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Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768.

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dritter Abschnitt.
glücklichen Angrif, (d) und gieng wiederum den vori-
gen Weg nach der Emse. (e)

(a) Der Weg von der Süder-see, oder von Zwolle nach
Braunschweig und Leipzig kömmt hiebey nicht in Be-
tracht und ist in so weit er über die Fürstenau geht
neu.
(b) Ductum inde agmen ad ultimos Bructerorum, quantumque
Amisiam & Luppiam amnes inter vastatum. TAC. Ann. I.

60. Wäre Germanicus damit zurückgegangen: so wür-
de man ihm keine andre Absicht beylegen können. Nun
aber da er weiter gieng, so kann man sicher glauben,
daß die Verwüstung auf der Rechte zwischen der Lippe
und der Emse blos durch die leichten Truppen, und in
der Absicht geschehen, die rechte Flanke zu reinigen, um
mit aller Sicherheit und Macht nach der Linken zu mar-
schiren, und sich in die Gebürge zu vertiefen.
(c) Sed Germanicus cedentem in avia Arminium secutus. Ib. 63.
(d) Es heißt zwar in der Römischen Erzählung: Manibus
aequis obscessum. Ib.
Man versteht aber diese Sprache,
und die Folgen sind immer die besten Zeugen.
(e) Germanicus gieng nach der Emse und Cecinna nach dem
Niederrhein zurück. Der Punkt ihrer Trennung aber
kann vor eine aus dem Lippischen (mit der Jdee sich
z. E. nach Emden und Wesel zu theilen) retirirende Ar-
mee nicht anders gesuchet werden, als daß man sie bis
Rheine und höchstens bis Bentheim zurück gehen und
dort sich theilen läßt. Wäre Germanicus über die Qua-
kenbrügge als den andern Weg nach der Emse gegan-
gen: so hätte er den Cecinna gleich von sich lassen und
ihn muthwillig aufopfern müssen, der ohnedem noch auf
der besten Route alle Gefahr lief, da er von einem
Corps, das ihm gerade aus dem Lippischen den Rhein
abgelaufen hatte, coupirt und auf die äusserste Spitze
gestellet wurde. Ib. 64. Germanicus schickte die schwere
Reuterey von der Emse an der Holländischen Küste fort;
und man erräth daraus leicht, warum Cecinna auf ihrer
gefährlichen Flanke marschiren müssen.
§. 89.
M 5

dritter Abſchnitt.
gluͤcklichen Angrif, (d) und gieng wiederum den vori-
gen Weg nach der Emſe. (e)

(a) Der Weg von der Suͤder-ſee, oder von Zwolle nach
Braunſchweig und Leipzig koͤmmt hiebey nicht in Be-
tracht und iſt in ſo weit er uͤber die Fuͤrſtenau geht
neu.
(b) Ductum inde agmen ad ultimos Bructerorum, quantumque
Amiſiam & Luppiam amnes inter vaſtatum. TAC. Ann. I.

