gischen Schmerz, diese Ironie am häufigsten mit sei¬ ner idyllischen Empfindsamkeit gepaart.
Beide Momente durchdringen sich fast in allen Darstellungen Jean Pauls dergestalt, daß er oft auf derselben Seite die rührendsten Schilderungen mit den lächerlichsten wechseln läßt. Man hat ihm dies zum Vorwurf gemacht, ohne zu bedenken, daß gerade hierin die Wahrheit des Humors und seine größte Wirkung besteht. Scheidet man die Doppelnatur des Humors, so hört sein Wesen auf. Im Humor durch¬ dringen sich die beiden Gegensätze so innig, daß die Sprache nicht einmal im Stande ist, diese innige Verbindung oder den schnellen Wechsel der Empfin¬ dungen treu genug auszudrücken.
Mit größerem Rechte macht man Jean Paul den Vorwurf, seine Darstellung sey da, wo sie doch ob¬ jectiv seyn solle, zu wenig objectiv, namentlich in der Wahrheit und Haltung seiner Charaktere. Es ist nicht zu läugnen, daß mancher seiner Helden und Heldin¬ nen, besonders die ernsthaften und rührenden oder idealisirten, und wieder besonders im Titan, zu we¬ nig innre Wahrheit und Natürlichkeit haben, zu auf¬ fallend blos gedichteten, nicht wirklichen Wesen ähn¬ lich sehn; aber auch hier kann man den Dichter ent¬ schuldigen. Es lag nicht in seinem Plan und nicht im Wesen seiner Poesie, Einheiten zu geben. Wo sie bei ihm vorkommen, erscheinen sie nur als äußere Rahmen für die Fülle seiner Sentiments und Witze. Diese sind die Hauptsache. Der Humor verfährt überall
giſchen Schmerz, dieſe Ironie am haͤufigſten mit ſei¬ ner idylliſchen Empfindſamkeit gepaart.
Beide Momente durchdringen ſich faſt in allen Darſtellungen Jean Pauls dergeſtalt, daß er oft auf derſelben Seite die ruͤhrendſten Schilderungen mit den laͤcherlichſten wechſeln laͤßt. Man hat ihm dies zum Vorwurf gemacht, ohne zu bedenken, daß gerade hierin die Wahrheit des Humors und ſeine groͤßte Wirkung beſteht. Scheidet man die Doppelnatur des Humors, ſo hoͤrt ſein Weſen auf. Im Humor durch¬ dringen ſich die beiden Gegenſaͤtze ſo innig, daß die Sprache nicht einmal im Stande iſt, dieſe innige Verbindung oder den ſchnellen Wechſel der Empfin¬ dungen treu genug auszudruͤcken.
Mit groͤßerem Rechte macht man Jean Paul den Vorwurf, ſeine Darſtellung ſey da, wo ſie doch ob¬ jectiv ſeyn ſolle, zu wenig objectiv, namentlich in der Wahrheit und Haltung ſeiner Charaktere. Es iſt nicht zu laͤugnen, daß mancher ſeiner Helden und Heldin¬ nen, beſonders die ernſthaften und ruͤhrenden oder idealiſirten, und wieder beſonders im Titan, zu we¬ nig innre Wahrheit und Natuͤrlichkeit haben, zu auf¬ fallend blos gedichteten, nicht wirklichen Weſen aͤhn¬ lich ſehn; aber auch hier kann man den Dichter ent¬ ſchuldigen. Es lag nicht in ſeinem Plan und nicht im Weſen ſeiner Poeſie, Einheiten zu geben. Wo ſie bei ihm vorkommen, erſcheinen ſie nur als aͤußere Rahmen fuͤr die Fuͤlle ſeiner Sentiments und Witze. Dieſe ſind die Hauptſache. Der Humor verfaͤhrt uͤberall
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giſchen Schmerz, dieſe Ironie am haͤufigſten mit ſei¬
ner idylliſchen Empfindſamkeit gepaart.
Beide Momente durchdringen ſich faſt in allen
Darſtellungen Jean Pauls dergeſtalt, daß er oft auf
derſelben Seite die ruͤhrendſten Schilderungen mit
den laͤcherlichſten wechſeln laͤßt. Man hat ihm dies
zum Vorwurf gemacht, ohne zu bedenken, daß gerade
hierin die Wahrheit des Humors und ſeine groͤßte
Wirkung beſteht. Scheidet man die Doppelnatur des
Humors, ſo hoͤrt ſein Weſen auf. Im Humor durch¬
dringen ſich die beiden Gegenſaͤtze ſo innig, daß die
Sprache nicht einmal im Stande iſt, dieſe innige
Verbindung oder den ſchnellen Wechſel der Empfin¬
dungen treu genug auszudruͤcken.
Mit groͤßerem Rechte macht man Jean Paul den
Vorwurf, ſeine Darſtellung ſey da, wo ſie doch ob¬
jectiv ſeyn ſolle, zu wenig objectiv, namentlich in der
Wahrheit und Haltung ſeiner Charaktere. Es iſt nicht
zu laͤugnen, daß mancher ſeiner Helden und Heldin¬
nen, beſonders die ernſthaften und ruͤhrenden oder
idealiſirten, und wieder beſonders im Titan, zu we¬
nig innre Wahrheit und Natuͤrlichkeit haben, zu auf¬
fallend blos gedichteten, nicht wirklichen Weſen aͤhn¬
lich ſehn; aber auch hier kann man den Dichter ent¬
ſchuldigen. Es lag nicht in ſeinem Plan und nicht
im Weſen ſeiner Poeſie, Einheiten zu geben. Wo
ſie bei ihm vorkommen, erſcheinen ſie nur als aͤußere
Rahmen fuͤr die Fuͤlle ſeiner Sentiments und Witze.
Dieſe ſind die Hauptſache. Der Humor verfaͤhrt uͤberall
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Menzel, Wolfgang: Die deutsche Literatur. Bd. 2. Stuttgart, 1828, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menzel_literatur02_1828/249>, abgerufen am 28.04.2024.
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