von denen Verfolgungen des Bluträchers könnte sicher seyn, gegen sie eröfnen, und seine Erbarmungen gegen sie offenbaren woll- te; und siehe! der HErr erschiene ihr in dieser Angstzeit, die schwarze Wolken wi- chen, es gienge in ihr ein rechter Glanz auf, alle Furcht, Angst und Schrecken ver- schwanden, die druckende Last wurde ab dem Herzen gewälzet, sie wurde mit einer innigen Freude überschüttet, und in eine se- lige Ruhe und Stille gesetzet; da konnte sie recht aus Erfahrung mit David sagen: Da ich viel Bekümmernisse hatte in mei- nem Herzen, da ergötzten deine Trö- stungen meine Seele. Psalm 94:19.
So mächtig zeiget sich der Held in Js- rael in Errettung seiner Schaafen, aus der Gewalt und Macht des höllischen Wolfes. Brummet schon dieser grimmige Bär, brül- let gleich dieser reissende Löwe, setzet er schon in der äussersten Wuth an, die geängstigte Seele mit seinen Mordklauen zu erhaschen, eröfnet er den unersättlichen Schlund und Rachen, dieselbe zu verschlingen, zieht die- ser ungeheure Golliat in seiner fürchterlichen Gestalt und mörderischen Waffen auf einen armen Wurm los, schnaubt und drohet er mit der äussersten Verachtung, denselben zu verschlingen, windet und krümmet sich
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Thaten der Gnade. IV. Stuͤck.
von denen Verfolgungen des Blutraͤchers koͤnnte ſicher ſeyn, gegen ſie eroͤfnen, und ſeine Erbarmungen gegen ſie offenbaren woll- te; und ſiehe! der HErr erſchiene ihr in dieſer Angſtzeit, die ſchwarze Wolken wi- chen, es gienge in ihr ein rechter Glanz auf, alle Furcht, Angſt und Schrecken ver- ſchwanden, die druckende Laſt wurde ab dem Herzen gewaͤlzet, ſie wurde mit einer innigen Freude uͤberſchuͤttet, und in eine ſe- lige Ruhe und Stille geſetzet; da konnte ſie recht aus Erfahrung mit David ſagen: Da ich viel Bekuͤmmerniſſe hatte in mei- nem Herzen, da ergoͤtzten deine Troͤ- ſtungen meine Seele. Pſalm 94:19.
So maͤchtig zeiget ſich der Held in Jſ- rael in Errettung ſeiner Schaafen, aus der Gewalt und Macht des hoͤlliſchen Wolfes. Brummet ſchon dieſer grimmige Baͤr, bruͤl- let gleich dieſer reiſſende Loͤwe, ſetzet er ſchon in der aͤuſſerſten Wuth an, die geaͤngſtigte Seele mit ſeinen Mordklauen zu erhaſchen, eroͤfnet er den unerſaͤttlichen Schlund und Rachen, dieſelbe zu verſchlingen, zieht die- ſer ungeheure Golliat in ſeiner fuͤrchterlichen Geſtalt und moͤrderiſchen Waffen auf einen armen Wurm loſ, ſchnaubt und drohet er mit der aͤuſſerſten Verachtung, denſelben zu verſchlingen, windet und kruͤmmet ſich
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Thaten der Gnade. IV. Stuͤck.
von denen Verfolgungen des Blutraͤchers
koͤnnte ſicher ſeyn, gegen ſie eroͤfnen, und
ſeine Erbarmungen gegen ſie offenbaren woll-
te; und ſiehe! der HErr erſchiene ihr in
dieſer Angſtzeit, die ſchwarze Wolken wi-
chen, es gienge in ihr ein rechter Glanz auf,
alle Furcht, Angſt und Schrecken ver-
ſchwanden, die druckende Laſt wurde ab
dem Herzen gewaͤlzet, ſie wurde mit einer
innigen Freude uͤberſchuͤttet, und in eine ſe-
lige Ruhe und Stille geſetzet; da konnte ſie
recht aus Erfahrung mit David ſagen: Da
ich viel Bekuͤmmerniſſe hatte in mei-
nem Herzen, da ergoͤtzten deine Troͤ-
ſtungen meine Seele. Pſalm 94:19.
So maͤchtig zeiget ſich der Held in Jſ-
rael in Errettung ſeiner Schaafen, aus der
Gewalt und Macht des hoͤlliſchen Wolfes.
Brummet ſchon dieſer grimmige Baͤr, bruͤl-
let gleich dieſer reiſſende Loͤwe, ſetzet er ſchon
in der aͤuſſerſten Wuth an, die geaͤngſtigte
Seele mit ſeinen Mordklauen zu erhaſchen,
eroͤfnet er den unerſaͤttlichen Schlund und
Rachen, dieſelbe zu verſchlingen, zieht die-
ſer ungeheure Golliat in ſeiner fuͤrchterlichen
Geſtalt und moͤrderiſchen Waffen auf einen
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mit der aͤuſſerſten Verachtung, denſelben
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Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759, S. 353. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_wiedergebohrne_1759/405>, abgerufen am 17.06.2024.
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