setzen verdammt; aber in England erkennen zwölf Total- eindrücke über die concrete That.
Aber dem allen ungeachtet, sollen sie nicht glauben, daß ich den wissenschaftlichen Unterricht, und die Gelehr- samkeit, welche daraus entsteht, verachte. Nein, ich sehe die Gelehrten als eine der edelsten Klassen der Men- schen an; der wissenschaftliche Untecricht besteht hier mit seinem Zwecke vollkommen, und ich weis, daß der prak- tische Unterricht unendlich durch die Resultate des wis- senschaftlichen gewonnen hat. Allein die Geschäfts- männer und die übrigen handelnden Menschen sollen diese Resultate nützen, ohne mit jenen einerley Gang zu ge- hen; sie sollen wie die Frau von Sevigny den Verstand an bout de la plume haben, oder wie ein fertiger Musi- cus, die Noten durchs Auge in die Finger gehen lassen, und das commercium rerum et animae, wie es Baco nen- net, so wenig durch das Denken der Zeichen, als durch deren Ausdruck aufhalten; und das läßt sich in Geschäf- ten blos von dem praktischen Unterrichte erwarten. Jch bedenke nie was ich schreibe, und lese nur was ich ge- schrieben habe, aber eben deswegen bin ich mit der größ- ten Fertigkeit etc.
VI. Ueber die Sittlichkeit der Vergnügungen.
Höre Freund, ich gebs dir zu, es ist unnöthig von den Dächern zu singen, wie süß die Liebe und wie lieblich der Wein sey; denn die Natur wirds dem Jun- gen schon sagen, und es ist besser daß diese es thue, als daß eine Kupplerinn die Rose vor der Zeit breche. Aber
daß
nicht wie der ſpeculirende erzogen werden.
ſetzen verdammt; aber in England erkennen zwoͤlf Total- eindruͤcke uͤber die concrete That.
Aber dem allen ungeachtet, ſollen ſie nicht glauben, daß ich den wiſſenſchaftlichen Unterricht, und die Gelehr- ſamkeit, welche daraus entſteht, verachte. Nein, ich ſehe die Gelehrten als eine der edelſten Klaſſen der Men- ſchen an; der wiſſenſchaftliche Untecricht beſteht hier mit ſeinem Zwecke vollkommen, und ich weis, daß der prak- tiſche Unterricht unendlich durch die Reſultate des wiſ- ſenſchaftlichen gewonnen hat. Allein die Geſchaͤfts- maͤnner und die uͤbrigen handelnden Menſchen ſollen dieſe Reſultate nuͤtzen, ohne mit jenen einerley Gang zu ge- hen; ſie ſollen wie die Frau von Sevigny den Verſtand an bout de la plume haben, oder wie ein fertiger Muſi- cus, die Noten durchs Auge in die Finger gehen laſſen, und das commercium rerum et animae, wie es Baco nen- net, ſo wenig durch das Denken der Zeichen, als durch deren Ausdruck aufhalten; und das laͤßt ſich in Geſchaͤf- ten blos von dem praktiſchen Unterrichte erwarten. Jch bedenke nie was ich ſchreibe, und leſe nur was ich ge- ſchrieben habe, aber eben deswegen bin ich mit der groͤß- ten Fertigkeit ꝛc.
VI. Ueber die Sittlichkeit der Vergnuͤgungen.
Hoͤre Freund, ich gebs dir zu, es iſt unnoͤthig von den Daͤchern zu ſingen, wie ſuͤß die Liebe und wie lieblich der Wein ſey; denn die Natur wirds dem Jun- gen ſchon ſagen, und es iſt beſſer daß dieſe es thue, als daß eine Kupplerinn die Roſe vor der Zeit breche. Aber
daß
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nicht wie der ſpeculirende erzogen werden.
ſetzen verdammt; aber in England erkennen zwoͤlf Total-
eindruͤcke uͤber die concrete That.
Aber dem allen ungeachtet, ſollen ſie nicht glauben,
daß ich den wiſſenſchaftlichen Unterricht, und die Gelehr-
ſamkeit, welche daraus entſteht, verachte. Nein, ich
ſehe die Gelehrten als eine der edelſten Klaſſen der Men-
ſchen an; der wiſſenſchaftliche Untecricht beſteht hier mit
ſeinem Zwecke vollkommen, und ich weis, daß der prak-
tiſche Unterricht unendlich durch die Reſultate des wiſ-
ſenſchaftlichen gewonnen hat. Allein die Geſchaͤfts-
maͤnner und die uͤbrigen handelnden Menſchen ſollen dieſe
Reſultate nuͤtzen, ohne mit jenen einerley Gang zu ge-
hen; ſie ſollen wie die Frau von Sevigny den Verſtand
an bout de la plume haben, oder wie ein fertiger Muſi-
cus, die Noten durchs Auge in die Finger gehen laſſen,
und das commercium rerum et animae, wie es Baco nen-
net, ſo wenig durch das Denken der Zeichen, als durch
deren Ausdruck aufhalten; und das laͤßt ſich in Geſchaͤf-
ten blos von dem praktiſchen Unterrichte erwarten. Jch
bedenke nie was ich ſchreibe, und leſe nur was ich ge-
ſchrieben habe, aber eben deswegen bin ich mit der groͤß-
ten Fertigkeit ꝛc.
VI.
Ueber die Sittlichkeit der Vergnuͤgungen.
Hoͤre Freund, ich gebs dir zu, es iſt unnoͤthig von
den Daͤchern zu ſingen, wie ſuͤß die Liebe und wie
lieblich der Wein ſey; denn die Natur wirds dem Jun-
gen ſchon ſagen, und es iſt beſſer daß dieſe es thue, als
daß eine Kupplerinn die Roſe vor der Zeit breche. Aber
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Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 4. Berlin, 1786, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien04_1786/39>, abgerufen am 01.12.2023.
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