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Meyfart, Johann Matthäus: Teutsche Rhetorica. Coburg, 1634.

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Das 6. Cap. deß 2. Buchs/ der
Das 6. Capitel.
Wie ein weiser vnd mäthtiger Re-
dener/ so viel die Stimme anlanget/ müs-
se auff köstliche Figuren/ die im Sprechen
vnd Sprüchen bestehen/ gute Ach-
tung geben.

SEltzam ist es zulesen/ daß die
zweene vortreffliche Männer/ De-
mosthenes vnd AEschines vnter
einander nicht nur gezancket/ son-
dern ein jeglicher seinem Widersacher/ wo er
etwa in dem Klange der Stimme gejrret/
oder sonsten in Außsprechung der Worte sich
verstiegen/ öffentlich vorgeworffen haben.
Nemlich/ der Neyd vnd Haß ist ein guter
Auffmercker/ vnd sihet leichtlicher was andern
mangelt/ als was jhm gebricht. Jst dem-
nach nützlich/ wenn ein Redener seine Figuren
fleissig in Obacht nimmet.

Die Epizeuxis muß in vesten/ beharr-
lichen vnd gleichen Thon/ vnd nicht so gar
langsam/ außgesprochen werden. Also auch die
Anadiplosis/ ohne daß der Redener ein ge-
ringes darzwischen mit dem Athem ruhen
darff.

Der
Das 6. Cap. deß 2. Buchs/ der
Das 6. Capitel.
Wie ein weiſer vnd maͤthtiger Re-
dener/ ſo viel die Stim̃e anlanget/ muͤſ-
ſe auff koͤſtliche Figuren/ die im Spꝛechen
vnd Spruͤchen beſtehen/ gute Ach-
tung geben.

SEltzam iſt es zuleſen/ daß die
zweene vortreffliche Maͤñer/ De-
moſthenes vnd Æſchines vnter
einander nicht nur gezancket/ ſon-
dern ein jeglicher ſeinem Widerſacher/ wo er
etwa in dem Klange der Stimme gejrꝛet/
oder ſonſten in Außſprechung der Worte ſich
verſtiegen/ oͤffentlich vorgeworffen haben.
Nemlich/ der Neyd vnd Haß iſt ein guter
Auffmercker/ vnd ſihet leichtlicher was andern
mangelt/ als was jhm gebricht. Jſt dem-
nach nuͤtzlich/ wenn ein Redener ſeine Figuren
fleiſſig in Obacht nimmet.

Die Epizeuxis muß in veſten/ beharꝛ-
lichen vnd gleichen Thon/ vnd nicht ſo gar
langſam/ außgeſprochen werden. Alſo auch die
Anadiploſis/ ohne daß der Redener ein ge-
ringes darzwiſchen mit dem Athem ruhen
darff.

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[22/0484] Das 6. Cap. deß 2. Buchs/ der Das 6. Capitel. Wie ein weiſer vnd maͤthtiger Re- dener/ ſo viel die Stim̃e anlanget/ muͤſ- ſe auff koͤſtliche Figuren/ die im Spꝛechen vnd Spruͤchen beſtehen/ gute Ach- tung geben. SEltzam iſt es zuleſen/ daß die zweene vortreffliche Maͤñer/ De- moſthenes vnd Æſchines vnter einander nicht nur gezancket/ ſon- dern ein jeglicher ſeinem Widerſacher/ wo er etwa in dem Klange der Stimme gejrꝛet/ oder ſonſten in Außſprechung der Worte ſich verſtiegen/ oͤffentlich vorgeworffen haben. Nemlich/ der Neyd vnd Haß iſt ein guter Auffmercker/ vnd ſihet leichtlicher was andern mangelt/ als was jhm gebricht. Jſt dem- nach nuͤtzlich/ wenn ein Redener ſeine Figuren fleiſſig in Obacht nimmet. Die Epizeuxis muß in veſten/ beharꝛ- lichen vnd gleichen Thon/ vnd nicht ſo gar langſam/ außgeſprochen werden. Alſo auch die Anadiploſis/ ohne daß der Redener ein ge- ringes darzwiſchen mit dem Athem ruhen darff. Der

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Zitationshilfe: Meyfart, Johann Matthäus: Teutsche Rhetorica. Coburg, 1634, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyfart_rhetorica_1634/484>, abgerufen am 23.05.2024.