Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759.Der grossen und seligen lich ist, und damit sucht der Feind das Herzvom Vertrauen auf GOtt abzuziehen, und zu bewegen, entweder in der Creatur Hülfe zu suchen, oder gar wieder zu der Parthie der Welt überzugehen. Aber liebe Seele! wanke und zage nicht, du hast bey deinen Proben nicht nur einen Job, David, Assaph und andere grosse Heilige, sondern deinen Heyland, den Sohn GOttes selbsten, zu Vorgängern in solchen dunkeln Leidens- und Versuchungswegen. Der Vater, der sol- che Stände über seine allerliebste Kinder verhänget, der bey denselben so selige Ab- sichten gegen sie geheget, und der den Aus- gang allemahl erfreulich und selig gemacht, kan es mit dir unmöglich böse unter deinen Leiden meynen. Er entzieht dir zwar et- was von denen Träbern dieser Erde, aber er will dir darfür desto mehr von denen wah- ren Gütern schenken, die dich ewig in dem Himmel ergötzen sollen. Er siehet dich eine Zeitlang unter deinen Leiden winden, und ist stille; er will aber nur deine Hofnung und deinen Glauben probiren, er will se- hen, ob dir das Himmlische oder das Jrdi- sche mehr am Herzen liege; bist du treu, so schliesset sich das Herz deines Vaters auf, und ersetzet alles mit vielem Segen und Le- ben. Er lässet dich unter dem Druck und in
Der groſſen und ſeligen lich iſt, und damit ſucht der Feind das Herzvom Vertrauen auf GOtt abzuziehen, und zu bewegen, entweder in der Creatur Huͤlfe zu ſuchen, oder gar wieder zu der Parthie der Welt uͤberzugehen. Aber liebe Seele! wanke und zage nicht, du haſt bey deinen Proben nicht nur einen Job, David, Aſſaph und andere groſſe Heilige, ſondern deinen Heyland, den Sohn GOttes ſelbſten, zu Vorgaͤngern in ſolchen dunkeln Leidens- und Verſuchungswegen. Der Vater, der ſol- che Staͤnde uͤber ſeine allerliebſte Kinder verhaͤnget, der bey denſelben ſo ſelige Ab- ſichten gegen ſie geheget, und der den Aus- gang allemahl erfreulich und ſelig gemacht, kan es mit dir unmoͤglich boͤſe unter deinen Leiden meynen. Er entzieht dir zwar et- was von denen Traͤbern dieſer Erde, aber er will dir darfuͤr deſto mehr von denen wah- ren Guͤtern ſchenken, die dich ewig in dem Himmel ergoͤtzen ſollen. Er ſiehet dich eine Zeitlang unter deinen Leiden winden, und iſt ſtille; er will aber nur deine Hofnung und deinen Glauben probiren, er will ſe- hen, ob dir das Himmliſche oder das Jrdi- ſche mehr am Herzen liege; biſt du treu, ſo ſchlieſſet ſich das Herz deines Vaters auf, und erſetzet alles mit vielem Segen und Le- ben. Er laͤſſet dich unter dem Druck und in
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Der groſſen und ſeligen
lich iſt, und damit ſucht der Feind das Herz
vom Vertrauen auf GOtt abzuziehen, und
zu bewegen, entweder in der Creatur Huͤlfe
zu ſuchen, oder gar wieder zu der Parthie
der Welt uͤberzugehen. Aber liebe Seele!
wanke und zage nicht, du haſt bey deinen
Proben nicht nur einen Job, David, Aſſaph
und andere groſſe Heilige, ſondern deinen
Heyland, den Sohn GOttes ſelbſten, zu
Vorgaͤngern in ſolchen dunkeln Leidens- und
Verſuchungswegen. Der Vater, der ſol-
che Staͤnde uͤber ſeine allerliebſte Kinder
verhaͤnget, der bey denſelben ſo ſelige Ab-
ſichten gegen ſie geheget, und der den Aus-
gang allemahl erfreulich und ſelig gemacht,
kan es mit dir unmoͤglich boͤſe unter deinen
Leiden meynen. Er entzieht dir zwar et-
was von denen Traͤbern dieſer Erde, aber
er will dir darfuͤr deſto mehr von denen wah-
ren Guͤtern ſchenken, die dich ewig in dem
Himmel ergoͤtzen ſollen. Er ſiehet dich eine
Zeitlang unter deinen Leiden winden, und
iſt ſtille; er will aber nur deine Hofnung
und deinen Glauben probiren, er will ſe-
hen, ob dir das Himmliſche oder das Jrdi-
ſche mehr am Herzen liege; biſt du treu, ſo
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Zitationshilfe: | Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759, S. 366. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_wiedergebohrne_1759/418>, abgerufen am 16.06.2024. |