Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mohl, Robert von: Encyklopädie der Staatswissenschaften. Tübingen, 1859.

Bild:
<< vorherige Seite

und die Staatensysteme Europa's und Amerika's, 3 Bände,
1826) zwar die Zahl der Bücher vermehrte, nicht aber die
Wissenschaft förderte: so ist Besseres zu rühmen von F. Bü-
lau
's Geschichte des europäischen Staatensystemes (3 Bde.,
1837). Wirklich Bedeutendes ist aber geleistet worden von den
beiden Deutschfranzosen Koch (Tableau des revolutions de
l'Europe, ed.
3, 1832, 2 Bde.) und Ancillon (Tableau
des revolutions du systeme politique,
1823, 4 Bde.) und
ist vor Allem zu rühmen des Belgiers Laurent großes Werk
über die Geschichte des Völkerrechtes (s. oben, § 69 S. 467),
welches auch in Beziehung auf die Erzählung der äußeren
Ereignisse Meisterhaftes liefert. Außerdem aber sind die be-
rühmten Werke von Schlosser über die Geschichte des 18.
Jahrhunderts, von Thiers über die Geschichte der französischen
Staatsumwälzung und über die des Kaiserreiches, von Allison
über die Zeit der französisch-englischen Kriege endlich Häusser's
Deutsche Geschichte und Gervinus' Neue Geschichte hierher
zu zählen, wenn sie schon nur einen kürzeren Zeitabschnitt
behandeln und sie sich nicht ausschließlich auf die auswärtigen
Angelegenheiten beschränkt haben.

Aelter und zahlreicher sind die Darstellungen der inneren
Staatsgeschichte. Allerdings besteht wohl kein universalgeschicht-
liches Werk, welches den Verlauf der inneren Entwickelung
sämmtlicher, oder auch nur der bedeutendsten Culturstaaten zum
ausschließlichen Gegenstande hätte, indem immer auch noch
Schicksale von Personen und die andere Theile der Gesittigung
betreffenden Ereignisse berücksichtigt sind. Doch ist eine bedeu-
tende Anzahl von Schriften vorhanden, welche die Geschichte
des inneren Staatslebens, wenn auch nicht ausschließlich so
wenigstens genügend, erörtern, zum Theile in weit umspan-
nender Ausdehnung, hauptsächlich aber mit Beschränkung auf
bestimmte Länder.

und die Staatenſyſteme Europa’s und Amerika’s, 3 Bände,
1826) zwar die Zahl der Bücher vermehrte, nicht aber die
Wiſſenſchaft förderte: ſo iſt Beſſeres zu rühmen von F. Bü-
lau
’s Geſchichte des europäiſchen Staatenſyſtemes (3 Bde.,
1837). Wirklich Bedeutendes iſt aber geleiſtet worden von den
beiden Deutſchfranzoſen Koch (Tableau des révolutions de
l’Europe, ed.
3, 1832, 2 Bde.) und Ancillon (Tableau
des révolutions du système politique,
1823, 4 Bde.) und
iſt vor Allem zu rühmen des Belgiers Laurent großes Werk
über die Geſchichte des Völkerrechtes (ſ. oben, § 69 S. 467),
welches auch in Beziehung auf die Erzählung der äußeren
Ereigniſſe Meiſterhaftes liefert. Außerdem aber ſind die be-
rühmten Werke von Schloſſer über die Geſchichte des 18.
Jahrhunderts, von Thiers über die Geſchichte der franzöſiſchen
Staatsumwälzung und über die des Kaiſerreiches, von Alliſon
über die Zeit der franzöſiſch-engliſchen Kriege endlich Häuſſer’s
Deutſche Geſchichte und Gervinus’ Neue Geſchichte hierher
zu zählen, wenn ſie ſchon nur einen kürzeren Zeitabſchnitt
behandeln und ſie ſich nicht ausſchließlich auf die auswärtigen
Angelegenheiten beſchränkt haben.

