Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mozart, Leopold: Versuch einer gründlichen Violinschule. Augsburg, 1756.

Bild:
<< vorherige Seite

Des ersten Hauptstücks, dritter Abschnitt.
Geschwinden und Langsamen, welches uns das musikalische Stück, bey dem diese
Wörter stehen, selbst mehrers zeigen muß.

Moderato, gemäßiget, (Moderato.) bescheiden; nicht zu geschwind
und nicht zu langsam. Eben dieß weiset uns an das Stück selbst, aus dessen
Fortgange wir die Mäßigung erkennen müssen.

Das Tempo Commodo, und Tempo giusto, (Tempo Commodo
und Tempo giusto.) führen uns ebenfalls auf das Stück selbst zurück. Sie
sagen uns daß wir das Stück weder zu geschwind weder zu langsam, sondern in
dem eigentlichen, gelegenen und natürlichen Tempo spielen sollen. Wir müssen
also den wahren Gang eines solchen Stückes in dem Stücke selbst suchen: wie
oben im zweyten Abschnitte dieses Hauptstücks schon ist gesagt worden.

Sostenuto (Sostenuto.) heißt aushalten, oder vielmehr zurückhalten
und den Gesang nicht übertreiben. Man muß sich also in solchem Falle eines
ernsthaften, langen und anhaltenden Bogenstrichs bedienen, und den Gesang
wohl aneinander hängen.

Maestoso, (Maestoso.) mit Majestät, bedachtsam, nicht übereilet.

Stoccato oder Staccato, (Stoccato oder Staccato.) gestossen, zeigt
an, daß man die Noten wohl von einander absondern und mit einem kurzen Bo-
genstriche ohne Ziehen vortragen solle.

Andante, (Andante.) gehend. Dieß Wort sagt uns schon selbst, daß
man dem Stücke seinen natürlichen Gang lassen müsse; sonderheitlich wenn ma
un pocco Allegretto,
(ma un pocco Allegretto.) dabey stehet.

Lente oder Lentemente, (Lente, Lentemente.) ganz gemächlich.

Adagio, (Adagio.) langsam.

Adagio pesante, (Adagio pesante.) ein schwermütiges Adagio.
muß etwas langsamer, und zurückhaltend gespielet werden.

Largo, (Largo.) ein noch langsameres Tempo, wird mit langen
Bogenstrichen und mit vieler Gelassenheit abgespielet.

Grave, (Grave.) schwermütig und ernsthaft, folglich recht sehr
langsam. Man muß auch in der That durch einen langen, etwas schweren und

ernst-
Mozarts Violinschule. G

Des erſten Hauptſtuͤcks, dritter Abſchnitt.
Geſchwinden und Langſamen, welches uns das muſikaliſche Stuͤck, bey dem dieſe
Woͤrter ſtehen, ſelbſt mehrers zeigen muß.

Moderato, gemaͤßiget, (Moderato.) beſcheiden; nicht zu geſchwind
und nicht zu langſam. Eben dieß weiſet uns an das Stuͤck ſelbſt, aus deſſen
Fortgange wir die Maͤßigung erkennen muͤſſen.

Das Tempo Commodo, und Tempo giuſto, (Tempo Commodo
und Tempo giuſto.) fuͤhren uns ebenfalls auf das Stuͤck ſelbſt zuruͤck. Sie
ſagen uns daß wir das Stuͤck weder zu geſchwind weder zu langſam, ſondern in
dem eigentlichen, gelegenen und natuͤrlichen Tempo ſpielen ſollen. Wir muͤſſen
alſo den wahren Gang eines ſolchen Stuͤckes in dem Stuͤcke ſelbſt ſuchen: wie
oben im zweyten Abſchnitte dieſes Hauptſtuͤcks ſchon iſt geſagt worden.

Soſtenuto (Soſtenuto.) heißt aushalten, oder vielmehr zuruͤckhalten
und den Geſang nicht uͤbertreiben. Man muß ſich alſo in ſolchem Falle eines
ernſthaften, langen und anhaltenden Bogenſtrichs bedienen, und den Geſang
wohl aneinander haͤngen.

Maeſtoſo, (Maeſtoſo.) mit Majestaͤt, bedachtsam, nicht uͤbereilet.

Stoccato oder Staccato, (Stoccato oder Staccato.) geſtoſſen, zeigt
an, daß man die Noten wohl von einander abſondern und mit einem kurzen Bo-
genſtriche ohne Ziehen vortragen ſolle.

Andante, (Andante.) gehend. Dieß Wort ſagt uns ſchon ſelbſt, daß
man dem Stuͤcke ſeinen natuͤrlichen Gang laſſen muͤſſe; ſonderheitlich wenn ma
un pocco Allegretto,
(ma un pocco Allegretto.) dabey ſtehet.

