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Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768.

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dritter Abschnitt.
welche in allen Zeitaltern erkannt werden. Der Herzog
Ferdinand von Braunschweig machte damals Warburg
zu dem Punkte um welchen er sich wandte; und vermuth-
lich war eben dieser Ort der fränkische Wende-punkt ge-
gen die Sachsen. Der römische Operations-plan scheint
mehrmals eben dahin abgezielt zu haben. Carl der
Grosse wollte Eresburg oder Stadtberge auf gleiche Art
gebrauchen; und die Sachsen erkannten daß dieser Ort
ihnen gerade der schädlichste wäre. Daher sie ihn auch
durchaus nicht in der Franken Hände lassen wollten.
(d) Et pervenit ad locum qui dicitur Rime. Ann. Franc. juxta
MS. Loisel. ap. CANIS. T. II. p. II. p. 49. Fd. Basn. &
ap. REUBERUM ad ann.
753. Die grosse Heerstrasse geht
über Bilefeld, Herford und Reme. Es gieng auch die
französische Armee unter dem Marschall d' Etrees im
Jahr 1757 eben daher, und besetzte Jburg auf ihrer
linken Flanke.
(e) Man streitet über das Jahr. S. SCHATEN in hist.
Westph. L. VI.
Vorangezogene Annales Franc. setzen
es ad ann. 753. mit der Anmerkung daß gleichwohl Pi-
pin sieghaft zurück gekommen sey. Man kann aber das
letztere in Zweifel ziehen. Denn der Erzbischof war
vermuthlich am sichersten Orte, wo er und die Franken
nichts befürchten zu dürfen glaubten. Dieser ist allezeit
im Rücken einer Armee, und also war Jburg den
Franken, die über Reme nach der Weser giengen, im
Rücken, oder doch wenigstens auf ihrer linken Flanke.
Verlohren sie also diesen: so waren sie in der grösten
Gefahr. Womit auch der Erfolg als der beste Zeuge
übereinstimmt. Der Ort heißt in Ann. cit. Viberg, und
Viburg, beym ADO in aet. 6ta Vitburg. Es ist aber un-
ser Jburg, wo in den ältesten Zeiten eine Burg gewesen.
Und Joh. de Essendia beym SCHEID in bibl. Gotting. p.
28 erzählt die Geschichte ganz recht, wenn er schreibt:
Pipinus rex ducit in Saxoniam & ibi acerrime pugnatum
est & Pipinus rex deo autore victor extitit. Et tamen Hil-
degarius Episc. Col. occisus est a Saxonibus in castro dicto

O 5
dritter Abſchnitt.
welche in allen Zeitaltern erkannt werden. Der Herzog
Ferdinand von Braunſchweig machte damals Warburg
zu dem Punkte um welchen er ſich wandte; und vermuth-
lich war eben dieſer Ort der fraͤnkiſche Wende-punkt ge-
gen die Sachſen. Der roͤmiſche Operations-plan ſcheint
mehrmals eben dahin abgezielt zu haben. Carl der
Groſſe wollte Eresburg oder Stadtberge auf gleiche Art
gebrauchen; und die Sachſen erkannten daß dieſer Ort
ihnen gerade der ſchaͤdlichſte waͤre. Daher ſie ihn auch
durchaus nicht in der Franken Haͤnde laſſen wollten.
(d) Et pervenit ad locum qui dicitur Rime. Ann. Franc. juxta
MS. Loiſel. ap. CANIS. T. II. p. II. p. 49. Fd. Baſn. &
ap. REUBERUM ad ann.
753. Die groſſe Heerſtraſſe geht
uͤber Bilefeld, Herford und Reme. Es gieng auch die
franzoͤſiſche Armee unter dem Marſchall d’ Etrees im
Jahr 1757 eben daher, und beſetzte Jburg auf ihrer
linken Flanke.
(e) Man ſtreitet uͤber das Jahr. S. SCHATEN in hiſt.
Weſtph. L. VI.
Vorangezogene Annales Franc. ſetzen
es ad ann. 753. mit der Anmerkung daß gleichwohl Pi-
pin ſieghaft zuruͤck gekommen ſey. Man kann aber das
letztere in Zweifel ziehen. Denn der Erzbiſchof war
vermuthlich am ſicherſten Orte, wo er und die Franken
nichts befuͤrchten zu duͤrfen glaubten. Dieſer iſt allezeit
im Ruͤcken einer Armee, und alſo war Jburg den
Franken, die uͤber Reme nach der Weſer giengen, im
Ruͤcken, oder doch wenigſtens auf ihrer linken Flanke.
Verlohren ſie alſo dieſen: ſo waren ſie in der groͤſten
Gefahr. Womit auch der Erfolg als der beſte Zeuge
uͤbereinſtimmt. Der Ort heißt in Ann. cit. Viberg, und
Viburg, beym ADO in æt. 6ta Vitburg. Es iſt aber un-
ſer Jburg, wo in den aͤlteſten Zeiten eine Burg geweſen.
Und Joh. de Eſſendia beym SCHEID in bibl. Gotting. p.
28 erzaͤhlt die Geſchichte ganz recht, wenn er ſchreibt:
Pipinus rex ducit in Saxoniam & ibi acerrime pugnatum
eſt & Pipinus rex deo autore victor extitit. Et tamen Hil-
degarius Epiſc. Col. occiſus eſt a Saxonibus in caſtro dicto

