Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 4. Berlin, 1786.

Bild:
<< vorherige Seite

Bestätigung der Absteuer u. des Verzichts
da eine abgesteuerte Tochter sich unter dem Bey-
stande ihrer nächsten Anverwandten der weiteren el-
terlichen Erbschaft eydlich verziehen,

als in dem Falle,
da die Absteuer einer Tochter von beyden Eltern,
oder auch von dem Vater, ehe derselbe zur zwoten
Ehe geschritten, allein bestimmet, und die Tochter
hierauf einen förmlichen obgleich nicht beschwornen
Verzicht geleistet hat,

einige Klagen, welche eine Verletzung zum Grunde ha-
ben, annehmen.

Zweytens, in dem Falle aber,
da die Absteuer nicht von den Eltern, oder von dem
Vater obgedachter maßen allein, sondern von an-
dern geschehen ist, und die Tochter dagegen einen
unbeschwornen Verzicht gethan hat, gleichwohl aber
verkürzet zu seyn vermeynet,

so wie endlich auch in dem Falle,
da die Tochter noch erst ihre Abfindung fordert, und
eine elterliche oder väterliche Bestimmung, so wie
oben gesetzt, nicht vorhanden ist,

sollen die Gerichte die Klagen der Töchter an drey aus
der Ritterschaft zu erwählende Schiedsleute, wovon die
Klägerinn den einen, der Beklagte den andern, und den
dritten wiederum die Klägerinn aus dreyen ihr von dem
Beklagten vorzuschlagenden mit Landtagsfähigen Gütern
angesessenen adlichen Personen erwählen mag verweisen
und damit diese soviel geschwinder ausgesprochen, auch
demnächst soviel besser im Stand gesetzt werden mögen,
eine gütliche Behandlung vornehmen, oder ihren Schieds-
richterlichen Ausspruch thun zu können: so sollen

Drittens, die Gerichte den Beklagten sofort, mit-
telst eines Decreti communicatorii, zur gerichtlichen Ein-

liefe-

Beſtaͤtigung der Abſteuer u. des Verzichts
da eine abgeſteuerte Tochter ſich unter dem Bey-
ſtande ihrer naͤchſten Anverwandten der weiteren el-
terlichen Erbſchaft eydlich verziehen,

als in dem Falle,
da die Abſteuer einer Tochter von beyden Eltern,
oder auch von dem Vater, ehe derſelbe zur zwoten
Ehe geſchritten, allein beſtimmet, und die Tochter
hierauf einen foͤrmlichen obgleich nicht beſchwornen
Verzicht geleiſtet hat,

einige Klagen, welche eine Verletzung zum Grunde ha-
ben, annehmen.

Zweytens, in dem Falle aber,
da die Abſteuer nicht von den Eltern, oder von dem
Vater obgedachter maßen allein, ſondern von an-
dern geſchehen iſt, und die Tochter dagegen einen
unbeſchwornen Verzicht gethan hat, gleichwohl aber
verkuͤrzet zu ſeyn vermeynet,

ſo wie endlich auch in dem Falle,
da die Tochter noch erſt ihre Abfindung fordert, und
eine elterliche oder vaͤterliche Beſtimmung, ſo wie
oben geſetzt, nicht vorhanden iſt,

ſollen die Gerichte die Klagen der Toͤchter an drey aus
der Ritterſchaft zu erwaͤhlende Schiedsleute, wovon die
Klaͤgerinn den einen, der Beklagte den andern, und den
dritten wiederum die Klaͤgerinn aus dreyen ihr von dem
Beklagten vorzuſchlagenden mit Landtagsfaͤhigen Guͤtern
angeſeſſenen adlichen Perſonen erwaͤhlen mag verweiſen
und damit dieſe ſoviel geſchwinder ausgeſprochen, auch
demnaͤchſt ſoviel beſſer im Stand geſetzt werden moͤgen,
eine guͤtliche Behandlung vornehmen, oder ihren Schieds-
richterlichen Ausſpruch thun zu koͤnnen: ſo ſollen

Drittens, die Gerichte den Beklagten ſofort, mit-
telſt eines Decreti communicatorii, zur gerichtlichen Ein-