Lente oder Lentemente, (Lente, Lentemente.) ganz gemaͤchlich.

Adagio, (Adagio.) langſam.

Adagio peſante, (Adagio peſante.) ein ſchwermuͤtiges Adagio.
muß etwas langſamer, und zuruͤckhaltend geſpielet werden.

Largo, (Largo.) ein noch langſameres Tempo, wird mit langen
Bogenſtrichen und mit vieler Gelaſſenheit abgeſpielet.

Grave, (Grave.) ſchwermuͤtig und ernſthaft, folglich recht ſehr
langſam. Man muß auch in der That durch einen langen, etwas ſchweren und

ernſt-
Mozarts Violinſchule. G
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0071" n="49"/><fw place="top" type="header">Des er&#x017F;ten Haupt&#x017F;tu&#x0364;cks, dritter Ab&#x017F;chnitt.</fw><lb/>
Ge&#x017F;chwinden und Lang&#x017F;amen, welches uns das mu&#x017F;ikali&#x017F;che Stu&#x0364;ck, bey dem die&#x017F;e<lb/>
Wo&#x0364;rter &#x017F;tehen, &#x017F;elb&#x017F;t mehrers zeigen muß.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#b">Moderato, gema&#x0364;ßiget,</hi><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">(Moderato.)</hi></hi> be&#x017F;cheiden; nicht zu ge&#x017F;chwind<lb/>
und nicht zu lang&#x017F;am. Eben dieß wei&#x017F;et uns an das Stu&#x0364;ck &#x017F;elb&#x017F;t, aus de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Fortgange wir die Ma&#x0364;ßigung erkennen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
            <p>Das <hi rendition="#b">Tempo Commodo,</hi> und <hi rendition="#b">Tempo giu&#x017F;to,</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">(Tempo Commodo</hi></hi><lb/>
und <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Tempo giu&#x017F;to.)</hi></hi> fu&#x0364;hren uns ebenfalls auf das Stu&#x0364;ck &#x017F;elb&#x017F;t zuru&#x0364;ck. Sie<lb/>
&#x017F;agen uns daß wir das Stu&#x0364;ck weder zu ge&#x017F;chwind weder zu lang&#x017F;am, &#x017F;ondern in<lb/>
dem eigentlichen, gelegenen und natu&#x0364;rlichen Tempo &#x017F;pielen &#x017F;ollen. Wir mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en<lb/>
al&#x017F;o den wahren Gang eines &#x017F;olchen Stu&#x0364;ckes in dem Stu&#x0364;cke &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;uchen: wie<lb/>
oben im zweyten Ab&#x017F;chnitte die&#x017F;es Haupt&#x017F;tu&#x0364;cks &#x017F;chon i&#x017F;t ge&#x017F;agt worden.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#b">So&#x017F;tenuto </hi><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">(So&#x017F;tenuto.)</hi></hi> heißt <hi rendition="#b">aushalten,</hi> oder vielmehr <hi rendition="#b">zuru&#x0364;ckhalten</hi><lb/>
und den Ge&#x017F;ang nicht u&#x0364;bertreiben. Man muß &#x017F;ich al&#x017F;o in &#x017F;olchem Falle eines<lb/>
ern&#x017F;thaften, langen und anhaltenden Bogen&#x017F;trichs bedienen, und den Ge&#x017F;ang<lb/>
wohl aneinander ha&#x0364;ngen.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#b">Mae&#x017F;to&#x017F;o,</hi><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">(Mae&#x017F;to&#x017F;o.)</hi></hi><hi rendition="#b">mit Majesta&#x0364;t,</hi> bedachtsam, nicht u&#x0364;bereilet.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#b">Stoccato</hi> oder <hi rendition="#b">Staccato,</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">(Stoccato</hi></hi> oder <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Staccato.)</hi></hi> <hi rendition="#b">ge&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en,</hi> zeigt<lb/>
an, daß man die Noten wohl von einander ab&#x017F;ondern und mit einem kurzen Bo-<lb/>
gen&#x017F;triche ohne Ziehen vortragen &#x017F;olle.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#b">Andante,</hi><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">(Andante.)</hi></hi><hi rendition="#b">gehend.</hi> Dieß Wort &#x017F;agt uns &#x017F;chon &#x017F;elb&#x017F;t, daß<lb/>
man dem Stu&#x0364;cke &#x017F;einen natu&#x0364;rlichen Gang la&#x017F;&#x017F;en mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e; &#x017F;onderheitlich wenn <hi rendition="#b">ma<lb/>
