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Meyer, Conrad Ferdinand: Gedichte. Leipzig, 1882.

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Der Herzog gesteht sich verwirrt,
Daß man sich leichtlich im Walde verirrt.
Und er bekennt, vom Gewissen gerührt,
Daß eine Rehe vom Wege verführt.
Murmelnd verlangt er ein Blatt, einen Stift,
Schreibt eine Zeile mit schwankender Schrift:
"Wilpert, dem Schützen, gewähr' ich Pardon!"
Und sie bedankt sich und fort ist sie schon.
Er tritt ans Fenster und öffnet es sacht:
Leuchtende Sterne der ruhigen Nacht!
Dort eine flüchtige dunkle Gestalt
Und eine Rehe verschwindet im Wald.

Der Herzog geſteht ſich verwirrt,
Daß man ſich leichtlich im Walde verirrt.
Und er bekennt, vom Gewiſſen gerührt,
Daß eine Rehe vom Wege verführt.
Murmelnd verlangt er ein Blatt, einen Stift,
Schreibt eine Zeile mit ſchwankender Schrift:
„Wilpert, dem Schützen, gewähr' ich Pardon!“
Und ſie bedankt ſich und fort iſt ſie ſchon.
Er tritt ans Fenſter und öffnet es ſacht:
Leuchtende Sterne der ruhigen Nacht!
Dort eine flüchtige dunkle Geſtalt
Und eine Rehe verſchwindet im Wald.

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[107/0121] Der Herzog geſteht ſich verwirrt, Daß man ſich leichtlich im Walde verirrt. Und er bekennt, vom Gewiſſen gerührt, Daß eine Rehe vom Wege verführt. Murmelnd verlangt er ein Blatt, einen Stift, Schreibt eine Zeile mit ſchwankender Schrift: „Wilpert, dem Schützen, gewähr' ich Pardon!“ Und ſie bedankt ſich und fort iſt ſie ſchon. Er tritt ans Fenſter und öffnet es ſacht: Leuchtende Sterne der ruhigen Nacht! Dort eine flüchtige dunkle Geſtalt Und eine Rehe verſchwindet im Wald.

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Zitationshilfe: Meyer, Conrad Ferdinand: Gedichte. Leipzig, 1882, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_gedichte_1882/121>, abgerufen am 30.04.2024.