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Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768.

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Osnabrücksche Geschichte
tiget wurden. Er eroberte (a) Eresburg und zerstörte
den Ort worin die Jrmensäule (b) von ihnen ver-
ehret wurde. Kaum aber hatte er sich nach Jtalien
gewendet, um seinen Schwiegervater zu stür-
773zen: so rührten sich die Sassen, eroberten Eres-
burg und Sigisburg und verwüsteten Hessen;
jedoch nur zu ihrem Unglück. Denn Carl
774kam zurück, verheerte ihr Land, und nöthigte
775erst die Ostphäler, hernach die Engern und zu-
letzt die Westphäler, welche indessen sein Lager
an der Weser überfallen und erobert hatten, ihm
Geissel zu geben, und Frieden zu geloben. Er war
aber noch nicht wieder über die Alpen, als die
776Sassen sich schon von neuen rührten, Eresburg
wieder zerstörten, Siegesburg belagerten, und
sich auch aufs neue wieder unterwarfen, nachdem
Carl auf das schleunigste und mit der grösten Macht
wieder sie anzog, Eresburg herstellete, noch eine Ve-
stung an der Lippe ihnen ins Gesicht setzte und mit
Ernst darauf dachte das ganze Wesen auf einen
bessern und sicherern Fuß als bisher zu setzen. Zu
diesem Ende berief er seine Franken wie auch die
777Sassen nach Paderborn, und richtete alles so
wohl ein, daß er im folgenden Jahre ruhig und
unbesorgt über die pyrenäischen Gebürge nach Spa-
nien ziehen konnte. Die Sassen gelobten einen be-
ständigen Frieden, und liessen sich in Menge taufen.
Wedekind aber flüchtete über die Elbe. Vermuth-
lich ließ Carl damals bey der neugetauften Heerde
einige Hirten zurück, welche sie in einer Religion er-
halten sollten, wovon fast die ganze Sicherheit der

Ver-

Oſnabruͤckſche Geſchichte
tiget wurden. Er eroberte (a) Eresburg und zerſtoͤrte
den Ort worin die Jrmenſaͤule (b) von ihnen ver-
ehret wurde. Kaum aber hatte er ſich nach Jtalien
gewendet, um ſeinen Schwiegervater zu ſtuͤr-
773zen: ſo ruͤhrten ſich die Saſſen, eroberten Eres-
burg und Sigisburg und verwuͤſteten Heſſen;
jedoch nur zu ihrem Ungluͤck. Denn Carl
774kam zuruͤck, verheerte ihr Land, und noͤthigte
775erſt die Oſtphaͤler, hernach die Engern und zu-
letzt die Weſtphaͤler, welche indeſſen ſein Lager
an der Weſer uͤberfallen und erobert hatten, ihm
Geiſſel zu geben, und Frieden zu geloben. Er war
aber noch nicht wieder uͤber die Alpen, als die
776Saſſen ſich ſchon von neuen ruͤhrten, Eresburg
wieder zerſtoͤrten, Siegesburg belagerten, und
ſich auch aufs neue wieder unterwarfen, nachdem
Carl auf das ſchleunigſte und mit der groͤſten Macht
wieder ſie anzog, Eresburg herſtellete, noch eine Ve-
ſtung an der Lippe ihnen ins Geſicht ſetzte und mit
Ernſt darauf dachte das ganze Weſen auf einen
beſſern und ſicherern Fuß als bisher zu ſetzen. Zu
dieſem Ende berief er ſeine Franken wie auch die
777Saſſen nach Paderborn, und richtete alles ſo
wohl ein, daß er im folgenden Jahre ruhig und
unbeſorgt uͤber die pyrenaͤiſchen Gebuͤrge nach Spa-
nien ziehen konnte. Die Saſſen gelobten einen be-
ſtaͤndigen Frieden, und lieſſen ſich in Menge taufen.
Wedekind aber fluͤchtete uͤber die Elbe. Vermuth-
lich ließ Carl damals bey der neugetauften Heerde
einige Hirten zuruͤck, welche ſie in einer Religion er-
halten ſollten, wovon faſt die ganze Sicherheit der

Ver-
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[226/0256] Oſnabruͤckſche Geſchichte tiget wurden. Er eroberte ⁽a⁾ Eresburg und zerſtoͤrte den Ort worin die Jrmenſaͤule ⁽b⁾ von ihnen ver- ehret wurde. Kaum aber hatte er ſich nach Jtalien gewendet, um ſeinen Schwiegervater zu ſtuͤr- zen: ſo ruͤhrten ſich die Saſſen, eroberten Eres- burg und Sigisburg und verwuͤſteten Heſſen; jedoch nur zu ihrem Ungluͤck. Denn Carl kam zuruͤck, verheerte ihr Land, und noͤthigte erſt die Oſtphaͤler, hernach die Engern und zu- letzt die Weſtphaͤler, welche indeſſen ſein Lager an der Weſer uͤberfallen und erobert hatten, ihm Geiſſel zu geben, und Frieden zu geloben. Er war aber noch nicht wieder uͤber die Alpen, als die Saſſen ſich ſchon von neuen ruͤhrten, Eresburg wieder zerſtoͤrten, Siegesburg belagerten, und ſich auch aufs neue wieder unterwarfen, nachdem Carl auf das ſchleunigſte und mit der groͤſten Macht wieder ſie anzog, Eresburg herſtellete, noch eine Ve- ſtung an der Lippe ihnen ins Geſicht ſetzte und mit Ernſt darauf dachte das ganze Weſen auf einen beſſern und ſicherern Fuß als bisher zu ſetzen. Zu dieſem Ende berief er ſeine Franken wie auch die Saſſen nach Paderborn, und richtete alles ſo wohl ein, daß er im folgenden Jahre ruhig und unbeſorgt uͤber die pyrenaͤiſchen Gebuͤrge nach Spa- nien ziehen konnte. Die Saſſen gelobten einen be- ſtaͤndigen Frieden, und lieſſen ſich in Menge taufen. Wedekind aber fluͤchtete uͤber die Elbe. Vermuth- lich ließ Carl damals bey der neugetauften Heerde einige Hirten zuruͤck, welche ſie in einer Religion er- halten ſollten, wovon faſt die ganze Sicherheit der Ver- 773 774 775 776 777

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Zitationshilfe: Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_osnabrueck_1768/256>, abgerufen am 27.04.2024.