liefe-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0256" n="244"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Be&#x017F;ta&#x0364;tigung der Ab&#x017F;teuer u. des Verzichts</hi></fw><lb/><hi rendition="#et">da eine abge&#x017F;teuerte Tochter &#x017F;ich unter dem Bey-<lb/>
&#x017F;tande ihrer na&#x0364;ch&#x017F;ten Anverwandten der weiteren el-<lb/>
terlichen Erb&#x017F;chaft eydlich verziehen,</hi><lb/>
als in dem Falle,<lb/><hi rendition="#et">da die Ab&#x017F;teuer einer Tochter von beyden Eltern,<lb/>
oder auch von dem Vater, ehe der&#x017F;elbe zur zwoten<lb/>
Ehe ge&#x017F;chritten, allein be&#x017F;timmet, und die Tochter<lb/>
hierauf einen fo&#x0364;rmlichen obgleich nicht be&#x017F;chwornen<lb/>
Verzicht gelei&#x017F;tet hat,</hi><lb/>
einige Klagen, welche eine Verletzung zum Grunde ha-<lb/>
ben, annehmen.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Zweytens,</hi> in dem Falle aber,<lb/><hi rendition="#et">da die Ab&#x017F;teuer nicht von den Eltern, oder von dem<lb/>
Vater obgedachter maßen allein, &#x017F;ondern von an-<lb/>
dern ge&#x017F;chehen i&#x017F;t, und die Tochter dagegen einen<lb/>
unbe&#x017F;chwornen Verzicht gethan hat, gleichwohl aber<lb/>
verku&#x0364;rzet zu &#x017F;eyn vermeynet,</hi><lb/>
&#x017F;o wie endlich auch in dem Falle,<lb/><hi rendition="#et">da die Tochter noch er&#x017F;t ihre Abfindung fordert, und<lb/>
eine elterliche oder va&#x0364;terliche Be&#x017F;timmung, &#x017F;o wie<lb/>
oben ge&#x017F;etzt, nicht vorhanden i&#x017F;t,</hi><lb/>
&#x017F;ollen die Gerichte die Klagen der To&#x0364;chter an drey aus<lb/>
der Ritter&#x017F;chaft zu erwa&#x0364;hlende Schiedsleute, wovon die<lb/>
Kla&#x0364;gerinn den einen, der Beklagte den andern, und den<lb/>
dritten wiederum die Kla&#x0364;gerinn aus dreyen ihr von dem<lb/>
Beklagten vorzu&#x017F;chlagenden mit Landtagsfa&#x0364;higen Gu&#x0364;tern<lb/>
ange&#x017F;e&#x017F;&#x017F;enen adlichen Per&#x017F;onen erwa&#x0364;hlen mag verwei&#x017F;en<lb/>
und damit die&#x017F;e &#x017F;oviel ge&#x017F;chwinder ausge&#x017F;prochen, auch<lb/>
demna&#x0364;ch&#x017F;t &#x017F;oviel be&#x017F;&#x017F;er im Stand ge&#x017F;etzt werden mo&#x0364;gen,<lb/>
eine gu&#x0364;tliche Behandlung vornehmen, oder ihren Schieds-<lb/>
richterlichen Aus&#x017F;pruch thun zu ko&#x0364;nnen: &#x017F;o &#x017F;ollen</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Drittens,</hi> die Gerichte den Beklagten &#x017F;ofort, mit-<lb/>
tel&#x017F;t eines <hi rendition="#aq">Decreti communicatorii,</hi> zur gerichtlichen Ein-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">liefe-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[244/0256] Beſtaͤtigung der Abſteuer u. des Verzichts da eine abgeſteuerte Tochter ſich unter dem Bey- ſtande ihrer naͤchſten Anverwandten der weiteren el- terlichen Erbſchaft eydlich verziehen, als in dem Falle, da die Abſteuer einer Tochter von beyden Eltern, oder auch von dem Vater, ehe derſelbe zur zwoten Ehe geſchritten, allein beſtimmet, und die Tochter hierauf einen foͤrmlichen obgleich nicht beſchwornen Verzicht geleiſtet hat, einige Klagen, welche eine Verletzung zum Grunde ha- ben, annehmen. Zweytens, in dem Falle aber, da die Abſteuer nicht von den Eltern, oder von dem Vater obgedachter maßen allein, ſondern von an- dern geſchehen iſt, und die Tochter dagegen einen unbeſchwornen Verzicht gethan hat, gleichwohl aber verkuͤrzet zu ſeyn vermeynet, ſo wie endlich auch in dem Falle, da die Tochter noch erſt ihre Abfindung fordert, und eine elterliche oder vaͤterliche Beſtimmung, ſo wie oben geſetzt, nicht vorhanden iſt, ſollen die Gerichte die Klagen der Toͤchter an drey aus der Ritterſchaft zu erwaͤhlende Schiedsleute, wovon die Klaͤgerinn den einen, der Beklagte den andern, und den dritten wiederum die Klaͤgerinn aus dreyen ihr von dem Beklagten vorzuſchlagenden mit Landtagsfaͤhigen Guͤtern angeſeſſenen adlichen Perſonen erwaͤhlen mag verweiſen und damit dieſe ſoviel geſchwinder ausgeſprochen, auch demnaͤchſt ſoviel beſſer im Stand geſetzt werden moͤgen, eine guͤtliche Behandlung vornehmen, oder ihren Schieds- richterlichen Ausſpruch thun zu koͤnnen: ſo ſollen Drittens, die Gerichte den Beklagten ſofort, mit- telſt eines Decreti communicatorii, zur gerichtlichen Ein- liefe-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien04_1786
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien04_1786/256
Zitationshilfe: Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 4. Berlin, 1786, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien04_1786/256>, abgerufen am 02.05.2024.