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Modestinus, Theophilus: Freymüthige Doch Bescheidene Unterredungen Von Kirchen- Religions- Politischen- und Natur-Sachen. Frankfurt (Main) u. a., 1737.

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Nicander. Was mein hochgeehrter Herr von
Magischen Wissenschafften erwehnet, wird wohl
unter die Entia Rationis & scientias imaginarias zu
referiren seyen; und wenn man die Geschichte/ welche
von Hexereyen/ Zaubereyen u. d. gl. erzehlet wer-
den/ beym Licht besiehet/ wird sich befinden: daß
solche mehrentheils auf einer gauckelerischen Ge-
schwindigkeit/ List und Betrug beruhen.
Modestin. Herr Nicander saget gantz wohl: daß
das meiste/ was von dergleichen Sachen pfleget
vorgegeben und erzehlet zu werden/ sich auff Un-
wissenheit/ Leichtglaubigkeit/ List und Betrug
gründe. Daß aber auch in dem Menschlichen
Willen erstaunende Kräffte liegen/ entweder aus
eigener Geistes angebohrnen Krafft und Vermö-
gen; oder auch per ascititiam cooperationem tam
rerum naturalium qum spirituum aliorum, tam bo-
norum quam malorum,
gantz ungemeine Dinge zu
Werck zu bringen/ wird ein verständiger erfahre-
ner/ sich selbst und die Natur kennender nicht wohl
in Abrede seyn können. Dahero auch die Magia
in Divinam Naturalem, ac diabolicam
eingetheilet
zu werden pfleget.
Theogenes. Diese Eintheilung hat ihren Grund
in der Sache selbst. Denn diejenige welche durch
die Mitwürckung guter Geister operiren/ sind Magi
sancti;
welche per res Naturales sympatheticas ope-
ri
ren zum Nutzen ihres Nächsten; sind Magi Na-
turales boni;
welche aber diese mißbrauchen oder
gar per cooperationem Kakodaemonum oder böser
Geister ihrem Nächsten Schaden zufügen/ werden
billig
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Nicander. Was mein hochgeehrter Herr von
Magiſchen Wiſſenſchafften erwehnet, wird wohl
unter die Entia Rationis & ſcientias imaginarias zu
referiren ſeyen; und wenn man die Geſchichte/ welche
von Hexereyen/ Zaubereyen u. d. gl. erzehlet wer-
den/ beym Licht beſiehet/ wird ſich befinden: daß
ſolche mehrentheils auf einer gauckeleriſchen Ge-
ſchwindigkeit/ Liſt und Betrug beruhen.
Modeſtin. Herr Nicander ſaget gantz wohl: daß
das meiſte/ was von dergleichen Sachen pfleget
vorgegeben und erzehlet zu werden/ ſich auff Un-
wiſſenheit/ Leichtglaubigkeit/ Liſt und Betrug
gruͤnde. Daß aber auch in dem Menſchlichen
Willen erſtaunende Kraͤffte liegen/ entweder aus
eigener Geiſtes angebohrnen Krafft und Vermoͤ-
gen; oder auch per aſcititiam cooperationem tam
rerum naturalium qum ſpirituum aliorum, tam bo-
norum quam malorum,
gantz ungemeine Dinge zu
Werck zu bringen/ wird ein verſtaͤndiger erfahre-
ner/ ſich ſelbſt und die Natur kennender nicht wohl
in Abrede ſeyn koͤnnen. Dahero auch die Magia
in Divinam Naturalem, ac diabolicam
eingetheilet
zu werden pfleget.
Theogenes. Dieſe Eintheilung hat ihren Grund
in der Sache ſelbſt. Denn diejenige welche durch
die Mitwuͤrckung guter Geiſter operiren/ ſind Magi
ſancti;
welche per res Naturales ſympatheticas ope-
ri
ren zum Nutzen ihres Naͤchſten; ſind Magi Na-
turales boni;
welche aber dieſe mißbrauchen oder
gar per cooperationem Kakodæmonum oder boͤſer
Geiſter ihrem Naͤchſten Schaden zufuͤgen/ werden
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[115/0121] Nicander. Was mein hochgeehrter Herr von Magiſchen Wiſſenſchafften erwehnet, wird wohl unter die Entia Rationis & ſcientias imaginarias zu referiren ſeyen; und wenn man die Geſchichte/ welche von Hexereyen/ Zaubereyen u. d. gl. erzehlet wer- den/ beym Licht beſiehet/ wird ſich befinden: daß ſolche mehrentheils auf einer gauckeleriſchen Ge- ſchwindigkeit/ Liſt und Betrug beruhen. Modeſtin. Herr Nicander ſaget gantz wohl: daß das meiſte/ was von dergleichen Sachen pfleget vorgegeben und erzehlet zu werden/ ſich auff Un- wiſſenheit/ Leichtglaubigkeit/ Liſt und Betrug gruͤnde. Daß aber auch in dem Menſchlichen Willen erſtaunende Kraͤffte liegen/ entweder aus eigener Geiſtes angebohrnen Krafft und Vermoͤ- gen; oder auch per aſcititiam cooperationem tam rerum naturalium qum ſpirituum aliorum, tam bo- norum quam malorum, gantz ungemeine Dinge zu Werck zu bringen/ wird ein verſtaͤndiger erfahre- ner/ ſich ſelbſt und die Natur kennender nicht wohl in Abrede ſeyn koͤnnen. Dahero auch die Magia in Divinam Naturalem, ac diabolicam eingetheilet zu werden pfleget. Theogenes. Dieſe Eintheilung hat ihren Grund in der Sache ſelbſt. Denn diejenige welche durch die Mitwuͤrckung guter Geiſter operiren/ ſind Magi ſancti; welche per res Naturales ſympatheticas ope- riren zum Nutzen ihres Naͤchſten; ſind Magi Na- turales boni; welche aber dieſe mißbrauchen oder gar per cooperationem Kakodæmonum oder boͤſer Geiſter ihrem Naͤchſten Schaden zufuͤgen/ werden billig H 2

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Zitationshilfe: Modestinus, Theophilus: Freymüthige Doch Bescheidene Unterredungen Von Kirchen- Religions- Politischen- und Natur-Sachen. Frankfurt (Main) u. a., 1737. , S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/modestinus_unterredungen_1737/121>, abgerufen am 28.04.2024.