Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

Das VIII. Cap. Von der Nordischen
Comoedien von allen in dem gemeinen
Leben vorfallenden Dingen gespielet.
Man hat auch allerhand Encomia-
stica
und Moralia Carmina unter ihnen/
die vorgemeldter Autor überauß lobet.
Sie lieben mehrentheils kurtze Verse in
vier Sylben bestehend/ aber ohne Rei-
me/ damit sie dieselbe desto besser im Ge-
dächtniß behalten/ und desto bequemer
singen/ und auff der Flöten spielen kön-
nen/ insonderheit in Liebessachen/ da-
von sie verschiedene Thöne haben. Der
Autor vergleichet sie der Spanischen Re-
dondilla,
welche eine art der Rondeaux
ist. Man hat auch welche bey ihnen/
die man Haravec nennet/ ist so viel als
Erfinder/ welche eben den Nahmen ge-
habt/ wie bey den alten Frantzosen die
Troubadours. Selbige haben von na-
türlichen dingen Verse geschrieben/ und
einige Fabeln mit untermischt/ nemlich
wie der Schöpffer der Welt/ eine Jung-
frau vom Himmel gesandt/ in der Hand
einen Krug Wasser haltend/ welcher

wann

Das VIII. Cap. Von der Nordiſchen
Comœdien von allen in dem gemeinen
Leben vorfallenden Dingen geſpielet.
Man hat auch allerhand Encomia-
ſtica
und Moralia Carmina unter ihnen/
die vorgemeldter Autor uͤberauß lobet.
Sie lieben mehrentheils kurtze Verſe in
vier Sylben beſtehend/ aber ohne Rei-
me/ damit ſie dieſelbe deſto beſſer im Ge-
daͤchtniß behalten/ und deſto bequemer
ſingen/ und auff der Floͤten ſpielen koͤn-
nen/ inſonderheit in Liebesſachen/ da-
von ſie verſchiedene Thoͤne haben. Der
Autor vergleichet ſie der Spaniſchen Re-
dondilla,
welche eine art der Rondeaux
iſt. Man hat auch welche bey ihnen/
die man Haravec nennet/ iſt ſo viel als
Erfinder/ welche eben den Nahmen ge-
habt/ wie bey den alten Frantzoſen die
Troubadours. Selbige haben von na-
tuͤrlichen dingen Verſe geſchrieben/ und
einige Fabeln mit untermiſcht/ nemlich
wie der Schoͤpffer der Welt/ eine Jung-
frau vom Himmel geſandt/ in der Hand
einen Krug Waſſer haltend/ welcher

wann
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0430" n="418"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">VIII.</hi> Cap. Von der Nordi&#x017F;chen</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">Com&#x0153;dien</hi> von allen in dem gemeinen<lb/>
Leben vorfallenden Dingen ge&#x017F;pielet.<lb/>
Man hat auch allerhand <hi rendition="#aq">Encomia-<lb/>
&#x017F;tica</hi> und <hi rendition="#aq">Moralia Carmina</hi> unter ihnen/<lb/>
die vorgemeldter <hi rendition="#aq">Autor</hi> u&#x0364;berauß lobet.<lb/>
Sie lieben mehrentheils kurtze Ver&#x017F;e in<lb/>
vier Sylben be&#x017F;tehend/ aber ohne Rei-<lb/>
me/ damit &#x017F;ie die&#x017F;elbe de&#x017F;to be&#x017F;&#x017F;er im Ge-<lb/>
da&#x0364;chtniß behalten/ und de&#x017F;to bequemer<lb/>
&#x017F;ingen/ und auff der Flo&#x0364;ten &#x017F;pielen ko&#x0364;n-<lb/>
nen/ in&#x017F;onderheit in Liebes&#x017F;achen/ da-<lb/>
von &#x017F;ie ver&#x017F;chiedene Tho&#x0364;ne haben. Der<lb/><hi rendition="#aq">Autor</hi> vergleichet &#x017F;ie der Spani&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Re-<lb/>
dondilla,</hi> welche eine art der <hi rendition="#aq">Rondeaux</hi><lb/>
i&#x017F;t. Man hat auch welche bey ihnen/<lb/>
die man <hi rendition="#aq">Haravec</hi> nennet/ i&#x017F;t &#x017F;o viel als<lb/>
Erfinder/ welche eben den Nahmen ge-<lb/>
habt/ wie bey den alten Frantzo&#x017F;en die<lb/><hi rendition="#aq">Troubadours.</hi> Selbige haben von na-<lb/>
tu&#x0364;rlichen dingen Ver&#x017F;e ge&#x017F;chrieben/ und<lb/>
einige Fabeln mit untermi&#x017F;cht/ nemlich<lb/>
wie der Scho&#x0364;pffer der Welt/ eine Jung-<lb/>
frau vom Himmel ge&#x017F;andt/ in der Hand<lb/>
einen Krug Wa&#x017F;&#x017F;er haltend/ welcher<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wann</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[418/0430] Das VIII. Cap. Von der Nordiſchen Comœdien von allen in dem gemeinen Leben vorfallenden Dingen geſpielet. Man hat auch allerhand Encomia- ſtica und Moralia Carmina unter ihnen/ die vorgemeldter Autor uͤberauß lobet. Sie lieben mehrentheils kurtze Verſe in vier Sylben beſtehend/ aber ohne Rei- me/ damit ſie dieſelbe deſto beſſer im Ge- daͤchtniß behalten/ und deſto bequemer ſingen/ und auff der Floͤten ſpielen koͤn- nen/ inſonderheit in Liebesſachen/ da- von ſie verſchiedene Thoͤne haben. Der Autor vergleichet ſie der Spaniſchen Re- dondilla, welche eine art der Rondeaux iſt. Man hat auch welche bey ihnen/ die man Haravec nennet/ iſt ſo viel als Erfinder/ welche eben den Nahmen ge- habt/ wie bey den alten Frantzoſen die Troubadours. Selbige haben von na- tuͤrlichen dingen Verſe geſchrieben/ und einige Fabeln mit untermiſcht/ nemlich wie der Schoͤpffer der Welt/ eine Jung- frau vom Himmel geſandt/ in der Hand einen Krug Waſſer haltend/ welcher wann

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/430
Zitationshilfe: Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682, S. 418. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/430>, abgerufen am 30.04.2024.