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Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768.

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Osnabrücksche Geschichte
mogten nach ihrer Befreyung von dem römischen
Joche, zuerst Franken genannt werden, in der Folge
aber diesen Nahmen denjenigen von ihren Bundsge-
nossen lassen, welche ihre Freyheit zuletzt behaupteten.
Der Ursprung der Franken kann wenigstens füglich in
diese Zeit gesetzt werden, obgleich die Römer ihnen die
Freyheit und den Nahmen davon nicht eher zugestehn
konnten, bis die Zeit dessen Ursprung verdunkelt hatte.
Bey dem grösten Fortgange ihrer Waffen schickten
die niederrheinischen Völker eine Botschaft nach
Cölln, dessen sich die Römer seit langer Zeit zu ihrem
Waffenplatze hier unten bedienten, um dieser Stadt
Glück zu wünschen, daß sie nunmehr frank unter
franken Völkern seyn könnte; zugleich aber auch, um
die Niederreissung ihrer Stadt-Mauren zu fordern,
damit ein ehrlicher Deutscher, ohne seine Waffen
abzulegen, wie auch ohne Zoll und ohne Wache über
den Rhein gehen könnte. Man erkeunet daraus un-
gefehr ihre weitesten Absichten, und wird durch die
Folge überzeugt, daß die Gefangenschaft der Vellede
keine schlimme Veränderung in unsern Gegenden und
dem bisherigen System hervorgebracht habe.

(a) Magna per Germanias Galliasque fama, libertatis autores
celebrabantur.
TAC. hist. IV.
17. Man kann dieses ü-
bersetzen: sie wurden als Franken gepriesen. Jch weiß
zwar wol daß der Nahme der Franken zuerst beym VO-
PISCO in Aurel. c.
7. und ums Jahr 253 oder 255 vor-
kömmt. Allein da unter demselben ganz unstreitig die
Chatten, Sicamber, Tenkter und andre benachbarte
Völker verstanden sind, wie GRVPE in obs. de primis
Francor. sedibus.
1. §. 2. ausser allen Zweifel gestellt, mit-
hin ein Zeitpunkt angenommen werden muß, worin
diese Völker als liberati sive exemti (denn frank und

Oſnabruͤckſche Geſchichte
mogten nach ihrer Befreyung von dem roͤmiſchen
Joche, zuerſt Franken genannt werden, in der Folge
aber dieſen Nahmen denjenigen von ihren Bundsge-
noſſen laſſen, welche ihre Freyheit zuletzt behaupteten.
Der Urſprung der Franken kann wenigſtens fuͤglich in
dieſe Zeit geſetzt werden, obgleich die Roͤmer ihnen die
Freyheit und den Nahmen davon nicht eher zugeſtehn
konnten, bis die Zeit deſſen Urſprung verdunkelt hatte.
Bey dem groͤſten Fortgange ihrer Waffen ſchickten
die niederrheiniſchen Voͤlker eine Botſchaft nach
Coͤlln, deſſen ſich die Roͤmer ſeit langer Zeit zu ihrem
Waffenplatze hier unten bedienten, um dieſer Stadt
Gluͤck zu wuͤnſchen, daß ſie nunmehr frank unter
franken Voͤlkern ſeyn koͤnnte; zugleich aber auch, um
die Niederreiſſung ihrer Stadt-Mauren zu fordern,
damit ein ehrlicher Deutſcher, ohne ſeine Waffen
abzulegen, wie auch ohne Zoll und ohne Wache uͤber
den Rhein gehen koͤnnte. Man erkeunet daraus un-
gefehr ihre weiteſten Abſichten, und wird durch die
Folge uͤberzeugt, daß die Gefangenſchaft der Vellede
keine ſchlimme Veraͤnderung in unſern Gegenden und
dem bisherigen Syſtem hervorgebracht habe.

(a) Magna per Germanias Galliasque fama, libertatis autores
celebrabantur.
TAC. hiſt. IV.
17. Man kann dieſes uͤ-
berſetzen: ſie wurden als Franken geprieſen. Jch weiß
zwar wol daß der Nahme der Franken zuerſt beym VO-
PISCO in Aurel. c.
7. und ums Jahr 253 oder 255 vor-
koͤmmt. Allein da unter demſelben ganz unſtreitig die
Chatten, Sicamber, Tenkter und andre benachbarte
Voͤlker verſtanden ſind, wie GRVPE in obſ. de primis
Francor. ſedibus.
1. §. 2. auſſer allen Zweifel geſtellt, mit-
hin ein Zeitpunkt angenommen werden muß, worin
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[194/0224] Oſnabruͤckſche Geſchichte mogten nach ihrer Befreyung von dem roͤmiſchen Joche, zuerſt Franken genannt werden, in der Folge aber dieſen Nahmen denjenigen von ihren Bundsge- noſſen laſſen, welche ihre Freyheit zuletzt behaupteten. Der Urſprung der Franken kann wenigſtens fuͤglich in dieſe Zeit geſetzt werden, obgleich die Roͤmer ihnen die Freyheit und den Nahmen davon nicht eher zugeſtehn konnten, bis die Zeit deſſen Urſprung verdunkelt hatte. Bey dem groͤſten Fortgange ihrer Waffen ſchickten die niederrheiniſchen Voͤlker eine Botſchaft nach Coͤlln, deſſen ſich die Roͤmer ſeit langer Zeit zu ihrem Waffenplatze hier unten bedienten, um dieſer Stadt Gluͤck zu wuͤnſchen, daß ſie nunmehr frank unter franken Voͤlkern ſeyn koͤnnte; zugleich aber auch, um die Niederreiſſung ihrer Stadt-Mauren zu fordern, damit ein ehrlicher Deutſcher, ohne ſeine Waffen abzulegen, wie auch ohne Zoll und ohne Wache uͤber den Rhein gehen koͤnnte. Man erkeunet daraus un- gefehr ihre weiteſten Abſichten, und wird durch die Folge uͤberzeugt, daß die Gefangenſchaft der Vellede keine ſchlimme Veraͤnderung in unſern Gegenden und dem bisherigen Syſtem hervorgebracht habe. ⁽a⁾ Magna per Germanias Galliasque fama, libertatis autores celebrabantur. TAC. hiſt. IV. 17. Man kann dieſes uͤ- berſetzen: ſie wurden als Franken geprieſen. Jch weiß zwar wol daß der Nahme der Franken zuerſt beym VO- PISCO in Aurel. c. 7. und ums Jahr 253 oder 255 vor- koͤmmt. Allein da unter demſelben ganz unſtreitig die Chatten, Sicamber, Tenkter und andre benachbarte Voͤlker verſtanden ſind, wie GRVPE in obſ. de primis Francor. ſedibus. 1. §. 2. auſſer allen Zweifel geſtellt, mit- hin ein Zeitpunkt angenommen werden muß, worin dieſe Voͤlker als liberati ſive exemti (denn frank und frey

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Zitationshilfe: Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_osnabrueck_1768/224>, abgerufen am 29.04.2024.