Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768.

Bild:
<< vorherige Seite
zweyter Abschnitt.
zu lassen; oder ihnen das Schottisch- und Jrrische Lin-
nen, welches eben so theuer und 1/3 schlechter ist, ange-
nehmer zu machen. Folgende Gründe waren dagegen:
1) Das Verbot des Cammertuchs etc. habe den ehmali-
gen starken Absatz der Englischen Waaren in Flandern
hintertrieben; weil man auf die Dauer keinen Handel
nach einem Lande führen könnte, woher man nichts zu-
rück nähme. S. MVNN in Engl. treasure. c. 15. Und
dieses Schicksal hätte England in Deutschland auch zu
fürchten, so bald es keine Schlesische und Westphälische
Linnen mehr nähme. 2) Würden zwar auf dasjenige,
was aus England über Lißbonn und Cadir nach Jndien
gienge die 40 p. C. fast ganz wieder gut gethan; Allein
da die Register-Schiffe ihre grosse Beschwerde hätten,
und die Versuchung zum unmittelbaren Handel nach den
Spanischen Colonien aus Nordamerika gar zu stark
machten: so wäre es bedenklich eine gar zu grosse Be-
schwerde auf das Linnen zu legen, was nach den Engli-
schen Colonien gienge. Der Schleich-Handel nach den
Spanischen Jndien sey zwar verboten. Allein dies Ver-
bot könne nicht bestehen, so lange die Holländer Cni-
rasseau hätten. Denn diese, welche keine 40 p. C. zu
entrichten hätten, würden es bald von dorther heimlich
den Spaniern zuführen, ohne sich der Register-Schiffe
zu bedienen. 3) Sey Englands Jnteresse in diesem
Stück von dem Vortheil der Stadt London, welche den
größten Einfluß in solche Entschliessungen hat, zu sehr
unterschieden. Letztere würde dabey verliehren, wenn
Schottisch und Jrrisch Linnen unmittelbar nach den
Colonien gienge. Sie gewönne aber, so lange das Lin-
nen über Bremen und Hamburg zu ihr käme, und keine
andre Häfen suchte; letzteres geschähe so leicht nicht,
weil man dahin keine Stück-Frachten haben könnte son-
dern eigne Schiffe senden müßte. 4) Mögte den Hol-
ländern der Umsatz mit Spanien erleichtert werden, und
was jetzt an Spanischen Producten zum auswärtigen
Handel zurück käme, auf Holland gehen. 5) Mögten
auch endlich die Deutschen Fürsten alle Englische Manu-
J 5
zweyter Abſchnitt.
zu laſſen; oder ihnen das Schottiſch- und Jrriſche Lin-
nen, welches eben ſo theuer und ⅓ ſchlechter iſt, ange-
nehmer zu machen. Folgende Gruͤnde waren dagegen:
1) Das Verbot des Cammertuchs ꝛc. habe den ehmali-
gen ſtarken Abſatz der Engliſchen Waaren in Flandern
hintertrieben; weil man auf die Dauer keinen Handel
nach einem Lande fuͤhren koͤnnte, woher man nichts zu-
ruͤck naͤhme. S. MVNN in Engl. treaſure. c. 15. Und
dieſes Schickſal haͤtte England in Deutſchland auch zu
fuͤrchten, ſo bald es keine Schleſiſche und Weſtphaͤliſche
Linnen mehr naͤhme. 2) Wuͤrden zwar auf dasjenige,
was aus England uͤber Lißbonn und Cadir nach Jndien
gienge die 40 p. C. faſt ganz wieder gut gethan; Allein
da die Regiſter-Schiffe ihre groſſe Beſchwerde haͤtten,
und die Verſuchung zum unmittelbaren Handel nach den
Spaniſchen Colonien aus Nordamerika gar zu ſtark
machten: ſo waͤre es bedenklich eine gar zu groſſe Be-
ſchwerde auf das Linnen zu legen, was nach den Engli-
ſchen Colonien gienge. Der Schleich-Handel nach den
Spaniſchen Jndien ſey zwar verboten. Allein dies Ver-
bot koͤnne nicht beſtehen, ſo lange die Hollaͤnder Cni-
raſſeau haͤtten. Denn dieſe, welche keine 40 p. C. zu
