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Mörike, Eduard: Maler Nolten. Bd. 2 Stuttgart, 1832.

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hand, daß Jeder eine Weile lang vergaß, selbst etwas
Weiteres zur allgemeinen Ergötzlichkeit beizutragen,
als daß er aus voller Brust mitlachte. Larkens,
der Laune seines theatralischen Kollegen zuerst nur
von Weitem die Hand bietend, wiegte sich lächelnd
auf seinem Stuhle, während er zuweilen ein Wort
als neuen Zündstoff zuwarf; bald aber kam auch er
in den Zug, und indem er nach seiner Gewohnheit
einen paradoxen Satz aufstellte, der Jedermann zum
Angriff reizte, wußte er durch den lustigen Scharfsinn,
womit er ihn verfocht, die lebendigste Bewegung un-
ter den sämmtlichen Gästen zu bewirken, und immer
das Beste, was in der Natur des Einzelnen verbor-
gen lag, war es Gemüth, Erfahrung oder Witz, mit
Leichtigkeit hervorzulocken, wodurch denn unvermerkt
das Interesse des Gesprächs sich auf das Höchste ver-
mannichfaltigen mußte. Zulezt als man dem Frohsinn
ein äußerstes Genüge geleistet, ward Larkens zuse-
hends stiller und trüber; er nahm, da man ihn damit
aufzog, keinen Anstand, zu erklären, daß er der glück-
lichen Bedeutung dieses Abends im Stillen noch eine
andere für sich gegeben habe, und daß er sich die Bitte
vorbehalten, es möge nun auch die Gesellschaft in eben
dem besondern Sinne die lezten Gläser mit ihm leeren;
er werde auf längere oder kürzere Zeit aus der Gegend
scheiden, um einige lang nicht gesehene Verwandte auf-
zusuchen. -- Der Vorsatz, so natürlich er unter den be-
kannten Umständen war, erregte gleichwohl großes, bei-

hand, daß Jeder eine Weile lang vergaß, ſelbſt etwas
Weiteres zur allgemeinen Ergötzlichkeit beizutragen,
als daß er aus voller Bruſt mitlachte. Larkens,
der Laune ſeines theatraliſchen Kollegen zuerſt nur
von Weitem die Hand bietend, wiegte ſich lächelnd
auf ſeinem Stuhle, während er zuweilen ein Wort
als neuen Zündſtoff zuwarf; bald aber kam auch er
in den Zug, und indem er nach ſeiner Gewohnheit
einen paradoxen Satz aufſtellte, der Jedermann zum
Angriff reizte, wußte er durch den luſtigen Scharfſinn,
womit er ihn verfocht, die lebendigſte Bewegung un-
ter den ſämmtlichen Gäſten zu bewirken, und immer
das Beſte, was in der Natur des Einzelnen verbor-
gen lag, war es Gemüth, Erfahrung oder Witz, mit
Leichtigkeit hervorzulocken, wodurch denn unvermerkt
das Intereſſe des Geſprächs ſich auf das Höchſte ver-
mannichfaltigen mußte. Zulezt als man dem Frohſinn
ein äußerſtes Genüge geleiſtet, ward Larkens zuſe-
hends ſtiller und trüber; er nahm, da man ihn damit
aufzog, keinen Anſtand, zu erklären, daß er der glück-
lichen Bedeutung dieſes Abends im Stillen noch eine
andere für ſich gegeben habe, und daß er ſich die Bitte
vorbehalten, es möge nun auch die Geſellſchaft in eben
dem beſondern Sinne die lezten Gläſer mit ihm leeren;
er werde auf längere oder kürzere Zeit aus der Gegend
ſcheiden, um einige lang nicht geſehene Verwandte auf-
zuſuchen. — Der Vorſatz, ſo natürlich er unter den be-
kannten Umſtänden war, erregte gleichwohl großes, bei-

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[345/0031] hand, daß Jeder eine Weile lang vergaß, ſelbſt etwas Weiteres zur allgemeinen Ergötzlichkeit beizutragen, als daß er aus voller Bruſt mitlachte. Larkens, der Laune ſeines theatraliſchen Kollegen zuerſt nur von Weitem die Hand bietend, wiegte ſich lächelnd auf ſeinem Stuhle, während er zuweilen ein Wort als neuen Zündſtoff zuwarf; bald aber kam auch er in den Zug, und indem er nach ſeiner Gewohnheit einen paradoxen Satz aufſtellte, der Jedermann zum Angriff reizte, wußte er durch den luſtigen Scharfſinn, womit er ihn verfocht, die lebendigſte Bewegung un- ter den ſämmtlichen Gäſten zu bewirken, und immer das Beſte, was in der Natur des Einzelnen verbor- gen lag, war es Gemüth, Erfahrung oder Witz, mit Leichtigkeit hervorzulocken, wodurch denn unvermerkt das Intereſſe des Geſprächs ſich auf das Höchſte ver- mannichfaltigen mußte. Zulezt als man dem Frohſinn ein äußerſtes Genüge geleiſtet, ward Larkens zuſe- hends ſtiller und trüber; er nahm, da man ihn damit aufzog, keinen Anſtand, zu erklären, daß er der glück- lichen Bedeutung dieſes Abends im Stillen noch eine andere für ſich gegeben habe, und daß er ſich die Bitte vorbehalten, es möge nun auch die Geſellſchaft in eben dem beſondern Sinne die lezten Gläſer mit ihm leeren; er werde auf längere oder kürzere Zeit aus der Gegend ſcheiden, um einige lang nicht geſehene Verwandte auf- zuſuchen. — Der Vorſatz, ſo natürlich er unter den be- kannten Umſtänden war, erregte gleichwohl großes, bei-

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Zitationshilfe: Mörike, Eduard: Maler Nolten. Bd. 2 Stuttgart, 1832, S. 345. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_nolten02_1832/31>, abgerufen am 09.10.2024.