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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 9, St. 3. Berlin, 1792.

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eine Erscheinung erklären kann, der kann auch die Bedingungen, in so fern sie in dieser Erklärung enthalten sind, angeben. Hingegen kann jemand die Bedingungen einer Erscheinung recht gut wissen, ohne sie deswegen erklären zu können. Der Astronom, der die Ursache einer Sonnenfinsterniß, durch das Hintreten des Mondes zwischen die Sonne und die Erde erklären kann, kann auch die Bedingungen der Zeit angeben, worinn eine Sonnenfinsterniß vorfallen kann, nämlich am Neumond. Der gemeine Mann hingegen kann zwar aus vielfältiger Beobachtung die Bedingung angeben, ohne deswegen die Erscheinung selbst wissenschaftlich erklären zu können.

Wenn man also das Jndividuelle in dem Grade und der Richtung der Seelenwirkung aus dem Jndividuellen in der körperlichen Organisation, nach


eine Erscheinung erklaͤren kann, der kann auch die Bedingungen, in so fern sie in dieser Erklaͤrung enthalten sind, angeben. Hingegen kann jemand die Bedingungen einer Erscheinung recht gut wissen, ohne sie deswegen erklaͤren zu koͤnnen. Der Astronom, der die Ursache einer Sonnenfinsterniß, durch das Hintreten des Mondes zwischen die Sonne und die Erde erklaͤren kann, kann auch die Bedingungen der Zeit angeben, worinn eine Sonnenfinsterniß vorfallen kann, naͤmlich am Neumond. Der gemeine Mann hingegen kann zwar aus vielfaͤltiger Beobachtung die Bedingung angeben, ohne deswegen die Erscheinung selbst wissenschaftlich erklaͤren zu koͤnnen.

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[23/0023] eine Erscheinung erklaͤren kann, der kann auch die Bedingungen, in so fern sie in dieser Erklaͤrung enthalten sind, angeben. Hingegen kann jemand die Bedingungen einer Erscheinung recht gut wissen, ohne sie deswegen erklaͤren zu koͤnnen. Der Astronom, der die Ursache einer Sonnenfinsterniß, durch das Hintreten des Mondes zwischen die Sonne und die Erde erklaͤren kann, kann auch die Bedingungen der Zeit angeben, worinn eine Sonnenfinsterniß vorfallen kann, naͤmlich am Neumond. Der gemeine Mann hingegen kann zwar aus vielfaͤltiger Beobachtung die Bedingung angeben, ohne deswegen die Erscheinung selbst wissenschaftlich erklaͤren zu koͤnnen. Wenn man also das Jndividuelle in dem Grade und der Richtung der Seelenwirkung aus dem Jndividuellen in der koͤrperlichen Organisation, nach

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 9, St. 3. Berlin, 1792, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0903_1792/23>, abgerufen am 26.04.2024.