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Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.

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Das XVI. Cap. Von den
grosser Lust und Ergetzlichkeit sie lesen. Ei-
nige haben sie in Hochteutsche Sprache
übersetzen wollen/ aber die Zierlichkeit der-
selben gantz verdorben. In der Hoch-
teutschen Sprache hat zum ersten Satyten
geschrieben der Hr. Joachim Rachel/
ein gelehrter Mann und sehr guter Poet/
der den Characterem dieser Schreibart
insonderheit wol im Teutschen aus der
Nachahmung des Juvenalis außgedrückt/
welches an ihm billig zu loben. Dann
wer die alten Autores zur Richtschnur
hat/ der gehet einen richtigen Weg/ und
thut es andern zuvor. Unser Teutschland
ist ihm billig verpflichtet/ daß wir auch in
diesem Stücke nicht nöthig haben/ den
Außländern den Vorzug zu gönnen. Man
kan auch in der ungebundnen Rede einige
Satyras schreiben/ welche auff vielerley
arten können eingerichtet werden. Und
haben wir in Teutscher Sprache viel aus
dem Italiänischen/ Spanischen und Fran-
tzösischen über setzet/ auch unterschiedliche
aus eigener Erfindung. Da kommen

in-

Das XVI. Cap. Von den
groſſer Luſt und Ergetzlichkeit ſie leſen. Ei-
nige haben ſie in Hochteutſche Sprache
uͤberſetzen wollen/ aber die Zierlichkeit der-
ſelben gantz verdorben. In der Hoch-
teutſchen Sprache hat zum erſten Satyten
geſchrieben der Hr. Joachim Rachel/
ein gelehrter Mann und ſehr guter Poet/
der den Characterem dieſer Schreibart
inſonderheit wol im Teutſchen aus der
Nachahmung des Juvenalis außgedruͤckt/
welches an ihm billig zu loben. Dann
wer die alten Autores zur Richtſchnur
hat/ der gehet einen richtigen Weg/ und
thut es andern zuvor. Unſer Teutſchland
iſt ihm billig verpflichtet/ daß wir auch in
dieſem Stuͤcke nicht noͤthig haben/ den
Außlaͤndern den Vorzug zu goͤñen. Man
kan auch in der ungebundnen Rede einige
Satyras ſchreiben/ welche auff vielerley
arten koͤnnen eingerichtet werden. Und
haben wir in Teutſcher Sprache viel aus
dem Italiaͤniſchen/ Spaniſchen und Fran-
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aus eigener Erfindung. Da kommen

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[750/0762] Das XVI. Cap. Von den groſſer Luſt und Ergetzlichkeit ſie leſen. Ei- nige haben ſie in Hochteutſche Sprache uͤberſetzen wollen/ aber die Zierlichkeit der- ſelben gantz verdorben. In der Hoch- teutſchen Sprache hat zum erſten Satyten geſchrieben der Hr. Joachim Rachel/ ein gelehrter Mann und ſehr guter Poet/ der den Characterem dieſer Schreibart inſonderheit wol im Teutſchen aus der Nachahmung des Juvenalis außgedruͤckt/ welches an ihm billig zu loben. Dann wer die alten Autores zur Richtſchnur hat/ der gehet einen richtigen Weg/ und thut es andern zuvor. Unſer Teutſchland iſt ihm billig verpflichtet/ daß wir auch in dieſem Stuͤcke nicht noͤthig haben/ den Außlaͤndern den Vorzug zu goͤñen. Man kan auch in der ungebundnen Rede einige Satyras ſchreiben/ welche auff vielerley arten koͤnnen eingerichtet werden. Und haben wir in Teutſcher Sprache viel aus dem Italiaͤniſchen/ Spaniſchen und Fran- tzoͤſiſchen uͤber ſetzet/ auch unterſchiedliche aus eigener Erfindung. Da kommen in-

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Zitationshilfe: Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682, S. 750. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/762>, abgerufen am 29.04.2024.