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Modestinus, Theophilus: Freymüthige Doch Bescheidene Unterredungen Von Kirchen- Religions- Politischen- und Natur-Sachen. Frankfurt (Main) u. a., 1737.

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ment gelesen habe, deucht mich: daß der Krieg und
Feindseligkeiten mit Christi Aussprüchen nicht gar
zu compatibel seye: ob gleich die Ratio Status ein
gantz anderes erfodert.
Alamodan. Warum sollte der Krieg nicht erlau-
bet seyn? Es haben ja die Kinder Jsrael, als das
Volck GOttes, vielfältig selbsten, auf GOttes Be-
fehl, Kriege geführet: so wird es ja auch denen
Christen eben so wohl erlaubet seyn.
Theogenes. Es ist kein geringer Verstoß: daß
man die Oeconomie des Alten Testaments mit des
Neuen vermenget und untereinander wirfft. Wel-
ches denn bey denen, welche eben nicht allemahl
den aufrichtigsten und lautersten Vorsatz haben,
Christo einfältig in der Verläugnung ihrer selbst
zu folgen, nothwendig Jrrungen und Verwirrun-
gen ursachen muß: da der Mensch ohnedem gar
geneigt ist mit denen Feigen-Blättern des alten
Adams seine Schaam zu bedecken. Ueberdiß ist
es klar: daß wenn die Juden im Alten Testament
ohne GOttes ausdrücklichen Befehl Kriege ge-
führet haben, dieselbe allemahl wacker geklopfft
worden.
Modestin. Was die von Herrn Nicandern an-
gezogene Rationem Status anlanget, mögte man
wohl fragen: ob auch ein vernünfftiger Mensch
sich dabey einbilden könne, daß sie eine solche
Richt-


ment geleſen habe, deucht mich: daß der Krieg und
Feindſeligkeiten mit Chriſti Ausſpruͤchen nicht gar
zu compatibel ſeye: ob gleich die Ratio Status ein
gantz anderes erfodert.
Alamodan. Warum ſollte der Krieg nicht erlau-
bet ſeyn? Es haben ja die Kinder Jſrael, als das
Volck GOttes, vielfaͤltig ſelbſten, auf GOttes Be-
fehl, Kriege gefuͤhret: ſo wird es ja auch denen
Chriſten eben ſo wohl erlaubet ſeyn.
Theogenes. Es iſt kein geringer Verſtoß: daß
man die Oeconomie des Alten Teſtaments mit des
Neuen vermenget und untereinander wirfft. Wel-
ches denn bey denen, welche eben nicht allemahl
den aufrichtigſten und lauterſten Vorſatz haben,
Chriſto einfaͤltig in der Verlaͤugnung ihrer ſelbſt
zu folgen, nothwendig Jrrungen und Verwirrun-
gen urſachen muß: da der Menſch ohnedem gar
geneigt iſt mit denen Feigen-Blaͤttern des alten
Adams ſeine Schaam zu bedecken. Ueberdiß iſt
es klar: daß wenn die Juden im Alten Teſtament
ohne GOttes ausdruͤcklichen Befehl Kriege ge-
fuͤhret haben, dieſelbe allemahl wacker geklopfft
worden.
Modeſtin. Was die von Herrn Nicandern an-
gezogene Rationem Status anlanget, moͤgte man
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ſich dabey einbilden koͤnne, daß ſie eine ſolche
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[134/0140] ment geleſen habe, deucht mich: daß der Krieg und Feindſeligkeiten mit Chriſti Ausſpruͤchen nicht gar zu compatibel ſeye: ob gleich die Ratio Status ein gantz anderes erfodert. Alamodan. Warum ſollte der Krieg nicht erlau- bet ſeyn? Es haben ja die Kinder Jſrael, als das Volck GOttes, vielfaͤltig ſelbſten, auf GOttes Be- fehl, Kriege gefuͤhret: ſo wird es ja auch denen Chriſten eben ſo wohl erlaubet ſeyn. Theogenes. Es iſt kein geringer Verſtoß: daß man die Oeconomie des Alten Teſtaments mit des Neuen vermenget und untereinander wirfft. Wel- ches denn bey denen, welche eben nicht allemahl den aufrichtigſten und lauterſten Vorſatz haben, Chriſto einfaͤltig in der Verlaͤugnung ihrer ſelbſt zu folgen, nothwendig Jrrungen und Verwirrun- gen urſachen muß: da der Menſch ohnedem gar geneigt iſt mit denen Feigen-Blaͤttern des alten Adams ſeine Schaam zu bedecken. Ueberdiß iſt es klar: daß wenn die Juden im Alten Teſtament ohne GOttes ausdruͤcklichen Befehl Kriege ge- fuͤhret haben, dieſelbe allemahl wacker geklopfft worden. Modeſtin. Was die von Herrn Nicandern an- gezogene Rationem Status anlanget, moͤgte man wohl fragen: ob auch ein vernuͤnfftiger Menſch ſich dabey einbilden koͤnne, daß ſie eine ſolche Richt-

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Zitationshilfe: Modestinus, Theophilus: Freymüthige Doch Bescheidene Unterredungen Von Kirchen- Religions- Politischen- und Natur-Sachen. Frankfurt (Main) u. a., 1737. , S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/modestinus_unterredungen_1737/140>, abgerufen am 28.04.2024.