Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768.

Bild:
<< vorherige Seite
Osnabrücksche Geschichte
Orten sind würklich noch jetzt diese Handlungen durch
prächtige Monumente verewigt. Ersters aber ist wider
das einstimmige Zeugniß aller Schriftsteller; und letz-
ters noch eben so zweifelhaft, obschon Kayser Carl der
IV, als er im Jahr 1377. zu Bilefeld war, so berichtet
wurde. Wenigstens verräth die Jnschrift auf dem En-
gerischen Monument: Monumentum Witechindi, Warne-
chini filu, Angrivatiorum regis, XII. Saxoniae procerum du-
cis fortiflimi,
beym CRVSIO in Witich. post praef. und
FAI K. l. c einen ehr unverständigen Verfasser. Man
muß dergleichen Dinge auf die Rechnung eines Zeital-
ters setzen, worin es Mode war seine Stiftungen durch
Fabeln zu schmücken. Nach CRANZIO in Sax. II. 24.
soll er in einem Treffen gegen den schwäbischen Herzog
Gerold geblieben seyn. Und FALKE l. c. not. +++. hat
ihm die letzte Ehre mit einer Stammtafel erwiesen.
Jch übergehe aber dergleichen Familien-umstände in
einer öffentlichen Geschichte. Mann kann desfals GO-
BELIN. in Cosm. aet. 6. c. 38. HAMELMAN. l. c.
WINKELM in notit. Saxo Westf. IV. 3. CRVS. l. c.
LODTMAN. in monum. Osn. p.
56. 71. und andre nach-
lesen.
(b) Die spätern Schriftsteller wogegen SCHVRZFLEISCH
in diss. de Widekindo M.
die Feder ergriffen nennen den
Wedekind einen König; oder machen ihn zum Herzog;
auch wohl gar, wie HAMELMAN in opp. p. 679,
zum Guvernör von Oßnabrück. Allein die Annales Fran-
corum
heissen ihn bloß: unum e primoribus Westfalo-
rum,
und selbst Rolving nennt ihn: virum nobilem.
Jn so fern er seine Landesleute angeführet hat, ist er
Dux, und so nennt ihn auch WITECH. Ann. I. p. 10.
imgleichen Carl in einem Briefe an den König der Mer-
cier Offa, welchen Balutz irrig aus dem Jahr 774 da-
tirt, wenn er schreibt: Duces Saxoniae, quos nostris nuti-
bus inclinavimus Withimundus & Albion cum fere omnibus
incolis Saxoniae, baptismi susceperunt Sacramentum. ap.
BALUZ T. I. p.
194. Allein dux ist hier weiter nichts
als ductor, nicht aber dux cum ducatu im heutigen Ver-
Oſnabruͤckſche Geſchichte
Orten ſind wuͤrklich noch jetzt dieſe Handlungen durch
praͤchtige Monumente verewigt. Erſters aber iſt wider
das einſtimmige Zeugniß aller Schriftſteller; und letz-
ters noch eben ſo zweifelhaft, obſchon Kayſer Carl der
IV, als er im Jahr 1377. zu Bilefeld war, ſo berichtet
wurde. Wenigſtens verraͤth die Jnſchrift auf dem En-
geriſchen Monument: Monumentum Witechindi, Warne-
chini filu, Angrivatiorum regis, XII. Saxoniæ procerum du-
cis fortiflimi,
beym CRVSIO in Witich. poſt præf. und
FAI K. l. c einen ehr unverſtaͤndigen Verfaſſer. Man
muß dergleichen Dinge auf die Rechnung eines Zeital-
ters ſetzen, worin es Mode war ſeine Stiftungen durch
Fabeln zu ſchmuͤcken. Nach CRANZIO in Sax. II. 24.
ſoll er in einem Treffen gegen den ſchwaͤbiſchen Herzog
Gerold geblieben ſeyn. Und FALKE l. c. not. †††. hat
ihm die letzte Ehre mit einer Stammtafel erwieſen.
Jch uͤbergehe aber dergleichen Familien-umſtaͤnde in
einer oͤffentlichen Geſchichte. Mann kann desfals GO-
BELIN. in Coſm. æt. 6. c. 38. HAMELMAN. l. c.
WINKELM in notit. Saxo Weſtf. IV. 3. CRVS. l. c.
LODTMAN. in monum. Oſn. p.
56. 71. und andre nach-
leſen.
