Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 4. Berlin, 1786.der Landbesitzer. suchen, aber insgemein nur ihre Erben in Processe ver-wickeln. Blos die Bürger, deren unsichtbarer und täglich Man wird einwenden, daß gleichwohl überall ein bar- *) Es gehöret mit zur Geschichte der Rechtsverdnderungen, daß auch die Generalslehne gegen das ausdrückliche Verbot Frie- derichs des 1. 2. f. 55. §., theilbar wurden; wovon die Ursa- che diese war, daß die ducatus marehiae & comitatus Heer- banns Generalate waren woraus die Gemeinen desertirt wa- ren, und sich entweder in die Dienste des Heerbannsgenerals oder andre begeben hatten. Des Heerbanns Herzogthum war also P 3
der Landbeſitzer. ſuchen, aber insgemein nur ihre Erben in Proceſſe ver-wickeln. Blos die Buͤrger, deren unſichtbarer und taͤglich Man wird einwenden, daß gleichwohl uͤberall ein bar- *) Es gehoͤret mit zur Geſchichte der Rechtsverdnderungen, daß auch die Generalslehne gegen das ausdruͤckliche Verbot Frie- derichs des 1. 2. f. 55. §., theilbar wurden; wovon die Urſa- che dieſe war, daß die ducatus marehiae & comitatus Heer- banns Generalate waren woraus die Gemeinen deſertirt wa- ren, und ſich entweder in die Dienſte des Heerbannsgenerals oder andre begeben hatten. Des Heerbanns Herzogthum war alſo P 3
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der Landbeſitzer.
ſuchen, aber insgemein nur ihre Erben in Proceſſe ver-
wickeln.
Blos die Buͤrger, deren unſichtbarer und taͤglich
veraͤnderlicher Geldreichthum keinen dauerhaften Haus-
und Standesgebrauch zulaͤßt; und keinen aͤußerlichen
Verhaͤltniſſen Raum giebet, indem man ſie nach ihrem
unſichtbaren und verborgnen Vermoͤgen, nicht in halbe,
ganze und viertel Meyer eintheilen kann, haben ſich die
roͤmiſche Art zu erben und gleich zu theilen zuerſt gefallen
laſſen; und da die Stadtſteuren in einem kleinen Bezirk
fruͤher nach eines jeden Aufwand und Vermoͤgen ausge-
glichen werden konnten: ſo war auch hiebey nicht ſo viel
zu erinnern, als bey Fuͤrſten, Grafen, Adlichen und
Landbeſitzern, die mit dem Staate und der allgemeinen
Reichs und Landeswohlfahrt in einer ganz andern Be-
ziehung ſtehen.
Man wird einwenden, daß gleichwohl uͤberall ein
fruͤher Landesgebrauch alle Soͤhne zur Gleichtheilung des
vaͤterlichen Erhes und Lehns gerufen habe. Allein woher
ruͤhrte dieſes? Man wollte, als der Heerbann nicht mehr
auszog, und gegen Loͤhnung gedient wurde, viele Ge-
meine und wenige Officier, und noch weniger Generale
haben. Daher fuͤhrte man erſt die Gleichtheilung bey
gemeinen Lehnen ein, und hielt dagegen blos die Gene-
rals- und Hauptmannslehne zuſammen *). Das Longo-
bar-
*) Es gehoͤret mit zur Geſchichte der Rechtsverdnderungen, daß
auch die Generalslehne gegen das ausdruͤckliche Verbot Frie-
derichs des 1. 2. f. 55. §., theilbar wurden; wovon die Urſa-
che dieſe war, daß die ducatus marehiae & comitatus Heer-
banns Generalate waren woraus die Gemeinen deſertirt wa-
ren, und ſich entweder in die Dienſte des Heerbannsgenerals
oder andre begeben hatten. Des Heerbanns Herzogthum war
alſo
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Zitationshilfe: | Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 4. Berlin, 1786, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien04_1786/241>, abgerufen am 16.06.2024. |