Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768.

Bild:
<< vorherige Seite

dritter Abschnitt.
fassung hatte sich dermassen (e) darauf gelehnet, daß
Freyheit und Religion zugleich angegriffen werden
musten.

(a) Ein Leut der einmal angehörig, und folglich schon ei-
nem Herrn und Hofrechte unterworfen ist, S. §. 25.
n. f. nimmt eine Religion mit Freuden an, welcher die
Rechte des Herrn auf alle Weise mässiget. Ein Wehr
hingegen, der nur einen directorem societatis kennet, und
diesem genugsam gewachsen ist, wird nicht so leicht eine
Religion annehmen, wodurch die Vollmacht des Dire-
ctoris
ohne seine Einwilligung erweitert wird.
(b) Die Kirchengeschichte dieser Zeit bewährt es aufs ge-
naueste, daß die Bemühungen des H. Bonifacius dies-
seits des Saltus hercynii qui Chattos prosequebatur & de-
ponebat. TAC. G.
30 nicht fruchtbar gewesen. Was
ROLEVING de laud. West. II. von dem Aufenthalt der
Gebrüder Ewald zu Laer; MARCELL. in vita Suiberti c.
15. 17. von der Ankunft dieses Heiligen zu Münster und
Bilefeld etc. etc. melden, ist zu neu um als ein gutes
Zeugnis zu gelten; und wenn es auch seine Richtigkeit
hätte: so würde es doch von keinem Gewicht seyn, weil
die Bekehrung einzelner Dorfgesessenen Freyen, die bey
Veränderung der National-verfassung eher gewonnen
als litten, dagegen nichts erhebt, indem ich blos von
National-bekehrungen, dergleichen jenseits des hercini-
schen Waldes vorgefallen waren, rede.
(c) Wie hartnäckig sich die Sassen gegen alle Arten von
Herrschaft sträubeten, zeigt sich auch an denjenigen wel-
che mit den Longobarden nach Jtalien gezogen waren,
und unter tausend Gefährlichkeiten mit Weib und Kin-
dern durch Frankreich zurückkehrten. Certum autem est
ideo hos Saxones ad Italiam pervenisse ut in ea habitare
deberent. Sed quantum datur intelligi noluerunt Longo-
bardorum Imperio subjacere. Sed neque eis a Longobar-
dis permissum est in proprio jure subsistere, ideoque aesti-
mantur ad patriam suam repedasse WARNEFR. de gestis
Long. III.
6. Jhre bittre Neigung gegen die Schwa-

dritter Abſchnitt.
faſſung hatte ſich dermaſſen (e) darauf gelehnet, daß
Freyheit und Religion zugleich angegriffen werden
muſten.