(b) Die ſpaͤtern Schriftſteller wogegen SCHVRZFLEISCH
in diſſ. de Widekindo M.
die Feder ergriffen nennen den
Wedekind einen Koͤnig; oder machen ihn zum Herzog;
auch wohl gar, wie HAMELMAN in opp. p. 679,
zum Guvernoͤr von Oßnabruͤck. Allein die Annales Fran-
corum
heiſſen ihn bloß: unum e primoribus Weſtfalo-
rum,
und ſelbſt Rolving nennt ihn: virum nobilem.
Jn ſo fern er ſeine Landesleute angefuͤhret hat, iſt er
Dux, und ſo nennt ihn auch WITECH. Ann. I. p. 10.
imgleichen Carl in einem Briefe an den Koͤnig der Mer-
cier Offa, welchen Balutz irrig aus dem Jahr 774 da-
tirt, wenn er ſchreibt: Duces Saxoniæ, quos noſtris nuti-
bus inclinavimus Withimundus & Albion cum fere omnibus
incolis Saxoniæ, baptiſmi ſuſceperunt Sacramentum. ap.
BALUZ T. I. p.
194. Allein dux iſt hier weiter nichts
als ductor, nicht aber dux cum ducatu im heutigen Ver-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <note place="end" n="(a)"><pb facs="#f0264" n="234"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">O&#x017F;nabru&#x0364;ck&#x017F;che Ge&#x017F;chichte</hi></fw><lb/>
Orten &#x017F;ind wu&#x0364;rklich noch jetzt die&#x017F;e Handlungen durch<lb/>
pra&#x0364;chtige Monumente verewigt. Er&#x017F;ters aber i&#x017F;t wider<lb/>
das ein&#x017F;timmige Zeugniß aller Schrift&#x017F;teller; und letz-<lb/>
ters noch eben &#x017F;o zweifelhaft, ob&#x017F;chon Kay&#x017F;er Carl der<lb/><hi rendition="#aq">IV,</hi> als er im Jahr 1377. zu Bilefeld war, &#x017F;o berichtet<lb/>
wurde. Wenig&#x017F;tens verra&#x0364;th die Jn&#x017F;chrift auf dem En-<lb/>
geri&#x017F;chen Monument: <hi rendition="#aq">Monumentum Witechindi, Warne-<lb/>
chini filu, Angrivatiorum regis, XII. <hi rendition="#i">S</hi>axoniæ procerum du-<lb/>
cis fortiflimi,</hi> beym <hi rendition="#aq">CRVSIO in Witich. po&#x017F;t præf.</hi> und<lb/><hi rendition="#aq">FAI K. l. c</hi> einen ehr unver&#x017F;ta&#x0364;ndigen Verfa&#x017F;&#x017F;er. Man<lb/>
muß dergleichen Dinge auf die Rechnung eines Zeital-<lb/>
ters &#x017F;etzen, worin es Mode war &#x017F;eine Stiftungen durch<lb/>
Fabeln zu &#x017F;chmu&#x0364;cken. Nach <hi rendition="#aq">CRANZIO in <hi rendition="#i">S</hi>ax. II.</hi> 24.<lb/>
&#x017F;oll er in einem Treffen gegen den &#x017F;chwa&#x0364;bi&#x017F;chen Herzog<lb/>
Gerold geblieben &#x017F;eyn. Und <hi rendition="#aq">FALKE l. c. not.</hi> &#x2020;&#x2020;&#x2020;. hat<lb/>
ihm die letzte Ehre mit einer Stammtafel erwie&#x017F;en.<lb/>
Jch u&#x0364;bergehe aber dergleichen Familien-um&#x017F;ta&#x0364;nde in<lb/>
einer o&#x0364;ffentlichen Ge&#x017F;chichte. Mann kann desfals <hi rendition="#aq">GO-<lb/>
BELIN. in Co&#x017F;m. æt. 6. c. 38. HAMELMAN. l. c.<lb/>
WINKELM in notit. <hi rendition="#i">S</hi>axo We&#x017F;tf. IV. 3. CRV<hi rendition="#i">S.</hi> l. c.<lb/>
LODTMAN. in monum. O&#x017F;n. p.</hi> 56. 71. und andre nach-<lb/>
le&#x017F;en.</note><lb/>
          <note place="end" n="(b)">Die &#x017F;pa&#x0364;tern Schrift&#x017F;teller wogegen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">SCHVRZFLEISCH</hi><lb/>
in di&#x017F;&#x017F;. de Widekindo M.</hi> die Feder ergriffen nennen den<lb/>
Wedekind einen Ko&#x0364;nig; oder machen ihn zum Herzog;<lb/>
auch wohl gar, wie <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">HAMELMAN</hi> in opp. p.</hi> 679,<lb/>
zum Guverno&#x0364;r von Oßnabru&#x0364;ck. Allein die <hi rendition="#aq">Annales Fran-<lb/>