entrichten haͤtten, wuͤrden es bald von dorther heimlich
den Spaniern zufuͤhren, ohne ſich der Regiſter-Schiffe
zu bedienen. 3) Sey Englands Jntereſſe in dieſem
Stuͤck von dem Vortheil der Stadt London, welche den
groͤßten Einfluß in ſolche Entſchlieſſungen hat, zu ſehr
unterſchieden. Letztere wuͤrde dabey verliehren, wenn
Schottiſch und Jrriſch Linnen unmittelbar nach den
Colonien gienge. Sie gewoͤnne aber, ſo lange das Lin-
nen uͤber Bremen und Hamburg zu ihr kaͤme, und keine
andre Haͤfen ſuchte; letzteres geſchaͤhe ſo leicht nicht,
weil man dahin keine Stuͤck-Frachten haben koͤnnte ſon-
dern eigne Schiffe ſenden muͤßte. 4) Moͤgte den Hol-
laͤndern der Umſatz mit Spanien erleichtert werden, und
was jetzt an Spaniſchen Producten zum auswaͤrtigen
Handel zuruͤck kaͤme, auf Holland gehen. 5) Moͤgten
auch endlich die Deutſchen Fuͤrſten alle Engliſche Manu-
J 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <note place="end" n="(d)"><pb facs="#f0167" n="137"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">zweyter Ab&#x017F;chnitt.</hi></fw><lb/>
zu la&#x017F;&#x017F;en; oder ihnen das Schotti&#x017F;ch- und Jrri&#x017F;che Lin-<lb/>
nen, welches eben &#x017F;o theuer und &#x2153; &#x017F;chlechter i&#x017F;t, ange-<lb/>
nehmer zu machen. Folgende Gru&#x0364;nde waren dagegen:<lb/>
1) Das Verbot des Cammertuchs &#xA75B;c. habe den ehmali-<lb/>
gen &#x017F;tarken Ab&#x017F;atz der Engli&#x017F;chen Waaren in Flandern<lb/>
hintertrieben; weil man auf die Dauer keinen Handel<lb/>
nach einem Lande fu&#x0364;hren ko&#x0364;nnte, woher man nichts zu-<lb/>
ru&#x0364;ck na&#x0364;hme. S. <hi rendition="#aq">MVNN in Engl. trea&#x017F;ure. c.</hi> 15. Und<lb/>
die&#x017F;es Schick&#x017F;al ha&#x0364;tte England in Deut&#x017F;chland auch zu<lb/>
fu&#x0364;rchten, &#x017F;o bald es keine Schle&#x017F;i&#x017F;che und We&#x017F;tpha&#x0364;li&#x017F;che<lb/>
Linnen mehr na&#x0364;hme. 2) Wu&#x0364;rden zwar auf dasjenige,<lb/>
was aus England u&#x0364;ber Lißbonn und Cadir nach Jndien<lb/>
gienge die 40 <hi rendition="#aq">p. C.</hi> fa&#x017F;t ganz wieder gut gethan; Allein<lb/>
da die Regi&#x017F;ter-Schiffe ihre gro&#x017F;&#x017F;e Be&#x017F;chwerde ha&#x0364;tten,<lb/>
und die Ver&#x017F;uchung zum unmittelbaren Handel nach den<lb/>
Spani&#x017F;chen Colonien aus Nordamerika gar zu &#x017F;tark<lb/>
machten: &#x017F;o wa&#x0364;re es bedenklich eine gar zu gro&#x017F;&#x017F;e Be-<lb/>
&#x017F;chwerde auf das Linnen zu legen, was nach den Engli-<lb/>
&#x017F;chen Colonien gienge. Der Schleich-Handel nach den<lb/>
Spani&#x017F;chen Jndien &#x017F;ey zwar verboten. Allein dies Ver-<lb/>
bot ko&#x0364;nne nicht be&#x017F;tehen, &#x017F;o lange die Holla&#x0364;nder Cni-<lb/>
ra&#x017F;&#x017F;eau ha&#x0364;tten. Denn die&#x017F;e, welche keine 40 <hi rendition="#aq">p. C.</hi> zu<lb/>
entrichten ha&#x0364;tten, wu&#x0364;rden es bald von dorther heimlich<lb/>
den Spaniern zufu&#x0364;hren, ohne &#x017F;ich der Regi&#x017F;ter-Schiffe<lb/>
zu bedienen. 3) Sey Englands Jntere&#x017F;&#x017F;e in die&#x017F;em<lb/>
Stu&#x0364;ck von dem Vortheil der Stadt London, welche den<lb/>
gro&#x0364;ßten Einfluß in &#x017F;olche Ent&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;ungen hat, zu &#x017F;ehr<lb/>
unter&#x017F;chieden. Letztere wu&#x0364;rde dabey verliehren, wenn<lb/>
