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Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768.

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vierte Abtheilunge.
ohne dieselben besteht kein Gericht. Jetzt werden die
Churgenossen nur zu gewissen Handlungen gezogen; und
die Urtheile entweder vom Richter allein, oder von aus-
wärtigen Schöpfen gesprochen; welches anfänglich wohl
nicht anders als mit Bewilligung der Partheyen und
also ex compromisso geschehen ist. Die Frage: Ob ein
Landesherr seinen Unterthanen das beneficium trans-
missionis actorum
nehmen könne? muß darnach beant-
wortet werden; und da halte ich dafür, daß derselbe sie
nicht zwingen könne von seinen Bedienten Recht zu
nehmen; sondern ihnen entweder einheimische Schöpfen
erlauben, oder aber das beneficium transmissionis gestat-
ten müsse. Die Räthe in den höchsten Gerichten, so
von den Reichs-fürsten oder den Land-ständen präsentirt
sind, müssen aber nicht als Bediente sondern als erwähl-
te und bestätigte Schöpfen angesehen werden. Chur-
genosse
oder Kornote bedeutet eigentlich nur einen er-
wählten ebenbürtigen Mann. Daher das Wort auch
andre Anwendungen erlitten hat; und bey den West-
phälingern einen auserwählten gleichen Freund bezeichnet.
(e) Da der Gesandte oder doch wenigstens dessen Bevoll-
mächtigter der Schöpfen-wahl beywohnte. S. §. 118.
n. a. Da er ihre Nahmen dem Kayser einschickte; und
sie auf den Fall ubi propter munera male judicaverant ad
praesentiam missi non vero comitis
kommen musten. S.
BRUMMER. l. c.: so siehet man leicht ein, daß sie we-
nigstens ratione officii nicht unter dem Grafen gestanden,
und wie die Carolinische Einrichtung untergieng, alle
Gelegenheit gehabt haben, sich eine vorzügliche Ehre zu
geben. Hätten die Schöpfen von dem Richter abgehan-
gen: so wäre gar schlecht für die Freyheit gesorgt wor-
den.
(f) Ut in omni comitatu hi qui meliores & veraciores inveni-
ri possunt, eligantur a missis nostris ad inquisitiones fa-
ciendas
& rei veritatem dicendam. Capit. Lud. P. addit.
4. c.
74. beym LINDENBR. p. 1189. Ob bey der Inqui-
sition
auch der Richter gegenwärtig seyn müsse, darüber
wird zwischen dem Osnabrückischen Magistrat als Schö-
vierte Abtheilunge.
ohne dieſelben beſteht kein Gericht. Jetzt werden die
Churgenoſſen nur zu gewiſſen Handlungen gezogen; und
die Urtheile entweder vom Richter allein, oder von aus-
waͤrtigen Schoͤpfen geſprochen; welches anfaͤnglich wohl
nicht anders als mit Bewilligung der Partheyen und
alſo ex compromiſſo geſchehen iſt. Die Frage: Ob ein
Landesherr ſeinen Unterthanen das beneficium trans-
miſſionis actorum
nehmen koͤnne? muß darnach beant-
wortet werden; und da halte ich dafuͤr, daß derſelbe ſie
nicht zwingen koͤnne von ſeinen Bedienten Recht zu
nehmen; ſondern ihnen entweder einheimiſche Schoͤpfen
erlauben, oder aber das beneficium tranſmiſſionis geſtat-
ten muͤſſe. Die Raͤthe in den hoͤchſten Gerichten, ſo
von den Reichs-fuͤrſten oder den Land-ſtaͤnden praͤſentirt
ſind, muͤſſen aber nicht als Bediente ſondern als erwaͤhl-
te und beſtaͤtigte Schoͤpfen angeſehen werden. Chur-
genoſſe
oder Kornote bedeutet eigentlich nur einen er-
waͤhlten ebenbuͤrtigen Mann. Daher das Wort auch
andre Anwendungen erlitten hat; und bey den Weſt-
phaͤlingern einen auserwaͤhlten gleichen Freund bezeichnet.
(e) Da der Geſandte oder doch wenigſtens deſſen Bevoll-
maͤchtigter der Schoͤpfen-wahl beywohnte. S. §. 118.
n. a. Da er ihre Nahmen dem Kayſer einſchickte; und
ſie auf den Fall ubi propter munera male judicaverant ad
præſentiam miſſi non vero comitis
kommen muſten. S.