corum</hi> hei&#x017F;&#x017F;en ihn bloß: <hi rendition="#aq">unum e primoribus We&#x017F;tfalo-<lb/>
rum,</hi> und &#x017F;elb&#x017F;t Rolving nennt ihn: <hi rendition="#aq">virum nobilem.</hi><lb/>
Jn &#x017F;o fern er &#x017F;eine Landesleute angefu&#x0364;hret hat, i&#x017F;t er<lb/><hi rendition="#aq">Dux,</hi> und &#x017F;o nennt ihn auch <hi rendition="#aq">WITECH. Ann. I. p.</hi> 10.<lb/>
imgleichen Carl in einem Briefe an den Ko&#x0364;nig der Mer-<lb/>
cier Offa, welchen Balutz irrig aus dem Jahr 774 da-<lb/>
tirt, wenn er &#x017F;chreibt: <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Duces Saxoniæ</hi>, quos no&#x017F;tris nuti-<lb/>
bus inclinavimus Withimundus &amp; Albion cum fere omnibus<lb/>
incolis <hi rendition="#i">S</hi>axoniæ, bapti&#x017F;mi &#x017F;u&#x017F;ceperunt <hi rendition="#i">S</hi>acramentum. ap.<lb/>
BALUZ T. I. p.</hi> 194. Allein <hi rendition="#aq">dux</hi> i&#x017F;t hier weiter nichts<lb/>
als <hi rendition="#aq">ductor,</hi> nicht aber <hi rendition="#aq">dux cum ducatu</hi> im heutigen Ver-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;tande.</fw><lb/></note>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[234/0264] Oſnabruͤckſche Geſchichte ⁽a⁾ Orten ſind wuͤrklich noch jetzt dieſe Handlungen durch praͤchtige Monumente verewigt. Erſters aber iſt wider das einſtimmige Zeugniß aller Schriftſteller; und letz- ters noch eben ſo zweifelhaft, obſchon Kayſer Carl der IV, als er im Jahr 1377. zu Bilefeld war, ſo berichtet wurde. Wenigſtens verraͤth die Jnſchrift auf dem En- geriſchen Monument: Monumentum Witechindi, Warne- chini filu, Angrivatiorum regis, XII. Saxoniæ procerum du- cis fortiflimi, beym CRVSIO in Witich. poſt præf. und FAI K. l. c einen ehr unverſtaͤndigen Verfaſſer. Man muß dergleichen Dinge auf die Rechnung eines Zeital- ters ſetzen, worin es Mode war ſeine Stiftungen durch Fabeln zu ſchmuͤcken. Nach CRANZIO in Sax. II. 24. ſoll er in einem Treffen gegen den ſchwaͤbiſchen Herzog Gerold geblieben ſeyn. Und FALKE l. c. not. †††. hat ihm die letzte Ehre mit einer Stammtafel erwieſen. Jch uͤbergehe aber dergleichen Familien-umſtaͤnde in einer oͤffentlichen Geſchichte. Mann kann desfals GO- BELIN. in Coſm. æt. 6. c. 38. HAMELMAN. l. c. WINKELM in notit. Saxo Weſtf. IV. 3. CRVS. l. c. LODTMAN. in monum. Oſn. p. 56. 71. und andre nach- leſen. ⁽b⁾ Die ſpaͤtern Schriftſteller wogegen SCHVRZFLEISCH in diſſ. de Widekindo M. die Feder ergriffen nennen den Wedekind einen Koͤnig; oder machen ihn zum Herzog; auch wohl gar, wie HAMELMAN in opp. p. 679, zum Guvernoͤr von Oßnabruͤck. Allein die Annales Fran- corum heiſſen ihn bloß: unum e primoribus Weſtfalo- rum, und ſelbſt Rolving nennt ihn: virum nobilem. Jn ſo fern er ſeine Landesleute angefuͤhret hat, iſt er Dux, und ſo nennt ihn auch WITECH. Ann. I. p. 10. imgleichen Carl in einem Briefe an den Koͤnig der Mer- cier Offa, welchen Balutz irrig aus dem Jahr 774 da- tirt, wenn er ſchreibt: Duces Saxoniæ, quos noſtris nuti- bus inclinavimus Withimundus & Albion cum fere omnibus incolis Saxoniæ, baptiſmi ſuſceperunt Sacramentum. ap. BALUZ T. I. p. 194. Allein dux iſt hier weiter nichts als ductor, nicht aber dux cum ducatu im heutigen Ver- ſtande.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_osnabrueck_1768
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_osnabrueck_1768/264
Zitationshilfe: Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_osnabrueck_1768/264>, abgerufen am 29.04.2024.