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Meyfart, Johann Matthäus: Teutsche Rhetorica. Coburg, 1634.

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Das 8. Cap. deß 2. Buchs/ der
Das 8. Capitel.
Wie ein weiser vnd mächtiger Re-
dener/ so viel die Stimme anlanget/ müs-
se auff die Stücke seiner Rede achtung
geben/ wird kürtzlich ange-
deutet.

ES seyn vnterschiedliche Stü-
cke einer gantzen Rede/ der Ein-
gang/ der Vortrag/ die Erzeh-
lung oder Erklärung/ die Be-
weisung/ die Widerlegung/ der Beschluß.
Jn diesen Stücken/ wie ein Redener sich
weißlich verhalten solle/ ist aus nachfolgen-
den Puncten zu mercken.

Erstlich muß ein Redener nicht vhr-
plötzlich heraus fahren/ vnd drein plau-
dern/ als wenn er es gedinget hette.
Fürwahr sehr schändlich vnd dem Redener
schädlich ist solches/ wenn er in hauffen don-
nert/ wie Cuntz in die Nüsse schläget. Eins-
mahls hette ein junger Student Erlaubniß
bekommen/ öffentlich in der Pfarrkirchen zu
N. in N zu predigen. Derselbige vergaß der
Vermahnung die Ambrosius thut/ vnd wolte
nicht Gottes Ehr/ sondern seinen eygenen

Ruhm
Das 8. Cap. deß 2. Buchs/ der
Das 8. Capitel.
Wie ein weiſer vnd maͤchtiger Re-
dener/ ſo viel die Stim̃e anlanget/ muͤſ-
ſe auff die Stuͤcke ſeiner Rede achtung
geben/ wird kuͤrtzlich ange-
deutet.

ES ſeyn vnterſchiedliche Stuͤ-
cke einer gantzen Rede/ der Ein-
gang/ der Vortrag/ die Erzeh-
lung oder Erklaͤrung/ die Be-
weiſung/ die Widerlegung/ der Beſchluß.
Jn dieſen Stuͤcken/ wie ein Redener ſich
weißlich verhalten ſolle/ iſt aus nachfolgen-
den Puncten zu mercken.

Erſtlich muß ein Redener nicht vhr-
ploͤtzlich heraus fahren/ vnd drein plau-
dern/ als wenn er es gedinget hette.
Fuͤrwahr ſehr ſchaͤndlich vnd dem Redener
ſchaͤdlich iſt ſolches/ wenn er in hauffen don-
nert/ wie Cuntz in die Nuͤſſe ſchlaͤget. Eins-
mahls hette ein junger Student Erlaubniß
bekommen/ oͤffentlich in der Pfarꝛkirchen zu
N. in N zu predigen. Derſelbige vergaß der
Vermahnung die Ambroſius thut/ vnd wolte
nicht Gottes Ehr/ ſondern ſeinen eygenen

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[34/0496] Das 8. Cap. deß 2. Buchs/ der Das 8. Capitel. Wie ein weiſer vnd maͤchtiger Re- dener/ ſo viel die Stim̃e anlanget/ muͤſ- ſe auff die Stuͤcke ſeiner Rede achtung geben/ wird kuͤrtzlich ange- deutet. ES ſeyn vnterſchiedliche Stuͤ- cke einer gantzen Rede/ der Ein- gang/ der Vortrag/ die Erzeh- lung oder Erklaͤrung/ die Be- weiſung/ die Widerlegung/ der Beſchluß. Jn dieſen Stuͤcken/ wie ein Redener ſich weißlich verhalten ſolle/ iſt aus nachfolgen- den Puncten zu mercken. Erſtlich muß ein Redener nicht vhr- ploͤtzlich heraus fahren/ vnd drein plau- dern/ als wenn er es gedinget hette. Fuͤrwahr ſehr ſchaͤndlich vnd dem Redener ſchaͤdlich iſt ſolches/ wenn er in hauffen don- nert/ wie Cuntz in die Nuͤſſe ſchlaͤget. Eins- mahls hette ein junger Student Erlaubniß bekommen/ oͤffentlich in der Pfarꝛkirchen zu N. in N zu predigen. Derſelbige vergaß der Vermahnung die Ambroſius thut/ vnd wolte nicht Gottes Ehr/ ſondern ſeinen eygenen Ruhm

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Zitationshilfe: Meyfart, Johann Matthäus: Teutsche Rhetorica. Coburg, 1634, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyfart_rhetorica_1634/496>, abgerufen am 07.06.2024.