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Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768.

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erster Abschnitt.
genossen-Rechte an den Bischof eingeschickt (S. §. 48.
n. e.) ihrer gar nicht erwehnt wird. Jm Gegentheil
aber wurden die Tecklenburgischen Freyen, als der Car-
dinal und Bischof Frauz Wilhelm im Jahr 1659 eine
Nachricht von sämtlichen Hoden einzog, blos unter
die Hodegenossen gerechnet; ohnerachtet in dem Fürste-
nauischen Amts-Berichte steht, "daß ein freyes Hode-
"Gericht vom Grafen zu Tecklenburg gekauft wäre;
"und der Frey-richter oder Ding-gräfe von den Freyen
"jährlich am Freyen-stuhl zu Ankum erwählet würde;
"woselbst auch die Freyen 1. pf. zur Urkunde bezahlten,"
Sie fügen hinzu: "der Landesherr zöge von ihnen das
"Heergewedde und die Gerade, wenn keine Erben vor-
"handen wären; und der erwählte Ding-gräfe hielte die
"Erbtäge." Dieses aber schließt auf keine blosse Hode-
genossen. Vielmehr ist es höchst wahrscheinlich, daß die
Tecklenburgischen Freyen gleichsam unmittelbare Haus-
genossen des Grafen gewesen, weil sie ihren Unter-rich-
ter wählten, folglich an keinen gewissen Hof im Stifte
hörig waren.
(b) Diese Art der Besatzung geht vor dem Lehn-Dienst her.
Wie letzter auf kam: entstanden Burgmänner.
(c) Herman von Amelunxen wurde belehnt mit dem Hagen
und Halsgerichte und Gerechtigkeiten meri & mixti im-
perii
in der Freyheit Geßmelde über alle derselben Frey-
heit Jnwohner und Unterthanen freyen und eignen Leu-
ten so weit der freye Hage sich erstreckte. S. das Lehn-
Protocoll v. 1561. Dies Lehn ist aber nachher aufge-
hoben, wie Geßmold an den zeitigen Bischof gekommen,
und von ihm wieder vertauschet worden.
(d) Die Hagen haben fester geschlossen als die Rollen, und
keinen in fremden Leibeigenthum fallen lassen; auch oft
die Schrey-Gödings-Folge, wozu die andern Gödings-
Freyen verpflichtet sind, verhindert.
(e) Das Kloster Heerse überließ sein Recht den 21 Nov.
1613 an den Bischof Philip Sigismund; und bey dem
allgemeinen Vergleich mit dem Churfürsien von Bran-
denburg als Grafen zu Ravensperg vom 13 May 1664
G
erſter Abſchnitt.
genoſſen-Rechte an den Biſchof eingeſchickt (S. §. 48.
n. e.) ihrer gar nicht erwehnt wird. Jm Gegentheil
aber wurden die Tecklenburgiſchen Freyen, als der Car-
dinal und Biſchof Frauz Wilhelm im Jahr 1659 eine
Nachricht von ſaͤmtlichen Hoden einzog, blos unter
die Hodegenoſſen gerechnet; ohnerachtet in dem Fuͤrſte-
nauiſchen Amts-Berichte ſteht, „daß ein freyes Hode-
„Gericht vom Grafen zu Tecklenburg gekauft waͤre;
„und der Frey-richter oder Ding-graͤfe von den Freyen
„jaͤhrlich am Freyen-ſtuhl zu Ankum erwaͤhlet wuͤrde;
„woſelbſt auch die Freyen 1. pf. zur Urkunde bezahlten,‟
Sie fuͤgen hinzu: „der Landesherr zoͤge von ihnen das
„Heergewedde und die Gerade, wenn keine Erben vor-
„handen waͤren; und der erwaͤhlte Ding-graͤfe hielte die
„Erbtaͤge.‟ Dieſes aber ſchließt auf keine bloſſe Hode-
genoſſen. Vielmehr iſt es hoͤchſt wahrſcheinlich, daß die
Tecklenburgiſchen Freyen gleichſam unmittelbare Haus-
genoſſen des Grafen geweſen, weil ſie ihren Unter-rich-
ter waͤhlten, folglich an keinen gewiſſen Hof im Stifte
hoͤrig waren.
(b) Dieſe Art der Beſatzung geht vor dem Lehn-Dienſt her.
