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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 2. Berlin, 1789.

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Mit diesem sonderbaren Beispiel vergleiche man zulezt folgendes, welches im 63ten Stück 3ten Theils des Arztes vorkommt.


Der Ritter Hans Sloane curirte ein Frauenzimmer an den Blattern. Am Ende der Cur bekam sie convulsivische Zufälle, die ihre Glieder heftig verdreheten. Man wollte sie, nach vielen andern vergeblichen Versuchen mit dem kalten Bade von diesem Elende befreien, und diese leidige Cur stürzte sie in das große Elend, das ich izt beschreiben will. Bald nach dem Gebrauche des kalten Bades verlohr dieses Frauenzimmer erst das Gesicht, dann auch das Gehör, und die Sprache. Jhr Schlund ward dergestalt zusammengezogen, daß sie weder flüßige noch feste Speisen verschlingen konnte. Jn diesem Zustande blieb diese Person fast dreiviertel Jahr, und ernährte sich während der Zeit auf keine andere Weise, als daß sie Speisen kauete, und lange im Munde herumwarf, endlich aber wieder von sich geben mußte. Mit den Feuchtigkeiten gurgelte sie sich bloß eine Zeitlang, und gab sie alsdann auf eben dieselbe Weise wieder zurük, ohne daß sie das geringste hinunter geschluckt hätte. Bei ihrer Blindheit und Taubheit wurde ihr Gefühl und ihr Geruch so zärtlich, daß sie die verschiedenen Farben von seidenen Zeugen und Blumen unterscheiden konnte, und es empfand, wenn ein


Mit diesem sonderbaren Beispiel vergleiche man zulezt folgendes, welches im 63ten Stuͤck 3ten Theils des Arztes vorkommt.


Der Ritter Hans Sloane curirte ein Frauenzimmer an den Blattern. Am Ende der Cur bekam sie convulsivische Zufaͤlle, die ihre Glieder heftig verdreheten. Man wollte sie, nach vielen andern vergeblichen Versuchen mit dem kalten Bade von diesem Elende befreien, und diese leidige Cur stuͤrzte sie in das große Elend, das ich izt beschreiben will. Bald nach dem Gebrauche des kalten Bades verlohr dieses Frauenzimmer erst das Gesicht, dann auch das Gehoͤr, und die Sprache. Jhr Schlund ward dergestalt zusammengezogen, daß sie weder fluͤßige noch feste Speisen verschlingen konnte. Jn diesem Zustande blieb diese Person fast dreiviertel Jahr, und ernaͤhrte sich waͤhrend der Zeit auf keine andere Weise, als daß sie Speisen kauete, und lange im Munde herumwarf, endlich aber wieder von sich geben mußte. Mit den Feuchtigkeiten gurgelte sie sich bloß eine Zeitlang, und gab sie alsdann auf eben dieselbe Weise wieder zuruͤk, ohne daß sie das geringste hinunter geschluckt haͤtte. Bei ihrer Blindheit und Taubheit wurde ihr Gefuͤhl und ihr Geruch so zaͤrtlich, daß sie die verschiedenen Farben von seidenen Zeugen und Blumen unterscheiden konnte, und es empfand, wenn ein

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[87/0087] Mit diesem sonderbaren Beispiel vergleiche man zulezt folgendes, welches im 63ten Stuͤck 3ten Theils des Arztes vorkommt. Der Ritter Hans Sloane curirte ein Frauenzimmer an den Blattern. Am Ende der Cur bekam sie convulsivische Zufaͤlle, die ihre Glieder heftig verdreheten. Man wollte sie, nach vielen andern vergeblichen Versuchen mit dem kalten Bade von diesem Elende befreien, und diese leidige Cur stuͤrzte sie in das große Elend, das ich izt beschreiben will. Bald nach dem Gebrauche des kalten Bades verlohr dieses Frauenzimmer erst das Gesicht, dann auch das Gehoͤr, und die Sprache. Jhr Schlund ward dergestalt zusammengezogen, daß sie weder fluͤßige noch feste Speisen verschlingen konnte. Jn diesem Zustande blieb diese Person fast dreiviertel Jahr, und ernaͤhrte sich waͤhrend der Zeit auf keine andere Weise, als daß sie Speisen kauete, und lange im Munde herumwarf, endlich aber wieder von sich geben mußte. Mit den Feuchtigkeiten gurgelte sie sich bloß eine Zeitlang, und gab sie alsdann auf eben dieselbe Weise wieder zuruͤk, ohne daß sie das geringste hinunter geschluckt haͤtte. Bei ihrer Blindheit und Taubheit wurde ihr Gefuͤhl und ihr Geruch so zaͤrtlich, daß sie die verschiedenen Farben von seidenen Zeugen und Blumen unterscheiden konnte, und es empfand, wenn ein

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 2. Berlin, 1789, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0702_1789/87>, abgerufen am 01.11.2024.