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Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768.

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Osnabrücksche Geschichte
esche geschieden, worin sich noch jetzt zwey grosse unver-
sehrte heidnische Altäre, und die Spuren von vielen zer-
störten finden; welche LODTMAN in Monum. Osnabr.
XII.
beschreibt. Bey dem Schlachtfelde aber waren der-
gleichen. Lucis propinquis barbarae erant arae, apud quas
tribunos ac primorum ordinum centuriones mactaverant-
TAC. Ann. l.
61. Jene Altäre heissen insgemein die
Gred-escher Steine, und GOETZE in Progr. de duobus
nobiliss. agri Osn. monum. Honensi & Krödescensi (Osn.

1726. 4.) macht daraus Crodonis aram; da doch Great-
esch offenbar der grosse Esch ist, hinter welchem diese
Altäre oder Denkmäler liegen. So viel bleibt allezeit
glaublich, daß jenes verschanzte Lager, wegen des an dem
Wall desselben liegenden deutschen Denkmals, ein er-
obertes; und älter als Carl der Grosse sey. Das
Schlachtfeld an der Hase, ist auch das bequemste was
eine Armee nehmen kann. Es hat Wasser, eine schöne
Ebne, Berge und Defiles vor sich, und lag in conspectu
Deorum gentilium.
FEJN in seiner Preiß-Schrift
über die Frage: wie weit die Römer in Deutschland ge-
drungen etc. sagt 1) das entfernte Volk müste am Rhein
gewohnt haben. Jst es aber glaublich daß sich zwischen
der Haupt-armee und der Reserve ein Volk am Rhein,
das so gleich gezüchtiget werden konnte, bey einem so
unsichern Ausgange, durch Empörung bloß gestellet ha-
be? Er sagt 2) die Niederlage sey auf dem Rükmarsche
des Varus aus dem Lippischen vorgefallen; wer kann
sich aber vorstellen, daß man die Römer gegen ihre eigne
Reserve und auf ihre eigne Vestungen gelockt, und ih-
nen auf diesem Wege drey Märsche voraus gelassen ha-
be? konnten hier, wo die Communication nothwendig
offen war, Wege zn bahnen, Wälder durchzuhauen und
Brücken zu schlagen seyn, wie Dio ausführlich be-
schreibt? Er nimmt 3) das Schlachtfeld im Lippischen
an, wo er doch sein Stand-Quartier gehabt hatte. Er
hatte aber gewiß schon drey Märsche, welche ich wegen
der schlimmen Wege nur auf drey Meile rechnen will,
ohnerachtet sonst ein römisches Heer täglich 7 Stunden
Oſnabruͤckſche Geſchichte
eſche geſchieden, worin ſich noch jetzt zwey groſſe unver-
ſehrte heidniſche Altaͤre, und die Spuren von vielen zer-
ſtoͤrten finden; welche LODTMAN in Monum. Oſnabr.
XII.
beſchreibt. Bey dem Schlachtfelde aber waren der-
gleichen. Lucis propinquis barbaræ erant aræ, apud quas
tribunos ac primorum ordinum centuriones mactaverant-
TAC. Ann. l.
61. Jene Altaͤre heiſſen insgemein die
Gred-eſcher Steine, und GOETZE in Progr. de duobus
nobiliſſ. agri Oſn. monum. Honenſi & Krödeſcenſi (Oſn.