un pocco Allegretto,</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">(ma un pocco Allegretto.)</hi></hi> dabey &#x017F;tehet.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#b">Lente</hi> oder <hi rendition="#b">Lentemente,</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">(Lente, Lentemente.)</hi></hi> ganz gema&#x0364;chlich.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#b">Adagio,</hi><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">(Adagio.)</hi></hi> lang&#x017F;am.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#b">Adagio pe&#x017F;ante,</hi><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">(Adagio pe&#x017F;ante.)</hi></hi><hi rendition="#b">ein &#x017F;chwermu&#x0364;tiges Adagio.</hi><lb/>
muß etwas lang&#x017F;amer, und zuru&#x0364;ckhaltend ge&#x017F;pielet werden.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#b">Largo,</hi><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">(Largo.)</hi></hi><hi rendition="#b">ein noch lang&#x017F;ameres Tempo,</hi> wird mit langen<lb/>
Bogen&#x017F;trichen und mit vieler Gela&#x017F;&#x017F;enheit abge&#x017F;pielet.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#b">Grave,</hi><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">(Grave.)</hi></hi><hi rendition="#b">&#x017F;chwermu&#x0364;tig</hi> und <hi rendition="#b">ern&#x017F;thaft,</hi> folglich recht &#x017F;ehr<lb/>
lang&#x017F;am. Man muß auch in der That durch einen langen, etwas &#x017F;chweren und<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Mozarts Violin&#x017F;chule. G</fw> <fw place="bottom" type="catch">ern&#x017F;t-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[49/0071] Des erſten Hauptſtuͤcks, dritter Abſchnitt. Geſchwinden und Langſamen, welches uns das muſikaliſche Stuͤck, bey dem dieſe Woͤrter ſtehen, ſelbſt mehrers zeigen muß. Moderato, gemaͤßiget, (Moderato.) beſcheiden; nicht zu geſchwind und nicht zu langſam. Eben dieß weiſet uns an das Stuͤck ſelbſt, aus deſſen Fortgange wir die Maͤßigung erkennen muͤſſen. Das Tempo Commodo, und Tempo giuſto, (Tempo Commodo und Tempo giuſto.) fuͤhren uns ebenfalls auf das Stuͤck ſelbſt zuruͤck. Sie ſagen uns daß wir das Stuͤck weder zu geſchwind weder zu langſam, ſondern in dem eigentlichen, gelegenen und natuͤrlichen Tempo ſpielen ſollen. Wir muͤſſen alſo den wahren Gang eines ſolchen Stuͤckes in dem Stuͤcke ſelbſt ſuchen: wie oben im zweyten Abſchnitte dieſes Hauptſtuͤcks ſchon iſt geſagt worden. Soſtenuto (Soſtenuto.) heißt aushalten, oder vielmehr zuruͤckhalten und den Geſang nicht uͤbertreiben. Man muß ſich alſo in ſolchem Falle eines ernſthaften, langen und anhaltenden Bogenſtrichs bedienen, und den Geſang wohl aneinander haͤngen. Maeſtoſo, (Maeſtoſo.) mit Majestaͤt, bedachtsam, nicht uͤbereilet. Stoccato oder Staccato, (Stoccato oder Staccato.) geſtoſſen, zeigt an, daß man die Noten wohl von einander abſondern und mit einem kurzen Bo- genſtriche ohne Ziehen vortragen ſolle. Andante, (Andante.) gehend. Dieß Wort ſagt uns ſchon ſelbſt, daß man dem Stuͤcke ſeinen natuͤrlichen Gang laſſen muͤſſe; ſonderheitlich wenn ma un pocco Allegretto, (ma un pocco Allegretto.) dabey ſtehet. Lente oder Lentemente, (Lente, Lentemente.) ganz gemaͤchlich. Adagio, (Adagio.) langſam. Adagio peſante, (Adagio peſante.) ein ſchwermuͤtiges Adagio. muß etwas langſamer, und zuruͤckhaltend geſpielet werden. Largo, (Largo.) ein noch langſameres Tempo, wird mit langen Bogenſtrichen und mit vieler Gelaſſenheit abgeſpielet. Grave, (Grave.) ſchwermuͤtig und ernſthaft, folglich recht ſehr langſam. Man muß auch in der That durch einen langen, etwas ſchweren und ernſt- Mozarts Violinſchule. G

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mozart_violinschule_1756
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mozart_violinschule_1756/71
Zitationshilfe: Mozart, Leopold: Versuch einer gründlichen Violinschule. Augsburg, 1756, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mozart_violinschule_1756/71>, abgerufen am 02.05.2024.