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[217/0247] dritter Abſchnitt. ⁽c⁾ welche in allen Zeitaltern erkannt werden. Der Herzog Ferdinand von Braunſchweig machte damals Warburg zu dem Punkte um welchen er ſich wandte; und vermuth- lich war eben dieſer Ort der fraͤnkiſche Wende-punkt ge- gen die Sachſen. Der roͤmiſche Operations-plan ſcheint mehrmals eben dahin abgezielt zu haben. Carl der Groſſe wollte Eresburg oder Stadtberge auf gleiche Art gebrauchen; und die Sachſen erkannten daß dieſer Ort ihnen gerade der ſchaͤdlichſte waͤre. Daher ſie ihn auch durchaus nicht in der Franken Haͤnde laſſen wollten. ⁽d⁾ Et pervenit ad locum qui dicitur Rime. Ann. Franc. juxta MS. Loiſel. ap. CANIS. T. II. p. II. p. 49. Fd. Baſn. & ap. REUBERUM ad ann. 753. Die groſſe Heerſtraſſe geht uͤber Bilefeld, Herford und Reme. Es gieng auch die franzoͤſiſche Armee unter dem Marſchall d’ Etrees im Jahr 1757 eben daher, und beſetzte Jburg auf ihrer linken Flanke. ⁽e⁾ Man ſtreitet uͤber das Jahr. S. SCHATEN in hiſt. Weſtph. L. VI. Vorangezogene Annales Franc. ſetzen es ad ann. 753. mit der Anmerkung daß gleichwohl Pi- pin ſieghaft zuruͤck gekommen ſey. Man kann aber das letztere in Zweifel ziehen. Denn der Erzbiſchof war vermuthlich am ſicherſten Orte, wo er und die Franken nichts befuͤrchten zu duͤrfen glaubten. Dieſer iſt allezeit im Ruͤcken einer Armee, und alſo war Jburg den Franken, die uͤber Reme nach der Weſer giengen, im Ruͤcken, oder doch wenigſtens auf ihrer linken Flanke. Verlohren ſie alſo dieſen: ſo waren ſie in der groͤſten Gefahr. Womit auch der Erfolg als der beſte Zeuge uͤbereinſtimmt. Der Ort heißt in Ann. cit. Viberg, und Viburg, beym ADO in æt. 6ta Vitburg. Es iſt aber un- ſer Jburg, wo in den aͤlteſten Zeiten eine Burg geweſen. Und Joh. de Eſſendia beym SCHEID in bibl. Gotting. p. 28 erzaͤhlt die Geſchichte ganz recht, wenn er ſchreibt: Pipinus rex ducit in Saxoniam & ibi acerrime pugnatum eſt & Pipinus rex deo autore victor extitit. Et tamen Hil- degarius Epiſc. Col. occiſus eſt a Saxonibus in caſtro dicto Iber. O 5

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Zitationshilfe: Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_osnabrueck_1768/247>, abgerufen am 14.05.2024.