1726. 4.) macht daraus Crodonis aram; da doch Great-
eſch offenbar der groſſe Eſch iſt, hinter welchem dieſe
Altaͤre oder Denkmaͤler liegen. So viel bleibt allezeit
glaublich, daß jenes verſchanzte Lager, wegen des an dem
Wall deſſelben liegenden deutſchen Denkmals, ein er-
obertes; und aͤlter als Carl der Groſſe ſey. Das
Schlachtfeld an der Haſe, iſt auch das bequemſte was
eine Armee nehmen kann. Es hat Waſſer, eine ſchoͤne
Ebne, Berge und Defilés vor ſich, und lag in conſpectu
Deorum gentilium.
FEJN in ſeiner Preiß-Schrift
uͤber die Frage: wie weit die Roͤmer in Deutſchland ge-
drungen ꝛc. ſagt 1) das entfernte Volk muͤſte am Rhein
gewohnt haben. Jſt es aber glaublich daß ſich zwiſchen
der Haupt-armee und der Reſerve ein Volk am Rhein,
das ſo gleich gezuͤchtiget werden konnte, bey einem ſo
unſichern Ausgange, durch Empoͤrung bloß geſtellet ha-
be? Er ſagt 2) die Niederlage ſey auf dem Ruͤkmarſche
des Varus aus dem Lippiſchen vorgefallen; wer kann
ſich aber vorſtellen, daß man die Roͤmer gegen ihre eigne
Reſerve und auf ihre eigne Veſtungen gelockt, und ih-
nen auf dieſem Wege drey Maͤrſche voraus gelaſſen ha-
be? konnten hier, wo die Communication nothwendig
offen war, Wege zn bahnen, Waͤlder durchzuhauen und
Bruͤcken zu ſchlagen ſeyn, wie Dio ausfuͤhrlich be-
ſchreibt? Er nimmt 3) das Schlachtfeld im Lippiſchen
an, wo er doch ſein Stand-Quartier gehabt hatte. Er
hatte aber gewiß ſchon drey Maͤrſche, welche ich wegen
der ſchlimmen Wege nur auf drey Meile rechnen will,
ohnerachtet ſonſt ein roͤmiſches Heer taͤglich 7 Stunden
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[176/0206] Oſnabruͤckſche Geſchichte ⁽d⁾ eſche geſchieden, worin ſich noch jetzt zwey groſſe unver- ſehrte heidniſche Altaͤre, und die Spuren von vielen zer- ſtoͤrten finden; welche LODTMAN in Monum. Oſnabr. XII. beſchreibt. Bey dem Schlachtfelde aber waren der- gleichen. Lucis propinquis barbaræ erant aræ, apud quas tribunos ac primorum ordinum centuriones mactaverant- TAC. Ann. l. 61. Jene Altaͤre heiſſen insgemein die Gred-eſcher Steine, und GOETZE in Progr. de duobus nobiliſſ. agri Oſn. monum. Honenſi & Krödeſcenſi (Oſn. 1726. 4.) macht daraus Crodonis aram; da doch Great- eſch offenbar der groſſe Eſch iſt, hinter welchem dieſe Altaͤre oder Denkmaͤler liegen. So viel bleibt allezeit glaublich, daß jenes verſchanzte Lager, wegen des an dem Wall deſſelben liegenden deutſchen Denkmals, ein er- obertes; und aͤlter als Carl der Groſſe ſey. Das Schlachtfeld an der Haſe, iſt auch das bequemſte was eine Armee nehmen kann. Es hat Waſſer, eine ſchoͤne Ebne, Berge und Defilés vor ſich, und lag in conſpectu Deorum gentilium. FEJN in ſeiner Preiß-Schrift uͤber die Frage: wie weit die Roͤmer in Deutſchland ge- drungen ꝛc. ſagt 1) das entfernte Volk muͤſte am Rhein gewohnt haben. Jſt es aber glaublich daß ſich zwiſchen der Haupt-armee und der Reſerve ein Volk am Rhein, das ſo gleich gezuͤchtiget werden konnte, bey einem ſo unſichern Ausgange, durch Empoͤrung bloß geſtellet ha- be? Er ſagt 2) die Niederlage ſey auf dem Ruͤkmarſche des Varus aus dem Lippiſchen vorgefallen; wer kann ſich aber vorſtellen, daß man die Roͤmer gegen ihre eigne Reſerve und auf ihre eigne Veſtungen gelockt, und ih- nen auf dieſem Wege drey Maͤrſche voraus gelaſſen ha- be? konnten hier, wo die Communication nothwendig offen war, Wege zn bahnen, Waͤlder durchzuhauen und Bruͤcken zu ſchlagen ſeyn, wie Dio ausfuͤhrlich be- ſchreibt? Er nimmt 3) das Schlachtfeld im Lippiſchen an, wo er doch ſein Stand-Quartier gehabt hatte. Er hatte aber gewiß ſchon drey Maͤrſche, welche ich wegen der ſchlimmen Wege nur auf drey Meile rechnen will, ohnerachtet ſonſt ein roͤmiſches Heer taͤglich 7 Stunden mar-

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Zitationshilfe: Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_osnabrueck_1768/206>, abgerufen am 29.04.2024.