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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 9, St. 3. Berlin, 1792.

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Jch darf weder hoffen, den Nahmen des Schwärmers zu verdienen, noch ihn fürchten, von dem grob organisirten boeotischen Allwisser zu hören, wenn ich für eine Erscheinung, die mehr, wie so manches andere, ist belacht, als geprüft worden, wo nicht Empfänglichkeit, doch wenigstens Ernst habe, um sie einer gründlichern und denkendern Untersuchung zu unterwerfen. Jch glaube, der Anthropologie einen kleinen Beitrag liefern und ihre Aussichten erweitern zu können, wenn ich sie selbst zur Entscheidung der Frage hervorrufe, und auf sie das Resultat der Untersuchung zurückkommen lasse: ob und in wie fern eine Charakterzeichnung des Menschen aus seiner Handschrift wahrscheinlich und möglich ist ? -- Vier Gesichtspunkte, die ich mehr oder weniger zur Entscheidung nur angeben darf, bieten sich mir zur völligen Betrachtung dieser Frage dar:

1 ) Welchen bestimmenden Einfluß hat der Nerve auf den intellektuellen, empfindenden und moralischen Menschen? --
2) Welchen bestimmenden Einfluß leidet der Nerve selbst von den übrigen ihn umgebenden Bestandtheilen des Körpers -- dem Blute, Knochen und Fleische.
3) Haben die verschiedenen Modifikazionen des Nervens auch verschiedene äußere harmonische Nachbildungen, Bewegungen, Thätig-

Jch darf weder hoffen, den Nahmen des Schwaͤrmers zu verdienen, noch ihn fuͤrchten, von dem grob organisirten boeotischen Allwisser zu hoͤren, wenn ich fuͤr eine Erscheinung, die mehr, wie so manches andere, ist belacht, als gepruͤft worden, wo nicht Empfaͤnglichkeit, doch wenigstens Ernst habe, um sie einer gruͤndlichern und denkendern Untersuchung zu unterwerfen. Jch glaube, der Anthropologie einen kleinen Beitrag liefern und ihre Aussichten erweitern zu koͤnnen, wenn ich sie selbst zur Entscheidung der Frage hervorrufe, und auf sie das Resultat der Untersuchung zuruͤckkommen lasse: ob und in wie fern eine Charakterzeichnung des Menschen aus seiner Handschrift wahrscheinlich und moͤglich ist ? — Vier Gesichtspunkte, die ich mehr oder weniger zur Entscheidung nur angeben darf, bieten sich mir zur voͤlligen Betrachtung dieser Frage dar:

1 ) Welchen bestimmenden Einfluß hat der Nerve auf den intellektuellen, empfindenden und moralischen Menschen? —
2) Welchen bestimmenden Einfluß leidet der Nerve selbst von den uͤbrigen ihn umgebenden Bestandtheilen des Koͤrpers — dem Blute, Knochen und Fleische.
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[37/0037] Jch darf weder hoffen, den Nahmen des Schwaͤrmers zu verdienen, noch ihn fuͤrchten, von dem grob organisirten boeotischen Allwisser zu hoͤren, wenn ich fuͤr eine Erscheinung, die mehr, wie so manches andere, ist belacht, als gepruͤft worden, wo nicht Empfaͤnglichkeit, doch wenigstens Ernst habe, um sie einer gruͤndlichern und denkendern Untersuchung zu unterwerfen. Jch glaube, der Anthropologie einen kleinen Beitrag liefern und ihre Aussichten erweitern zu koͤnnen, wenn ich sie selbst zur Entscheidung der Frage hervorrufe, und auf sie das Resultat der Untersuchung zuruͤckkommen lasse: ob und in wie fern eine Charakterzeichnung des Menschen aus seiner Handschrift wahrscheinlich und moͤglich ist ? — Vier Gesichtspunkte, die ich mehr oder weniger zur Entscheidung nur angeben darf, bieten sich mir zur voͤlligen Betrachtung dieser Frage dar: 1 ) Welchen bestimmenden Einfluß hat der Nerve auf den intellektuellen, empfindenden und moralischen Menschen? — 2) Welchen bestimmenden Einfluß leidet der Nerve selbst von den uͤbrigen ihn umgebenden Bestandtheilen des Koͤrpers — dem Blute, Knochen und Fleische. 3) Haben die verschiedenen Modifikazionen des Nervens auch verschiedene aͤußere harmonische Nachbildungen, Bewegungen, Thaͤtig-

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 9, St. 3. Berlin, 1792, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0903_1792/37>, abgerufen am 26.04.2024.