BRUMMER. l. c.: ſo ſiehet man leicht ein, daß ſie we-
nigſtens ratione officii nicht unter dem Grafen geſtanden,
und wie die Caroliniſche Einrichtung untergieng, alle
Gelegenheit gehabt haben, ſich eine vorzuͤgliche Ehre zu
geben. Haͤtten die Schoͤpfen von dem Richter abgehan-
gen: ſo waͤre gar ſchlecht fuͤr die Freyheit geſorgt wor-
den.
(f) Ut in omni comitatu hi qui meliores & veraciores inveni-
ri poſſunt, eligantur a miſſis noſtris ad inquiſitiones fa-
ciendas
& rei veritatem dicendam. Capit. Lud. P. addit.
4. c.
74. beym LINDENBR. p. 1189. Ob bey der Inqui-
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auch der Richter gegenwaͤrtig ſeyn muͤſſe, daruͤber
wird zwiſchen dem Oſnabruͤckiſchen Magiſtrat als Schoͤ-
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[287/0317] vierte Abtheilunge. ⁽d⁾ ohne dieſelben beſteht kein Gericht. Jetzt werden die Churgenoſſen nur zu gewiſſen Handlungen gezogen; und die Urtheile entweder vom Richter allein, oder von aus- waͤrtigen Schoͤpfen geſprochen; welches anfaͤnglich wohl nicht anders als mit Bewilligung der Partheyen und alſo ex compromiſſo geſchehen iſt. Die Frage: Ob ein Landesherr ſeinen Unterthanen das beneficium trans- miſſionis actorum nehmen koͤnne? muß darnach beant- wortet werden; und da halte ich dafuͤr, daß derſelbe ſie nicht zwingen koͤnne von ſeinen Bedienten Recht zu nehmen; ſondern ihnen entweder einheimiſche Schoͤpfen erlauben, oder aber das beneficium tranſmiſſionis geſtat- ten muͤſſe. Die Raͤthe in den hoͤchſten Gerichten, ſo von den Reichs-fuͤrſten oder den Land-ſtaͤnden praͤſentirt ſind, muͤſſen aber nicht als Bediente ſondern als erwaͤhl- te und beſtaͤtigte Schoͤpfen angeſehen werden. Chur- genoſſe oder Kornote bedeutet eigentlich nur einen er- waͤhlten ebenbuͤrtigen Mann. Daher das Wort auch andre Anwendungen erlitten hat; und bey den Weſt- phaͤlingern einen auserwaͤhlten gleichen Freund bezeichnet. ⁽e⁾ Da der Geſandte oder doch wenigſtens deſſen Bevoll- maͤchtigter der Schoͤpfen-wahl beywohnte. S. §. 118. n. a. Da er ihre Nahmen dem Kayſer einſchickte; und ſie auf den Fall ubi propter munera male judicaverant ad præſentiam miſſi non vero comitis kommen muſten. S. BRUMMER. l. c.: ſo ſiehet man leicht ein, daß ſie we- nigſtens ratione officii nicht unter dem Grafen geſtanden, und wie die Caroliniſche Einrichtung untergieng, alle Gelegenheit gehabt haben, ſich eine vorzuͤgliche Ehre zu geben. Haͤtten die Schoͤpfen von dem Richter abgehan- gen: ſo waͤre gar ſchlecht fuͤr die Freyheit geſorgt wor- den. ⁽f⁾ Ut in omni comitatu hi qui meliores & veraciores inveni- ri poſſunt, eligantur a miſſis noſtris ad inquiſitiones fa- ciendas & rei veritatem dicendam. Capit. Lud. P. addit. 4. c. 74. beym LINDENBR. p. 1189. Ob bey der Inqui- ſition auch der Richter gegenwaͤrtig ſeyn muͤſſe, daruͤber wird zwiſchen dem Oſnabruͤckiſchen Magiſtrat als Schoͤ- pfen

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Zitationshilfe: Möser, Justus: Osnabrückische Geschichte. Osnabrück, 1768, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_osnabrueck_1768/317>, abgerufen am 30.04.2024.