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Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768.

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Osnabrücksche Geschichte
und Spanien fielen; der andre Bund an der Do-
nau in Pannonien einbrach, folglich Gallien oder
vielmehr das alte Belgien sich selbst erhalten muste,
änderte sich die Verfassung. Die niederrheinschen
Völker unterstützten die von den Galliern erwählte
besondern Kayser, (c) und begünstigten eine Tren-
nung, wovon sie unter dem Aurelian und Probus (d) das Opfer wurden. Die römischen Kayser suchten
ihre Freundschaft so bald nicht wieder; sondern be-
handelten sie als mächtige feindliche Nachbaren, (e) so gut sie konnten, ohne jedoch einige Eroberungen
diesseits des Rheins zu machen.

(a) Non possumus tantum P. C. loqui quantum fecimus. Pet
CCCC millia Germanorum vicos incendimus, greges ab-
duximus, captivos abstraximus armatos occidimus, in pa-
lude pugnavimus. Pervenissemus ad sylvas nisi altitudo palu-
dum nos transire non permisisset.
So schreibt Maximin
selbst an den Senat. Beym CAPIT. p 142. In MSto
Palatino
steht per 40 - 50 millia und Salmasius in not. ad
Capit.
begnügt sich auch mit 40 bis 50-000 Dörfern etc.
(b) Alle Nachrichten reden für Niederdeutschland. Sonst
könnten die Winterquartiere in Pannonien einer andern
Vermuthung Raum geben. Multisque enim captivis atque
ingenti praeda abacta, instante hyeme in annoniam rever-
sus est --- ibique vernam expeditionem praeparabat HE-
RODIAN. in Maxim. p. 149. Edit. Steph. de
1581.
(c) EVTROP. sub Gallieno. TREB. POLLIO in Postumio
& Lolliano.
(d) Der Kayser Probus sagt zwar in seinem Schreiben an
den Senat zu Rom: Subacta est omnis qua late tenditur
Germania, novem reges gentium diversarum ad meos pe-
des immo ad vestros supplices stratique jacuerunt. VO-
PISC. in Probo. p
239. Allein er lenkt doch ziemlich ein,
wenn er hernach schreibt: Omnes penitus Galliae liberatae
---- voluerimus Germaniae novem praesidem facere, sed haec

Oſnabruͤckſche Geſchichte
und Spanien fielen; der andre Bund an der Do-
nau in Pannonien einbrach, folglich Gallien oder
vielmehr das alte Belgien ſich ſelbſt erhalten muſte,
aͤnderte ſich die Verfaſſung. Die niederrheinſchen
Voͤlker unterſtuͤtzten die von den Galliern erwaͤhlte
beſondern Kayſer, (c) und beguͤnſtigten eine Tren-
nung, wovon ſie unter dem Aurelian und Probus (d) das Opfer wurden. Die roͤmiſchen Kayſer ſuchten
ihre Freundſchaft ſo bald nicht wieder; ſondern be-
handelten ſie als maͤchtige feindliche Nachbaren, (e) ſo gut ſie konnten, ohne jedoch einige Eroberungen
dieſſeits des Rheins zu machen.

(a) Non poſſumus tantum P. C. loqui quantum fecimus. Pet
CCCC millia Germanorum vicos incendimus, greges ab-
duximus, captivos abſtraximus armatos occidimus, in pa-
lude pugnavimus. Perveniſſemus ad ſylvas niſi altitudo palu-
dum nos tranſire non permiſiſſet.
So ſchreibt Maximin
ſelbſt an den Senat. Beym CAPIT. p 142. In MSto
Palatino
ſteht per 40 ‒ 50 millia und Salmaſius in not. ad
Capit.
begnuͤgt ſich auch mit 40 bis 50-000 Doͤrfern ꝛc.
(b) Alle Nachrichten reden fuͤr Niederdeutſchland. Sonſt
koͤnnten die Winterquartiere in Pannonien einer andern
Vermuthung Raum geben. Multisque enim captivis atque
ingenti præda abacta, inſtante hyeme in annoniam rever-
ſus eſt --- ibique vernam expeditionem præparabat HE-
RODIAN. in Maxim. p. 149. Edit. Steph. de
1581.
(c) EVTROP. ſub Gallieno. TREB. POLLIO in Poſtumio
& Lolliano.
(d) Der Kayſer Probus ſagt zwar in ſeinem Schreiben an
den Senat zu Rom: Subacta eſt omnis qua late tenditur
Germania, novem reges gentium diverſarum ad meos pe-
des immo ad veſtros ſupplices ſtratique jacuerunt. VO-
PISC. in Probo. p
239. Allein er lenkt doch ziemlich ein,
wenn er hernach ſchreibt: Omnes penitus Galliæ liberatæ
---- voluerimus Germaniæ novem præſidem facere, ſed hæc

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[202/0232] Oſnabruͤckſche Geſchichte und Spanien fielen; der andre Bund an der Do- nau in Pannonien einbrach, folglich Gallien oder vielmehr das alte Belgien ſich ſelbſt erhalten muſte, aͤnderte ſich die Verfaſſung. Die niederrheinſchen Voͤlker unterſtuͤtzten die von den Galliern erwaͤhlte beſondern Kayſer, ⁽c⁾ und beguͤnſtigten eine Tren- nung, wovon ſie unter dem Aurelian und Probus ⁽d⁾ das Opfer wurden. Die roͤmiſchen Kayſer ſuchten ihre Freundſchaft ſo bald nicht wieder; ſondern be- handelten ſie als maͤchtige feindliche Nachbaren, ⁽e⁾ ſo gut ſie konnten, ohne jedoch einige Eroberungen dieſſeits des Rheins zu machen. ⁽a⁾ Non poſſumus tantum P. C. loqui quantum fecimus. Pet CCCC millia Germanorum vicos incendimus, greges ab- duximus, captivos abſtraximus armatos occidimus, in pa- lude pugnavimus. Perveniſſemus ad ſylvas niſi altitudo palu- dum nos tranſire non permiſiſſet. So ſchreibt Maximin ſelbſt an den Senat. Beym CAPIT. p 142. In MSto Palatino ſteht per 40 ‒ 50 millia und Salmaſius in not. ad Capit. begnuͤgt ſich auch mit 40 bis 50-000 Doͤrfern ꝛc. ⁽b⁾ Alle Nachrichten reden fuͤr Niederdeutſchland. Sonſt koͤnnten die Winterquartiere in Pannonien einer andern Vermuthung Raum geben. Multisque enim captivis atque ingenti præda abacta, inſtante hyeme in annoniam rever- ſus eſt --- ibique vernam expeditionem præparabat HE- RODIAN. in Maxim. p. 149. Edit. Steph. de 1581. ⁽c⁾ EVTROP. ſub Gallieno. TREB. POLLIO in Poſtumio & Lolliano. ⁽d⁾ Der Kayſer Probus ſagt zwar in ſeinem Schreiben an den Senat zu Rom: Subacta eſt omnis qua late tenditur Germania, novem reges gentium diverſarum ad meos pe- des immo ad veſtros ſupplices ſtratique jacuerunt. VO- PISC. in Probo. p 239. Allein er lenkt doch ziemlich ein, wenn er hernach ſchreibt: Omnes penitus Galliæ liberatæ ---- voluerimus Germaniæ novem præſidem facere, ſed hæc ad

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Zitationshilfe: Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_osnabrueck_1768/232>, abgerufen am 05.05.2024.