60. Waͤre Germanicus damit zuruͤckgegangen: ſo wuͤr-
de man ihm keine andre Abſicht beylegen koͤnnen. Nun
aber da er weiter gieng, ſo kann man ſicher glauben,
daß die Verwuͤſtung auf der Rechte zwiſchen der Lippe
und der Emſe blos durch die leichten Truppen, und in
der Abſicht geſchehen, die rechte Flanke zu reinigen, um
mit aller Sicherheit und Macht nach der Linken zu mar-
ſchiren, und ſich in die Gebuͤrge zu vertiefen.
(c) Sed Germanicus cedentem in avia Arminium ſecutus. Ib. 63.
(d) Es heißt zwar in der Roͤmiſchen Erzaͤhlung: Manibus
æquis obſceſſum. Ib.
Man verſteht aber dieſe Sprache,
und die Folgen ſind immer die beſten Zeugen.
(e) Germanicus gieng nach der Emſe und Cecinna nach dem
Niederrhein zuruͤck. Der Punkt ihrer Trennung aber
kann vor eine aus dem Lippiſchen (mit der Jdee ſich
z. E. nach Emden und Weſel zu theilen) retirirende Ar-
mee nicht anders geſuchet werden, als daß man ſie bis
Rheine und hoͤchſtens bis Bentheim zuruͤck gehen und
dort ſich theilen laͤßt. Waͤre Germanicus uͤber die Qua-
kenbruͤgge als den andern Weg nach der Emſe gegan-
gen: ſo haͤtte er den Cecinna gleich von ſich laſſen und
ihn muthwillig aufopfern muͤſſen, der ohnedem noch auf
der beſten Route alle Gefahr lief, da er von einem
Corps, das ihm gerade aus dem Lippiſchen den Rhein
abgelaufen hatte, coupirt und auf die aͤuſſerſte Spitze
geſtellet wurde. Ib. 64. Germanicus ſchickte die ſchwere
Reuterey von der Emſe an der Hollaͤndiſchen Kuͤſte fort;
und man erraͤth daraus leicht, warum Cecinna auf ihrer
gefaͤhrlichen Flanke marſchiren muͤſſen.
§. 89.
M 5
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[185/0215] dritter Abſchnitt. gluͤcklichen Angrif, ⁽d⁾ und gieng wiederum den vori- gen Weg nach der Emſe. ⁽e⁾ ⁽a⁾ Der Weg von der Suͤder-ſee, oder von Zwolle nach Braunſchweig und Leipzig koͤmmt hiebey nicht in Be- tracht und iſt in ſo weit er uͤber die Fuͤrſtenau geht neu. ⁽b⁾ Ductum inde agmen ad ultimos Bructerorum, quantumque Amiſiam & Luppiam amnes inter vaſtatum. TAC. Ann. I. 60. Waͤre Germanicus damit zuruͤckgegangen: ſo wuͤr- de man ihm keine andre Abſicht beylegen koͤnnen. Nun aber da er weiter gieng, ſo kann man ſicher glauben, daß die Verwuͤſtung auf der Rechte zwiſchen der Lippe und der Emſe blos durch die leichten Truppen, und in der Abſicht geſchehen, die rechte Flanke zu reinigen, um mit aller Sicherheit und Macht nach der Linken zu mar- ſchiren, und ſich in die Gebuͤrge zu vertiefen. ⁽c⁾ Sed Germanicus cedentem in avia Arminium ſecutus. Ib. 63. ⁽d⁾ Es heißt zwar in der Roͤmiſchen Erzaͤhlung: Manibus æquis obſceſſum. Ib. Man verſteht aber dieſe Sprache, und die Folgen ſind immer die beſten Zeugen. ⁽e⁾ Germanicus gieng nach der Emſe und Cecinna nach dem Niederrhein zuruͤck. Der Punkt ihrer Trennung aber kann vor eine aus dem Lippiſchen (mit der Jdee ſich z. E. nach Emden und Weſel zu theilen) retirirende Ar- mee nicht anders geſuchet werden, als daß man ſie bis Rheine und hoͤchſtens bis Bentheim zuruͤck gehen und dort ſich theilen laͤßt. Waͤre Germanicus uͤber die Qua- kenbruͤgge als den andern Weg nach der Emſe gegan- gen: ſo haͤtte er den Cecinna gleich von ſich laſſen und ihn muthwillig aufopfern muͤſſen, der ohnedem noch auf der beſten Route alle Gefahr lief, da er von einem Corps, das ihm gerade aus dem Lippiſchen den Rhein abgelaufen hatte, coupirt und auf die aͤuſſerſte Spitze geſtellet wurde. Ib. 64. Germanicus ſchickte die ſchwere Reuterey von der Emſe an der Hollaͤndiſchen Kuͤſte fort; und man erraͤth daraus leicht, warum Cecinna auf ihrer gefaͤhrlichen Flanke marſchiren muͤſſen. §. 89. M 5

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Zitationshilfe: Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_osnabrueck_1768/215>, abgerufen am 27.04.2024.