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Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.

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Das I. Cap. von Vortreflichkeit
der Hebroeischen/ Griechischen und La-
teinischen unterwürffig gemachet: Da
sie doch/ wenn ich ja die Hebroeische
außnehme/ der Griechischen und La-
teinischen am Alter nicht allein nichts
nachgiebt/ sondern weit bevor thut; hin-
gegen aber jene in Ansehung der Teutschen
neue/ und etwas ehe durch Kunst außge-
übet seyn/ als diese/ die hingegen viel
gründlicher/ und jenen zum Theil den
Uhrsprung gegeben; Welches ob es
jemand gleich frembd und ungereimet
scheinen solte/ dennoch der Wahrheit
gemäß/ und so gründlich erwiesen werden
kan/ daß niemand daran zu zweiffeln fug
hat/ er habe ihm dann vorgenommen
unbesonnener Weise auff seinem Wahn zu
verharren/ und keiner Vernunfft zu fol-
gen. Wovon vielleicht von mir mit
mehren in einer Dissertatione de Novi-
tate Graecae & Latinae linguae
künfftig ge-
handelt werden kan.

Ich will zwar itzo den Vorzug
der Hebroeischen Sprache nicht in Zweif-

fel

Das I. Cap. von Vortreflichkeit
der Hebrœiſchen/ Griechiſchen und La-
teiniſchen unterwuͤrffig gemachet: Da
ſie doch/ wenn ich ja die Hebrœiſche
außnehme/ der Griechiſchen und La-
teiniſchen am Alter nicht allein nichts
nachgiebt/ ſondern weit bevor thut; hin-
gegen aber jene in Anſehung der Teutſchen
neue/ und etwas ehe durch Kunſt außge-
uͤbet ſeyn/ als dieſe/ die hingegen viel
gruͤndlicher/ und jenen zum Theil den
Uhrſprung gegeben; Welches ob es
jemand gleich frembd und ungereimet
ſcheinen ſolte/ dennoch der Wahrheit
gemaͤß/ und ſo gruͤndlich erwieſen werden
kan/ daß niemand daran zu zweiffeln fug
hat/ er habe ihm dann vorgenommen
unbeſonnener Weiſe auff ſeinem Wahn zu
verharren/ und keiner Vernunfft zu fol-
gen. Wovon vielleicht von mir mit
mehren in einer Diſſertatione de Novi-
tate Græcæ & Latinæ linguæ
kuͤnfftig ge-
handelt werden kan.

Ich will zwar itzo den Vorzug
der Hebrœiſchen Sprache nicht in Zweif-

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[4/0016] Das I. Cap. von Vortreflichkeit der Hebrœiſchen/ Griechiſchen und La- teiniſchen unterwuͤrffig gemachet: Da ſie doch/ wenn ich ja die Hebrœiſche außnehme/ der Griechiſchen und La- teiniſchen am Alter nicht allein nichts nachgiebt/ ſondern weit bevor thut; hin- gegen aber jene in Anſehung der Teutſchen neue/ und etwas ehe durch Kunſt außge- uͤbet ſeyn/ als dieſe/ die hingegen viel gruͤndlicher/ und jenen zum Theil den Uhrſprung gegeben; Welches ob es jemand gleich frembd und ungereimet ſcheinen ſolte/ dennoch der Wahrheit gemaͤß/ und ſo gruͤndlich erwieſen werden kan/ daß niemand daran zu zweiffeln fug hat/ er habe ihm dann vorgenommen unbeſonnener Weiſe auff ſeinem Wahn zu verharren/ und keiner Vernunfft zu fol- gen. Wovon vielleicht von mir mit mehren in einer Diſſertatione de Novi- tate Græcæ & Latinæ linguæ kuͤnfftig ge- handelt werden kan. Ich will zwar itzo den Vorzug der Hebrœiſchen Sprache nicht in Zweif- fel

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Zitationshilfe: Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/16>, abgerufen am 26.04.2024.