Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 2. Zürich, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

klingendem Geld gefordert, und andererseits
mit hochangerechnetem Porcelain, wobey man
doch allemahl das Macherlohn erspart, erwiedert
werden.


Ein Fürst wird zuweilen wegen Gesetzen,
Landes-Anstalten und Verordnungen
ge-
lobt, und ihnen Gründe der Weisheit, Billigkeit,
Einsicht, Menschen- und Volksliebe unterlegt,
woran kein wahres Wort ist, und die weder der
Fürst selbst, noch seine Ministers, sondern nur
die Thoren glauben. In dieser Kunst, das Volk
zu betrügen, waren die Franzosen in den Pro-
logen ihrer Finanz-Edicten vorlängst Meister.
Was für ein Freuden-Geschrey erschallte nicht
durch ganz Deutschland über K. Josephs Tole-
ranz-Anstalten, wodurch so viele Leichtgläu-
bige betrogen, und die täglich von den eigenen
Länderstellen eingeschränkt und nach Möglich-
keit untergraben wurden. Der Sitz der Toleranz
war auf der Mauth. So weit und so tief sahen
aber die Wenigsten. Eben so machte es K. Fried-
rich mit dem den Jesuiten vergönnten Schutz
und der allgemeinen Kirchlichen Freiheit; so
Russland mit den Colonien der Evangelischen
Brüder-Gemeinen; so verschiedene protestan-

klingendem Geld gefordert, und andererseits
mit hochangerechnetem Porcelain, wobey man
doch allemahl das Macherlohn erspart, erwiedert
werden.


Ein Fürst wird zuweilen wegen Gesetzen,
Landes-Anstalten und Verordnungen
ge-
lobt, und ihnen Gründe der Weisheit, Billigkeit,
Einsicht, Menschen- und Volksliebe unterlegt,
woran kein wahres Wort ist, und die weder der
Fürst selbst, noch seine Ministers, sondern nur
die Thoren glauben. In dieser Kunst, das Volk
zu betrügen, waren die Franzosen in den Pro-
logen ihrer Finanz-Edicten vorlängst Meister.
Was für ein Freuden-Geschrey erschallte nicht
durch ganz Deutschland über K. Josephs Tole-
ranz-Anstalten, wodurch so viele Leichtgläu-
bige betrogen, und die täglich von den eigenen
Länderstellen eingeschränkt und nach Möglich-
keit untergraben wurden. Der Sitz der Toleranz
war auf der Mauth. So weit und so tief sahen
aber die Wenigsten. Eben so machte es K. Fried-
rich mit dem den Jesuiten vergönnten Schutz
und der allgemeinen Kirchlichen Freiheit; so
Ruſsland mit den Colonien der Evangelischen
Brüder-Gemeinen; so verschiedene protestan-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0115" n="109"/>
klingendem Geld gefordert, und andererseits<lb/>
mit hochangerechnetem Porcelain, wobey man<lb/>
doch allemahl das Macherlohn erspart, erwiedert<lb/>
werden.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <p>Ein Fürst wird zuweilen <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">wegen Gesetzen,<lb/>
Landes-Anstalten und Verordnungen</hi></hi> ge-<lb/>
lobt, und ihnen Gründe der Weisheit, Billigkeit,<lb/>
Einsicht, Menschen- und Volksliebe unterlegt,<lb/>
woran kein wahres Wort ist, und die weder der<lb/>
Fürst selbst, noch seine Ministers, sondern nur<lb/>
die Thoren glauben. In dieser Kunst, das Volk<lb/>
zu betrügen, waren die Franzosen in den Pro-<lb/>
logen ihrer Finanz-Edicten vorlängst Meister.<lb/>
Was für ein Freuden-Geschrey erschallte nicht<lb/>
durch ganz Deutschland über K. Josephs Tole-<lb/>
ranz-Anstalten, wodurch so viele Leichtgläu-<lb/>
bige betrogen, und die täglich von den eigenen<lb/>
Länderstellen eingeschränkt und nach Möglich-<lb/>
keit untergraben wurden. Der Sitz der Toleranz<lb/>
war auf der Mauth. So weit und so tief sahen<lb/>
aber die Wenigsten. Eben so machte es K. Fried-<lb/>
rich mit dem den Jesuiten vergönnten Schutz<lb/>
und der allgemeinen Kirchlichen Freiheit; so<lb/>
Ru&#x017F;sland mit den Colonien der Evangelischen<lb/>
Brüder-Gemeinen; so verschiedene protestan-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[109/0115] klingendem Geld gefordert, und andererseits mit hochangerechnetem Porcelain, wobey man doch allemahl das Macherlohn erspart, erwiedert werden. Ein Fürst wird zuweilen wegen Gesetzen, Landes-Anstalten und Verordnungen ge- lobt, und ihnen Gründe der Weisheit, Billigkeit, Einsicht, Menschen- und Volksliebe unterlegt, woran kein wahres Wort ist, und die weder der Fürst selbst, noch seine Ministers, sondern nur die Thoren glauben. In dieser Kunst, das Volk zu betrügen, waren die Franzosen in den Pro- logen ihrer Finanz-Edicten vorlängst Meister. Was für ein Freuden-Geschrey erschallte nicht durch ganz Deutschland über K. Josephs Tole- ranz-Anstalten, wodurch so viele Leichtgläu- bige betrogen, und die täglich von den eigenen Länderstellen eingeschränkt und nach Möglich- keit untergraben wurden. Der Sitz der Toleranz war auf der Mauth. So weit und so tief sahen aber die Wenigsten. Eben so machte es K. Fried- rich mit dem den Jesuiten vergönnten Schutz und der allgemeinen Kirchlichen Freiheit; so Ruſsland mit den Colonien der Evangelischen Brüder-Gemeinen; so verschiedene protestan-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische02_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische02_1796/115
Zitationshilfe: Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 2. Zürich, 1796, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische02_1796/115>, abgerufen am 30.04.2024.