(a) Ein Leut der einmal angehoͤrig, und folglich ſchon ei-
nem Herrn und Hofrechte unterworfen iſt, S. §. 25.
n. f. nimmt eine Religion mit Freuden an, welcher die
Rechte des Herrn auf alle Weiſe maͤſſiget. Ein Wehr
hingegen, der nur einen directorem ſocietatis kennet, und
dieſem genugſam gewachſen iſt, wird nicht ſo leicht eine
Religion annehmen, wodurch die Vollmacht des Dire-
ctoris
ohne ſeine Einwilligung erweitert wird.
(b) Die Kirchengeſchichte dieſer Zeit bewaͤhrt es aufs ge-
naueſte, daß die Bemuͤhungen des H. Bonifacius dies-
ſeits des Saltus hercynii qui Chattos proſequebatur & de-
ponebat. TAC. G.
30 nicht fruchtbar geweſen. Was
ROLEVING de laud. Weſt. II. von dem Aufenthalt der
Gebruͤder Ewald zu Laer; MARCELL. in vita Suiberti c.
15. 17. von der Ankunft dieſes Heiligen zu Muͤnſter und
Bilefeld ꝛc. ꝛc. melden, iſt zu neu um als ein gutes
Zeugnis zu gelten; und wenn es auch ſeine Richtigkeit
haͤtte: ſo wuͤrde es doch von keinem Gewicht ſeyn, weil
die Bekehrung einzelner Dorfgeſeſſenen Freyen, die bey
Veraͤnderung der National-verfaſſung eher gewonnen
als litten, dagegen nichts erhebt, indem ich blos von
National-bekehrungen, dergleichen jenſeits des hercini-
ſchen Waldes vorgefallen waren, rede.
(c) Wie hartnaͤckig ſich die Saſſen gegen alle Arten von
Herrſchaft ſtraͤubeten, zeigt ſich auch an denjenigen wel-
che mit den Longobarden nach Jtalien gezogen waren,
und unter tauſend Gefaͤhrlichkeiten mit Weib und Kin-
dern durch Frankreich zuruͤckkehrten. Certum autem eſt
ideo hos Saxones ad Italiam perveniſſe ut in ea habitare
deberent. Sed quantum datur intelligi noluerunt Longo-
bardorum Imperio ſubjacere. Sed neque eis a Longobar-
dis permiſſum eſt in proprio jure ſubſiſtere, ideoque æſti-
mantur ad patriam ſuam repedaſſe WARNEFR. de geſtis
Long. III.
6. Jhre bittre Neigung gegen die Schwa-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0253" n="223"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">dritter Ab&#x017F;chnitt.</hi></fw><lb/>
fa&#x017F;&#x017F;ung hatte &#x017F;ich derma&#x017F;&#x017F;en <note place="end" n="(e)"/> darauf gelehnet, daß<lb/>
Freyheit und Religion zugleich angegriffen werden<lb/>
mu&#x017F;ten.</p><lb/>
          <note place="end" n="(a)">Ein Leut der einmal angeho&#x0364;rig, und folglich &#x017F;chon ei-<lb/>
nem Herrn und Hofrechte unterworfen i&#x017F;t, S. §. 25.<lb/><hi rendition="#aq">n. f.</hi> nimmt eine Religion mit Freuden an, welcher die<lb/>
Rechte des Herrn auf alle Wei&#x017F;e ma&#x0364;&#x017F;&#x017F;iget. Ein Wehr<lb/>
hingegen, der nur einen <hi rendition="#aq">directorem &#x017F;ocietatis</hi> kennet, und<lb/>
die&#x017F;em genug&#x017F;am gewach&#x017F;en i&#x017F;t, wird nicht &#x017F;o leicht eine<lb/>
Religion annehmen, wodurch die Vollmacht des <hi rendition="#aq">Dire-<lb/>
ctoris</hi> ohne &#x017F;eine Einwilligung erweitert wird.</note><lb/>
          <note place="end" n="(b)">Die Kirchenge&#x017F;chichte die&#x017F;er Zeit bewa&#x0364;hrt es aufs ge-<lb/>
naue&#x017F;te, daß die Bemu&#x0364;hungen des H. Bonifacius dies-<lb/>
&#x017F;eits des <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">S</hi>altus hercynii qui Chattos pro&#x017F;equebatur &amp; de-<lb/>
ponebat. TAC. G.</hi> 30 nicht fruchtbar gewe&#x017F;en. Was<lb/><hi rendition="#aq">ROLEVING de laud. We&#x017F;t. II.</hi> von dem Aufenthalt der<lb/>
Gebru&#x0364;der Ewald zu Laer; <hi rendition="#aq">MARCELL. in vita Suiberti c.</hi><lb/>
15. 17. von der Ankunft die&#x017F;es Heiligen zu Mu&#x0364;n&#x017F;ter und<lb/>
Bilefeld &#xA75B;c. &#xA75B;c. melden, i&#x017F;t zu neu um als ein gutes<lb/>
Zeugnis zu gelten; und wenn es auch &#x017F;eine Richtigkeit<lb/>
