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Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 2. Zürich, 1796.

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sich bessern. "Das (sagte Luther) wäre daher
geschehen, dass er von Predigern also gelehret
und beredet war, dann er hatte von Jugend
auf die Mönche, seine Beichtväter, gehöret,
die gaben vor: Ein Fürst solle nicht zornig,
sondern sanftmüthig, barmherzig und gedultig
seyn etc. und lehrten ihn allein, was nur ein-
zelne Personen, so nicht in Aemtern sind, an-
geht; gleich als dürfte oder gebührte einem
Fürsten nicht, dass er zürnte, Rach übte, die
bösen Buben strafte, noch die Frommen wider
Gewalt und Unrecht schüzte und vertheidigte.
Davon kann er noch nicht lassen, weil er in
dem unterweiset ist von Kindheit auf, gleich-
wie ich auch meine Möncherey nicht gar able-
gen noch vergessen kann".


Hinwiederum giebt es auch Herrn, welche
ihrem Dienst am besten gerathen zu seyn glau-
ben, wann ihre Ministers in beständigem Feuer
gegen einander liegen, einer dem andern wi-
derspricht und entgegen arbeitet, und in den
Conferenzen halb berathschlagt und halb gezankt
wird; die aber gleichwohl zu schwach von Ein-
sichten sind, um zwischen diesen Mund- und
Feder-Fechtereyen das Wahre der Sachen heraus-

sich bessern. „Das (sagte Luther) wäre daher
geschehen, daſs er von Predigern also gelehret
und beredet war, dann er hatte von Jugend
auf die Mönche, seine Beichtväter, gehöret,
die gaben vor: Ein Fürst solle nicht zornig,
sondern sanftmüthig, barmherzig und gedultig
seyn etc. und lehrten ihn allein, was nur ein-
zelne Personen, so nicht in Aemtern sind, an-
geht; gleich als dürfte oder gebührte einem
Fürsten nicht, daſs er zürnte, Rach übte, die
bösen Buben strafte, noch die Frommen wider
Gewalt und Unrecht schüzte und vertheidigte.
Davon kann er noch nicht lassen, weil er in
dem unterweiset ist von Kindheit auf, gleich-
wie ich auch meine Möncherey nicht gar able-
gen noch vergessen kann„.


Hinwiederum giebt es auch Herrn, welche
ihrem Dienst am besten gerathen zu seyn glau-
ben, wann ihre Ministers in beständigem Feuer
gegen einander liegen, einer dem andern wi-
derspricht und entgegen arbeitet, und in den
Conferenzen halb berathschlagt und halb gezankt
wird; die aber gleichwohl zu schwach von Ein-
sichten sind, um zwischen diesen Mund- und
Feder-Fechtereyen das Wahre der Sachen heraus-

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[7/0013] sich bessern. „Das (sagte Luther) wäre daher geschehen, daſs er von Predigern also gelehret und beredet war, dann er hatte von Jugend auf die Mönche, seine Beichtväter, gehöret, die gaben vor: Ein Fürst solle nicht zornig, sondern sanftmüthig, barmherzig und gedultig seyn etc. und lehrten ihn allein, was nur ein- zelne Personen, so nicht in Aemtern sind, an- geht; gleich als dürfte oder gebührte einem Fürsten nicht, daſs er zürnte, Rach übte, die bösen Buben strafte, noch die Frommen wider Gewalt und Unrecht schüzte und vertheidigte. Davon kann er noch nicht lassen, weil er in dem unterweiset ist von Kindheit auf, gleich- wie ich auch meine Möncherey nicht gar able- gen noch vergessen kann„. Hinwiederum giebt es auch Herrn, welche ihrem Dienst am besten gerathen zu seyn glau- ben, wann ihre Ministers in beständigem Feuer gegen einander liegen, einer dem andern wi- derspricht und entgegen arbeitet, und in den Conferenzen halb berathschlagt und halb gezankt wird; die aber gleichwohl zu schwach von Ein- sichten sind, um zwischen diesen Mund- und Feder-Fechtereyen das Wahre der Sachen heraus-

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Zitationshilfe: Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 2. Zürich, 1796, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische02_1796/13>, abgerufen am 26.04.2024.