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Mendelssohn, Moses: Jerusalem oder über religiöse Macht und Judenthum. Berlin, 1783.

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von nächtlicher Wollust benebelt, und das Haupt
von Rosen umwunden. Er trat in den Hörsal
der Stoiker, um sich in der Frühstunde noch
das letzte Vergnügen entnervter Wollüsilinge
zu verschaffen, das Vergnügen zu spotten. Der
Weltweise läßt ihn ungehindert, verdoppelt
das Feuer seiner Beredsamkeit wider die Ver-
führung der Wollust, und schildert die Selig-
keit der Tugend mit unwiderstehlicher Gewalt.
Der Schüler Epikurs hört, wird aufmerksam,
schlägt die Augen nieder, reißt die Kränze
von seinem Haupte, und wird selbst ein An-
hänger der Stoa.

Ende des ersten Abschnitts.


von naͤchtlicher Wolluſt benebelt, und das Haupt
von Roſen umwunden. Er trat in den Hoͤrſal
der Stoiker, um ſich in der Fruͤhſtunde noch
das letzte Vergnuͤgen entnervter Wolluͤſilinge
zu verſchaffen, das Vergnuͤgen zu ſpotten. Der
Weltweiſe laͤßt ihn ungehindert, verdoppelt
das Feuer ſeiner Beredſamkeit wider die Ver-
fuͤhrung der Wolluſt, und ſchildert die Selig-
keit der Tugend mit unwiderſtehlicher Gewalt.
Der Schuͤler Epikurs hoͤrt, wird aufmerkſam,
ſchlaͤgt die Augen nieder, reißt die Kraͤnze
von ſeinem Haupte, und wird ſelbſt ein An-
haͤnger der Stoa.

Ende des erſten Abſchnitts.


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[96/0102] von naͤchtlicher Wolluſt benebelt, und das Haupt von Roſen umwunden. Er trat in den Hoͤrſal der Stoiker, um ſich in der Fruͤhſtunde noch das letzte Vergnuͤgen entnervter Wolluͤſilinge zu verſchaffen, das Vergnuͤgen zu ſpotten. Der Weltweiſe laͤßt ihn ungehindert, verdoppelt das Feuer ſeiner Beredſamkeit wider die Ver- fuͤhrung der Wolluſt, und ſchildert die Selig- keit der Tugend mit unwiderſtehlicher Gewalt. Der Schuͤler Epikurs hoͤrt, wird aufmerkſam, ſchlaͤgt die Augen nieder, reißt die Kraͤnze von ſeinem Haupte, und wird ſelbſt ein An- haͤnger der Stoa. Ende des erſten Abſchnitts.

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Zitationshilfe: Mendelssohn, Moses: Jerusalem oder über religiöse Macht und Judenthum. Berlin, 1783, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mendelssohn_jerusalem_1783/102>, abgerufen am 27.04.2024.