Schotti&#x017F;ch und Jrri&#x017F;ch Linnen <hi rendition="#fr">unmittelbar</hi> nach den<lb/>
Colonien gienge. Sie gewo&#x0364;nne aber, &#x017F;o lange das Lin-<lb/>
nen u&#x0364;ber Bremen und Hamburg zu ihr ka&#x0364;me, und keine<lb/>
andre Ha&#x0364;fen &#x017F;uchte; letzteres ge&#x017F;cha&#x0364;he &#x017F;o leicht nicht,<lb/>
weil man dahin keine Stu&#x0364;ck-Frachten haben ko&#x0364;nnte &#x017F;on-<lb/>
dern eigne Schiffe &#x017F;enden mu&#x0364;ßte. 4) Mo&#x0364;gte den Hol-<lb/>
la&#x0364;ndern der Um&#x017F;atz mit Spanien erleichtert werden, und<lb/>
was jetzt an Spani&#x017F;chen Producten zum auswa&#x0364;rtigen<lb/>
Handel zuru&#x0364;ck ka&#x0364;me, auf Holland gehen. 5) Mo&#x0364;gten<lb/>
auch endlich die Deut&#x017F;chen Fu&#x0364;r&#x017F;ten alle Engli&#x017F;che Manu-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">J 5</fw><fw place="bottom" type="catch">factu-</fw><lb/></note>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[137/0167] zweyter Abſchnitt. ⁽d⁾ zu laſſen; oder ihnen das Schottiſch- und Jrriſche Lin- nen, welches eben ſo theuer und ⅓ ſchlechter iſt, ange- nehmer zu machen. Folgende Gruͤnde waren dagegen: 1) Das Verbot des Cammertuchs ꝛc. habe den ehmali- gen ſtarken Abſatz der Engliſchen Waaren in Flandern hintertrieben; weil man auf die Dauer keinen Handel nach einem Lande fuͤhren koͤnnte, woher man nichts zu- ruͤck naͤhme. S. MVNN in Engl. treaſure. c. 15. Und dieſes Schickſal haͤtte England in Deutſchland auch zu fuͤrchten, ſo bald es keine Schleſiſche und Weſtphaͤliſche Linnen mehr naͤhme. 2) Wuͤrden zwar auf dasjenige, was aus England uͤber Lißbonn und Cadir nach Jndien gienge die 40 p. C. faſt ganz wieder gut gethan; Allein da die Regiſter-Schiffe ihre groſſe Beſchwerde haͤtten, und die Verſuchung zum unmittelbaren Handel nach den Spaniſchen Colonien aus Nordamerika gar zu ſtark machten: ſo waͤre es bedenklich eine gar zu groſſe Be- ſchwerde auf das Linnen zu legen, was nach den Engli- ſchen Colonien gienge. Der Schleich-Handel nach den Spaniſchen Jndien ſey zwar verboten. Allein dies Ver- bot koͤnne nicht beſtehen, ſo lange die Hollaͤnder Cni- raſſeau haͤtten. Denn dieſe, welche keine 40 p. C. zu entrichten haͤtten, wuͤrden es bald von dorther heimlich den Spaniern zufuͤhren, ohne ſich der Regiſter-Schiffe zu bedienen. 3) Sey Englands Jntereſſe in dieſem Stuͤck von dem Vortheil der Stadt London, welche den groͤßten Einfluß in ſolche Entſchlieſſungen hat, zu ſehr unterſchieden. Letztere wuͤrde dabey verliehren, wenn Schottiſch und Jrriſch Linnen unmittelbar nach den Colonien gienge. Sie gewoͤnne aber, ſo lange das Lin- nen uͤber Bremen und Hamburg zu ihr kaͤme, und keine andre Haͤfen ſuchte; letzteres geſchaͤhe ſo leicht nicht, weil man dahin keine Stuͤck-Frachten haben koͤnnte ſon- dern eigne Schiffe ſenden muͤßte. 4) Moͤgte den Hol- laͤndern der Umſatz mit Spanien erleichtert werden, und was jetzt an Spaniſchen Producten zum auswaͤrtigen Handel zuruͤck kaͤme, auf Holland gehen. 5) Moͤgten auch endlich die Deutſchen Fuͤrſten alle Engliſche Manu- factu- J 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_osnabrueck_1768
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_osnabrueck_1768/167
Zitationshilfe: Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_osnabrueck_1768/167>, abgerufen am 07.05.2024.