Aelter und zahlreicher ſind die Darſtellungen der inneren
Staatsgeſchichte. Allerdings beſteht wohl kein univerſalgeſchicht-
liches Werk, welches den Verlauf der inneren Entwickelung
ſämmtlicher, oder auch nur der bedeutendſten Culturſtaaten zum
ausſchließlichen Gegenſtande hätte, indem immer auch noch
Schickſale von Perſonen und die andere Theile der Geſittigung
betreffenden Ereigniſſe berückſichtigt ſind. Doch iſt eine bedeu-
tende Anzahl von Schriften vorhanden, welche die Geſchichte
des inneren Staatslebens, wenn auch nicht ausſchließlich ſo
wenigſtens genügend, erörtern, zum Theile in weit umſpan-
nender Ausdehnung, hauptſächlich aber mit Beſchränkung auf
beſtimmte Länder.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0742" n="728"/>
und die Staaten&#x017F;y&#x017F;teme Europa&#x2019;s und Amerika&#x2019;s, 3 Bände,<lb/>
1826) zwar die Zahl der Bücher vermehrte, nicht aber die<lb/>
Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft förderte: &#x017F;o i&#x017F;t Be&#x017F;&#x017F;eres zu rühmen von F. <hi rendition="#g">Bü-<lb/>
lau</hi>&#x2019;s Ge&#x017F;chichte des europäi&#x017F;chen Staaten&#x017F;y&#x017F;temes (3 Bde.,<lb/>
1837). Wirklich Bedeutendes i&#x017F;t aber gelei&#x017F;tet worden von den<lb/>
beiden Deut&#x017F;chfranzo&#x017F;en <hi rendition="#g">Koch</hi> (<hi rendition="#aq">Tableau des révolutions de<lb/>
l&#x2019;Europe, ed.</hi> 3, 1832, 2 Bde.) und <hi rendition="#g">Ancillon</hi> (<hi rendition="#aq">Tableau<lb/>
des révolutions du système politique,</hi> 1823, 4 Bde.) und<lb/>
i&#x017F;t vor Allem zu rühmen des Belgiers <hi rendition="#g">Laurent</hi> großes Werk<lb/>
über die Ge&#x017F;chichte des Völkerrechtes (&#x017F;. oben, § 69 S. 467),<lb/>
welches auch in Beziehung auf die Erzählung der äußeren<lb/>
Ereigni&#x017F;&#x017F;e Mei&#x017F;terhaftes liefert. Außerdem aber &#x017F;ind die be-<lb/>
rühmten Werke von <hi rendition="#g">Schlo&#x017F;&#x017F;er</hi> über die Ge&#x017F;chichte des 18.<lb/>
Jahrhunderts, von <hi rendition="#g">Thiers</hi> über die Ge&#x017F;chichte der franzö&#x017F;i&#x017F;chen<lb/>
Staatsumwälzung und über die des Kai&#x017F;erreiches, von <hi rendition="#g">Alli&#x017F;on</hi><lb/>
über die Zeit der franzö&#x017F;i&#x017F;ch-engli&#x017F;chen Kriege endlich <hi rendition="#g">Häu&#x017F;&#x017F;er</hi>&#x2019;s<lb/>
Deut&#x017F;che Ge&#x017F;chichte und <hi rendition="#g">Gervinus&#x2019;</hi> Neue Ge&#x017F;chichte hierher<lb/>
zu zählen, wenn &#x017F;ie &#x017F;chon nur einen kürzeren Zeitab&#x017F;chnitt<lb/>
behandeln und &#x017F;ie &#x017F;ich nicht aus&#x017F;chließlich auf die auswärtigen<lb/>
Angelegenheiten be&#x017F;chränkt haben.</p><lb/>
            <p>Aelter und zahlreicher &#x017F;ind die Dar&#x017F;tellungen der inneren<lb/>
Staatsge&#x017F;chichte. Allerdings be&#x017F;teht wohl kein univer&#x017F;alge&#x017F;chicht-<lb/>
liches Werk, welches den Verlauf der inneren Entwickelung<lb/>
