrt diß/ vñ ſagt: Ach du lieber Gott/
dieſen wirdt man auch vmb Gottes willen ſchcern:
Wil damit zunerſtehen geben/ er werde vom Bal-
birer nicht viel freundlicher empfangen/ als der
von der Frawen empfangen werde. Bald gehet er
ohn eintzige Danckſagung hinweg/ ſagt dem Bal-
birer gute nacht: Sagt/ er woͤlle ſein lebenlang jhn
nicht mehr vmb das Balbiren an ſprechen/ noch jr-
gend ſolcher weiß beſchwerlich ſeyn.

CCCXXXIV. Von gemeltem Bal-
birer vnd einem Bawersmann von
Orphterode.

ANgedeuter Balbirer hat etlich ſein er Freun-
de/ die er zu balbieren pflegte/ zu gaſt: Da nu
das Morgenmal gehalten/ vnnd ſie anfien-
gen einander zu zutrincken (dann es war
eben Faſtnacht) begibt ſichs/ daß ein viereckichter
grober Bawer/ welcher auß der Altendorſſer Su-
den Saltz nach Caſſel fuͤhre/ vnuerſehens die Stu-
ben hinein gehet/ vnd ſie alſo an redet: Gott ehr och
de Geſellen/ welcher vnger och es der Schaͤrer?
Vber diß groben gruß lachten ſie wol: Darnach
ſihet der Elteſt vnder jhnen/ ein vornemmer Herr/
fawer/ vnd ſpricht zu jhm/ ich bin der Schaͤrer/ beut
jhm ein Glaß/ vnd heißt jhn trincken. Der Seltzer
nimbt das Glaß/ welches zimlich groß war/ vnnd
ſeufft es rein auß/ daß nicht ein tropff darinn bleib/
gab es gemeltem vornemẽ Herrn wider/ vñ ſpracht
Mich dorſte/ darumb hab ichs ryn außgeſoffen/
wie de ſehet. Es iſt bey Gott gut Wyn/ Gott lohn

och.
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[360/0386] Meiſter den Bettler ſchur/ vnnd die Stuben voll aller hand vuraͤths machet/ ſtieß ſie das Fenſter zu/ deßgleichen die Thůr/ erwiſcht ein Oſengabel/ klop- den Hund wol damit/ daß er ſehr erbaͤrmlich ſchrey: Der Bettler hoͤrt diß/ vñ ſagt: Ach du lieber Gott/ dieſen wirdt man auch vmb Gottes willen ſchcern: Wil damit zunerſtehen geben/ er werde vom Bal- birer nicht viel freundlicher empfangen/ als der von der Frawen empfangen werde. Bald gehet er ohn eintzige Danckſagung hinweg/ ſagt dem Bal- birer gute nacht: Sagt/ er woͤlle ſein lebenlang jhn nicht mehr vmb das Balbiren an ſprechen/ noch jr- gend ſolcher weiß beſchwerlich ſeyn. CCCXXXIV. Von gemeltem Bal- birer vnd einem Bawersmann von Orphterode. ANgedeuter Balbirer hat etlich ſein er Freun- de/ die er zu balbieren pflegte/ zu gaſt: Da nu das Morgenmal gehalten/ vnnd ſie anfien- gen einander zu zutrincken (dann es war eben Faſtnacht) begibt ſichs/ daß ein viereckichter grober Bawer/ welcher auß der Altendorſſer Su- den Saltz nach Caſſel fuͤhre/ vnuerſehens die Stu- ben hinein gehet/ vnd ſie alſo an redet: Gott ehr och de Geſellen/ welcher vnger och es der Schaͤrer? Vber diß groben gruß lachten ſie wol: Darnach ſihet der Elteſt vnder jhnen/ ein vornemmer Herr/ fawer/ vnd ſpricht zu jhm/ ich bin der Schaͤrer/ beut jhm ein Glaß/ vnd heißt jhn trincken. Der Seltzer nimbt das Glaß/ welches zimlich groß war/ vnnd ſeufft es rein auß/ daß nicht ein tropff darinn bleib/ gab es gemeltem vornemẽ Herrn wider/ vñ ſpracht Mich dorſte/ darumb hab ichs ryn außgeſoffen/ wie de ſehet. Es iſt bey Gott gut Wyn/ Gott lohn och.

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Zitationshilfe: Melander, Otto: [Joco-seria] Das ander theil dieses Schimpff vnd Ernsts. Bd. 2. Lich, 1605, S. 360. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria02_1605/386>, abgerufen am 12.05.2024.