Wie letzter auf kam: entſtanden Burgmaͤnner.
(c) Herman von Amelunxen wurde belehnt mit dem Hagen
und Halsgerichte und Gerechtigkeiten meri & mixti im-
perii
in der Freyheit Geßmelde uͤber alle derſelben Frey-
heit Jnwohner und Unterthanen freyen und eignen Leu-
ten ſo weit der freye Hage ſich erſtreckte. S. das Lehn-
Protocoll v. 1561. Dies Lehn iſt aber nachher aufge-
hoben, wie Geßmold an den zeitigen Biſchof gekommen,
und von ihm wieder vertauſchet worden.
(d) Die Hagen haben feſter geſchloſſen als die Rollen, und
keinen in fremden Leibeigenthum fallen laſſen; auch oft
die Schrey-Goͤdings-Folge, wozu die andern Goͤdings-
Freyen verpflichtet ſind, verhindert.
(e) Das Kloſter Heerſe uͤberließ ſein Recht den 21 Nov.
1613 an den Biſchof Philip Sigiſmund; und bey dem
allgemeinen Vergleich mit dem Churfuͤrſien von Bran-
denburg als Grafen zu Ravenſperg vom 13 May 1664
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[97/0127] erſter Abſchnitt. ⁽a⁾ genoſſen-Rechte an den Biſchof eingeſchickt (S. §. 48. n. e.) ihrer gar nicht erwehnt wird. Jm Gegentheil aber wurden die Tecklenburgiſchen Freyen, als der Car- dinal und Biſchof Frauz Wilhelm im Jahr 1659 eine Nachricht von ſaͤmtlichen Hoden einzog, blos unter die Hodegenoſſen gerechnet; ohnerachtet in dem Fuͤrſte- nauiſchen Amts-Berichte ſteht, „daß ein freyes Hode- „Gericht vom Grafen zu Tecklenburg gekauft waͤre; „und der Frey-richter oder Ding-graͤfe von den Freyen „jaͤhrlich am Freyen-ſtuhl zu Ankum erwaͤhlet wuͤrde; „woſelbſt auch die Freyen 1. pf. zur Urkunde bezahlten,‟ Sie fuͤgen hinzu: „der Landesherr zoͤge von ihnen das „Heergewedde und die Gerade, wenn keine Erben vor- „handen waͤren; und der erwaͤhlte Ding-graͤfe hielte die „Erbtaͤge.‟ Dieſes aber ſchließt auf keine bloſſe Hode- genoſſen. Vielmehr iſt es hoͤchſt wahrſcheinlich, daß die Tecklenburgiſchen Freyen gleichſam unmittelbare Haus- genoſſen des Grafen geweſen, weil ſie ihren Unter-rich- ter waͤhlten, folglich an keinen gewiſſen Hof im Stifte hoͤrig waren. ⁽b⁾ Dieſe Art der Beſatzung geht vor dem Lehn-Dienſt her. Wie letzter auf kam: entſtanden Burgmaͤnner. ⁽c⁾ Herman von Amelunxen wurde belehnt mit dem Hagen und Halsgerichte und Gerechtigkeiten meri & mixti im- perii in der Freyheit Geßmelde uͤber alle derſelben Frey- heit Jnwohner und Unterthanen freyen und eignen Leu- ten ſo weit der freye Hage ſich erſtreckte. S. das Lehn- Protocoll v. 1561. Dies Lehn iſt aber nachher aufge- hoben, wie Geßmold an den zeitigen Biſchof gekommen, und von ihm wieder vertauſchet worden. ⁽d⁾ Die Hagen haben feſter geſchloſſen als die Rollen, und keinen in fremden Leibeigenthum fallen laſſen; auch oft die Schrey-Goͤdings-Folge, wozu die andern Goͤdings- Freyen verpflichtet ſind, verhindert. ⁽e⁾ Das Kloſter Heerſe uͤberließ ſein Recht den 21 Nov. 1613 an den Biſchof Philip Sigiſmund; und bey dem allgemeinen Vergleich mit dem Churfuͤrſien von Bran- denburg als Grafen zu Ravenſperg vom 13 May 1664 gieng G

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Zitationshilfe: Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_osnabrueck_1768/127>, abgerufen am 30.04.2024.