&#x017F;ämmtlicher, oder auch nur der bedeutend&#x017F;ten Cultur&#x017F;taaten zum<lb/>
aus&#x017F;chließlichen Gegen&#x017F;tande hätte, indem immer auch noch<lb/>
Schick&#x017F;ale von Per&#x017F;onen und die andere Theile der Ge&#x017F;ittigung<lb/>
betreffenden Ereigni&#x017F;&#x017F;e berück&#x017F;ichtigt &#x017F;ind. Doch i&#x017F;t eine bedeu-<lb/>
tende Anzahl von Schriften vorhanden, welche die Ge&#x017F;chichte<lb/>
des inneren Staatslebens, wenn auch nicht aus&#x017F;chließlich &#x017F;o<lb/>
wenig&#x017F;tens genügend, erörtern, zum Theile in weit um&#x017F;pan-<lb/>
nender Ausdehnung, haupt&#x017F;ächlich aber mit Be&#x017F;chränkung auf<lb/>
be&#x017F;timmte Länder.</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[728/0742] und die Staatenſyſteme Europa’s und Amerika’s, 3 Bände, 1826) zwar die Zahl der Bücher vermehrte, nicht aber die Wiſſenſchaft förderte: ſo iſt Beſſeres zu rühmen von F. Bü- lau’s Geſchichte des europäiſchen Staatenſyſtemes (3 Bde., 1837). Wirklich Bedeutendes iſt aber geleiſtet worden von den beiden Deutſchfranzoſen Koch (Tableau des révolutions de l’Europe, ed. 3, 1832, 2 Bde.) und Ancillon (Tableau des révolutions du système politique, 1823, 4 Bde.) und iſt vor Allem zu rühmen des Belgiers Laurent großes Werk über die Geſchichte des Völkerrechtes (ſ. oben, § 69 S. 467), welches auch in Beziehung auf die Erzählung der äußeren Ereigniſſe Meiſterhaftes liefert. Außerdem aber ſind die be- rühmten Werke von Schloſſer über die Geſchichte des 18. Jahrhunderts, von Thiers über die Geſchichte der franzöſiſchen Staatsumwälzung und über die des Kaiſerreiches, von Alliſon über die Zeit der franzöſiſch-engliſchen Kriege endlich Häuſſer’s Deutſche Geſchichte und Gervinus’ Neue Geſchichte hierher zu zählen, wenn ſie ſchon nur einen kürzeren Zeitabſchnitt behandeln und ſie ſich nicht ausſchließlich auf die auswärtigen Angelegenheiten beſchränkt haben. Aelter und zahlreicher ſind die Darſtellungen der inneren Staatsgeſchichte. Allerdings beſteht wohl kein univerſalgeſchicht- liches Werk, welches den Verlauf der inneren Entwickelung ſämmtlicher, oder auch nur der bedeutendſten Culturſtaaten zum ausſchließlichen Gegenſtande hätte, indem immer auch noch Schickſale von Perſonen und die andere Theile der Geſittigung betreffenden Ereigniſſe berückſichtigt ſind. Doch iſt eine bedeu- tende Anzahl von Schriften vorhanden, welche die Geſchichte des inneren Staatslebens, wenn auch nicht ausſchließlich ſo wenigſtens genügend, erörtern, zum Theile in weit umſpan- nender Ausdehnung, hauptſächlich aber mit Beſchränkung auf beſtimmte Länder.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mohl_staatswissenschaften_1859
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mohl_staatswissenschaften_1859/742
Zitationshilfe: Mohl, Robert von: Encyklopädie der Staatswissenschaften. Tübingen, 1859, S. 728. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mohl_staatswissenschaften_1859/742>, abgerufen am 27.04.2024.