ha&#x0364;tte: &#x017F;o wu&#x0364;rde es doch von keinem Gewicht &#x017F;eyn, weil<lb/>
die Bekehrung einzelner Dorfge&#x017F;e&#x017F;&#x017F;enen Freyen, die bey<lb/>
Vera&#x0364;nderung der National-verfa&#x017F;&#x017F;ung eher gewonnen<lb/>
als litten, dagegen nichts erhebt, indem ich blos von<lb/>
National-bekehrungen, dergleichen jen&#x017F;eits des hercini-<lb/>
&#x017F;chen Waldes vorgefallen waren, rede.</note><lb/>
          <note place="end" n="(c)">Wie hartna&#x0364;ckig &#x017F;ich die Sa&#x017F;&#x017F;en gegen alle Arten von<lb/>
Herr&#x017F;chaft &#x017F;tra&#x0364;ubeten, zeigt &#x017F;ich auch an denjenigen wel-<lb/>
che mit den Longobarden nach Jtalien gezogen waren,<lb/>
und unter tau&#x017F;end Gefa&#x0364;hrlichkeiten mit Weib und Kin-<lb/>
dern durch Frankreich zuru&#x0364;ckkehrten. <hi rendition="#aq">Certum autem e&#x017F;t<lb/>
ideo hos Saxones ad Italiam perveni&#x017F;&#x017F;e ut in ea habitare<lb/>
deberent. Sed quantum datur intelligi noluerunt Longo-<lb/>
bardorum Imperio &#x017F;ubjacere. <hi rendition="#i">S</hi>ed neque eis a Longobar-<lb/>
dis permi&#x017F;&#x017F;um e&#x017F;t in proprio jure &#x017F;ub&#x017F;i&#x017F;tere, ideoque æ&#x017F;ti-<lb/>
mantur ad patriam &#x017F;uam repeda&#x017F;&#x017F;e WARNEFR. de ge&#x017F;tis<lb/>
Long. <hi rendition="#i">III.</hi></hi> 6. Jhre bittre Neigung gegen die Schwa-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ben</fw><lb/></note>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[223/0253] dritter Abſchnitt. faſſung hatte ſich dermaſſen ⁽e⁾ darauf gelehnet, daß Freyheit und Religion zugleich angegriffen werden muſten. ⁽a⁾ Ein Leut der einmal angehoͤrig, und folglich ſchon ei- nem Herrn und Hofrechte unterworfen iſt, S. §. 25. n. f. nimmt eine Religion mit Freuden an, welcher die Rechte des Herrn auf alle Weiſe maͤſſiget. Ein Wehr hingegen, der nur einen directorem ſocietatis kennet, und dieſem genugſam gewachſen iſt, wird nicht ſo leicht eine Religion annehmen, wodurch die Vollmacht des Dire- ctoris ohne ſeine Einwilligung erweitert wird. ⁽b⁾ Die Kirchengeſchichte dieſer Zeit bewaͤhrt es aufs ge- naueſte, daß die Bemuͤhungen des H. Bonifacius dies- ſeits des Saltus hercynii qui Chattos proſequebatur & de- ponebat. TAC. G. 30 nicht fruchtbar geweſen. Was ROLEVING de laud. Weſt. II. von dem Aufenthalt der Gebruͤder Ewald zu Laer; MARCELL. in vita Suiberti c. 15. 17. von der Ankunft dieſes Heiligen zu Muͤnſter und Bilefeld ꝛc. ꝛc. melden, iſt zu neu um als ein gutes Zeugnis zu gelten; und wenn es auch ſeine Richtigkeit haͤtte: ſo wuͤrde es doch von keinem Gewicht ſeyn, weil die Bekehrung einzelner Dorfgeſeſſenen Freyen, die bey Veraͤnderung der National-verfaſſung eher gewonnen als litten, dagegen nichts erhebt, indem ich blos von National-bekehrungen, dergleichen jenſeits des hercini- ſchen Waldes vorgefallen waren, rede. ⁽c⁾ Wie hartnaͤckig ſich die Saſſen gegen alle Arten von Herrſchaft ſtraͤubeten, zeigt ſich auch an denjenigen wel- che mit den Longobarden nach Jtalien gezogen waren, und unter tauſend Gefaͤhrlichkeiten mit Weib und Kin- dern durch Frankreich zuruͤckkehrten. Certum autem eſt ideo hos Saxones ad Italiam perveniſſe ut in ea habitare deberent. Sed quantum datur intelligi noluerunt Longo- bardorum Imperio ſubjacere. Sed neque eis a Longobar- dis permiſſum eſt in proprio jure ſubſiſtere, ideoque æſti- mantur ad patriam ſuam repedaſſe WARNEFR. de geſtis Long. III. 6. Jhre bittre Neigung gegen die Schwa- ben

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_osnabrueck_1768
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_osnabrueck_1768/253
Zitationshilfe: Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_osnabrueck_1768/253>, abgerufen am 05.05.2024.