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Meyfart, Johann Matthäus: Teutsche Rhetorica. Coburg, 1634.

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Das 7. Cap. deß 2. Buchs der
dergeworffen seyn. Also thäte jener junge
Lappe bey dem Terentzen: Gantz vnd gar/
mein Parmeno/ erzittere ich/ vnd erstar-
re/ so bald ich diese angeschawet habe.
Dieses ist auch in deutscher Zungen zierlich/
aber eine solche Arte stehet besser an den Co-
moedianten.

IV.

Zum Vierdten/ in frewdigen Dingen
muß die Stimme zart/ gelind/ außge-
lassen/ frölich/ vnd doch angehalten seyn/
daß es nicht gar Comoediantisch werde. Vir-
gilius dichtet folgender Gestalt.

AEneas stunde still/ vnd weinte: Welcher Ort/
Mein Hertzgetrewer Freund/ am Meere welcher
Port
Jst nicht deß Elends voll/ nicht voll von dem
Gerücht/
Das aus der Trojer Land durch alle Völcker
bricht/
Vnd zeuget/ wie die Stadt in heisser Aschen lige/
Vnd wie von jhr der Rauch noch nach den Wol-
cken fliege?
Schaw an den Prejamen/ da ist er eingewirckt
Jn trawren ohne Maß/ rings vmb/ rings vmb
bezirckt:
Die Tugend jhre Ehr kan auch allhier wohl finden
Sie lesset jhren Flug mit keinen Ketten binden/
Die Threnen rinnen streng aus jeden Conterfey
Was menschlich ist/ das zwingt die Menschen
allerley.
Dar-

Das 7. Cap. deß 2. Buchs der
dergeworffen ſeyn. Alſo thaͤte jener junge
Lappe bey dem Terentzen: Gantz vnd gar/
mein Parmeno/ erzittere ich/ vnd erſtar-
re/ ſo bald ich dieſe angeſchawet habe.
Dieſes iſt auch in deutſcher Zungen zierlich/
aber eine ſolche Arte ſtehet beſſer an den Co-
mœdianten.

IV.

Zum Vierdten/ in frewdigen Dingen
muß die Stimme zart/ gelind/ außge-
laſſen/ froͤlich/ vnd doch angehalten ſeyn/
daß es nicht gar Comœdiantiſch werde. Vir-
gilius dichtet folgender Geſtalt.

Æneas ſtunde ſtill/ vnd weinte: Welcher Ort/
Mein Hertzgetrewer Freund/ am Meere welcher
Port
Jſt nicht deß Elends voll/ nicht voll von dem
Geruͤcht/
Das aus der Trojer Land durch alle Voͤlcker
bricht/
Vnd zeuget/ wie die Stadt in heiſſer Aſchen lige/
Vnd wie von jhr der Rauch noch nach den Wol-
cken fliege?
Schaw an den Prejamen/ da iſt er eingewirckt
Jn trawren ohne Maß/ rings vmb/ rings vmb
bezirckt:
Die Tugend jhre Ehr kan auch allhier wohl finden
Sie leſſet jhren Flug mit keinen Ketten binden/
Die Threnen rinnen ſtreng aus jeden Conterfey
Was menſchlich iſt/ das zwingt die Menſchen
allerley.
Dar-
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[30/0492] Das 7. Cap. deß 2. Buchs der dergeworffen ſeyn. Alſo thaͤte jener junge Lappe bey dem Terentzen: Gantz vnd gar/ mein Parmeno/ erzittere ich/ vnd erſtar- re/ ſo bald ich dieſe angeſchawet habe. Dieſes iſt auch in deutſcher Zungen zierlich/ aber eine ſolche Arte ſtehet beſſer an den Co- mœdianten. Zum Vierdten/ in frewdigen Dingen muß die Stimme zart/ gelind/ außge- laſſen/ froͤlich/ vnd doch angehalten ſeyn/ daß es nicht gar Comœdiantiſch werde. Vir- gilius dichtet folgender Geſtalt. Æneas ſtunde ſtill/ vnd weinte: Welcher Ort/ Mein Hertzgetrewer Freund/ am Meere welcher Port Jſt nicht deß Elends voll/ nicht voll von dem Geruͤcht/ Das aus der Trojer Land durch alle Voͤlcker bricht/ Vnd zeuget/ wie die Stadt in heiſſer Aſchen lige/ Vnd wie von jhr der Rauch noch nach den Wol- cken fliege? Schaw an den Prejamen/ da iſt er eingewirckt Jn trawren ohne Maß/ rings vmb/ rings vmb bezirckt: Die Tugend jhre Ehr kan auch allhier wohl finden Sie leſſet jhren Flug mit keinen Ketten binden/ Die Threnen rinnen ſtreng aus jeden Conterfey Was menſchlich iſt/ das zwingt die Menſchen allerley. Dar-

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Zitationshilfe: Meyfart, Johann Matthäus: Teutsche Rhetorica. Coburg, 1634, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyfart_rhetorica_1634/492>, abgerufen am 27.05.2024.