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Mörike, Eduard: Maler Nolten. Bd. 1. Stuttgart, 1832.

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Mein Bettlein, wo ich schlafen soll. Allein
Ich eile hinten über'n Gartenzaun
Durch Wald und Wiesen flugs zum Schmettenberg,
Damit Thereile meiner nicht entbehre;
Auch hat sie's nie gemerkt, doch Ein Mal fast.
König.
Besorge nichts; vertraue mir; bald hörst du weiter.
(Silpelitt verliert sich während des Folgenden etwas im Walde.)
König.
Dieß ist die Frucht von einem seltnen Bund,
Den vor eilf Jahren eine schöne Fee
Mit einem Sterblichen geschlossen hat;
Nachher verließ sie ihn, ja sie benahm
Ihm das Gedächtniß dessen, was geschah,
Vermittelst einer langen Krankenzeit;
Nur dieses Kind sollt' ihm als wie ein eignes
Lieb werden und vertraut. Ja, sonder Zweifel
Ist es der Mann, der, wenn mein Geist nicht irrt,
Mich oft besucht und mir das Buch verschaffte.
So also ward der Vater Silpelitts
Zum ersten Werkzeug meiner Rettung weislich
Erlesen von den Göttern, doch das Kind
Soll noch das Werk vollenden, aber Beide
Erwartet gleicher Lohn. Dieß liebliche Geschöpf
Wird eine Handlung feierlicher Art
Nach Ordnung dieses Buchs mit mir begehen,
Und in dem Augenblicke, wo der Zauber
Thereilens von mir weicht durch dieses Kind's
Mein Bettlein, wo ich ſchlafen ſoll. Allein
Ich eile hinten über’n Gartenzaun
Durch Wald und Wieſen flugs zum Schmettenberg,
Damit Thereile meiner nicht entbehre;
Auch hat ſie’s nie gemerkt, doch Ein Mal faſt.
König.
Beſorge nichts; vertraue mir; bald hörſt du weiter.
(Silpelitt verliert ſich während des Folgenden etwas im Walde.)
König.
Dieß iſt die Frucht von einem ſeltnen Bund,
Den vor eilf Jahren eine ſchöne Fee
Mit einem Sterblichen geſchloſſen hat;
Nachher verließ ſie ihn, ja ſie benahm
Ihm das Gedächtniß deſſen, was geſchah,
Vermittelſt einer langen Krankenzeit;
Nur dieſes Kind ſollt’ ihm als wie ein eignes
Lieb werden und vertraut. Ja, ſonder Zweifel
Iſt es der Mann, der, wenn mein Geiſt nicht irrt,
Mich oft beſucht und mir das Buch verſchaffte.
So alſo ward der Vater Silpelitts
Zum erſten Werkzeug meiner Rettung weislich
Erleſen von den Göttern, doch das Kind
Soll noch das Werk vollenden, aber Beide
Erwartet gleicher Lohn. Dieß liebliche Geſchöpf
Wird eine Handlung feierlicher Art
Nach Ordnung dieſes Buchs mit mir begehen,
Und in dem Augenblicke, wo der Zauber
Thereilens von mir weicht durch dieſes Kind’s
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[196/0204] Mein Bettlein, wo ich ſchlafen ſoll. Allein Ich eile hinten über’n Gartenzaun Durch Wald und Wieſen flugs zum Schmettenberg, Damit Thereile meiner nicht entbehre; Auch hat ſie’s nie gemerkt, doch Ein Mal faſt. König. Beſorge nichts; vertraue mir; bald hörſt du weiter. (Silpelitt verliert ſich während des Folgenden etwas im Walde.) König. Dieß iſt die Frucht von einem ſeltnen Bund, Den vor eilf Jahren eine ſchöne Fee Mit einem Sterblichen geſchloſſen hat; Nachher verließ ſie ihn, ja ſie benahm Ihm das Gedächtniß deſſen, was geſchah, Vermittelſt einer langen Krankenzeit; Nur dieſes Kind ſollt’ ihm als wie ein eignes Lieb werden und vertraut. Ja, ſonder Zweifel Iſt es der Mann, der, wenn mein Geiſt nicht irrt, Mich oft beſucht und mir das Buch verſchaffte. So alſo ward der Vater Silpelitts Zum erſten Werkzeug meiner Rettung weislich Erleſen von den Göttern, doch das Kind Soll noch das Werk vollenden, aber Beide Erwartet gleicher Lohn. Dieß liebliche Geſchöpf Wird eine Handlung feierlicher Art Nach Ordnung dieſes Buchs mit mir begehen, Und in dem Augenblicke, wo der Zauber Thereilens von mir weicht durch dieſes Kind’s

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Zitationshilfe: Mörike, Eduard: Maler Nolten. Bd. 1. Stuttgart, 1832, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_nolten01_1832/204>, abgerufen am 29.04.2024.