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Mügge, Theodor: Am Malanger Fjord. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–176. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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doch beruhigt zu ihm empor. Ich denke, sagte sie, Alles zu sein, was du von mir forderst, und verlange nichts dafür, als was ein Mann seiner Frau immer geben soll. Ach, deine Räthsel! fiel Stureson ein. So sage mir denn, theure Mary, was du verlangst, was dein genügsames Herz und deine bescheidenen Wünsche begehren.

Mein Herz, erwiderte sie lächelnd, will, da es dir gehören soll, daß du es achtest und gütig mit ihm umgehst. Du hast in der großen Welt gelebt, viel erfahren und viele weit schönere und klügere Frauen kennen gelernt. Ich habe nichts, als mein natürliches Empfinden für das Rechte und Gute, wie für das Ungerechte und Harte. Darum will ich dich bitten, sei mild mit mir. Du willst, daß ich dich liebe und verstehe, gern soll es geschehen. Ich will mich bemühen; zeige du mir den Weg, daß ich dich innig lieben lerne, durch deine Handlungen, deine Güte, durch die Achtung, welche dir alle guten Menschen zollen.

Du gutes Kind! sagte Stureson, und seine Stimme drückte ein Gemisch von Spott, Mitleid und Theilnahme aus. Ei ja, du hast Recht! Wahre Liebe ist immer auf Achtung begründet, alles Andere ist Täuschung, ein flüchtiger Rausch der Sinne, doch man kann nur achten, was über das Gewöhnliche sich erhebt. -- Ihr Mädchen, rief er, und seine stolze

doch beruhigt zu ihm empor. Ich denke, sagte sie, Alles zu sein, was du von mir forderst, und verlange nichts dafür, als was ein Mann seiner Frau immer geben soll. Ach, deine Räthsel! fiel Stureson ein. So sage mir denn, theure Mary, was du verlangst, was dein genügsames Herz und deine bescheidenen Wünsche begehren.

Mein Herz, erwiderte sie lächelnd, will, da es dir gehören soll, daß du es achtest und gütig mit ihm umgehst. Du hast in der großen Welt gelebt, viel erfahren und viele weit schönere und klügere Frauen kennen gelernt. Ich habe nichts, als mein natürliches Empfinden für das Rechte und Gute, wie für das Ungerechte und Harte. Darum will ich dich bitten, sei mild mit mir. Du willst, daß ich dich liebe und verstehe, gern soll es geschehen. Ich will mich bemühen; zeige du mir den Weg, daß ich dich innig lieben lerne, durch deine Handlungen, deine Güte, durch die Achtung, welche dir alle guten Menschen zollen.

Du gutes Kind! sagte Stureson, und seine Stimme drückte ein Gemisch von Spott, Mitleid und Theilnahme aus. Ei ja, du hast Recht! Wahre Liebe ist immer auf Achtung begründet, alles Andere ist Täuschung, ein flüchtiger Rausch der Sinne, doch man kann nur achten, was über das Gewöhnliche sich erhebt. — Ihr Mädchen, rief er, und seine stolze

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[0148] doch beruhigt zu ihm empor. Ich denke, sagte sie, Alles zu sein, was du von mir forderst, und verlange nichts dafür, als was ein Mann seiner Frau immer geben soll. Ach, deine Räthsel! fiel Stureson ein. So sage mir denn, theure Mary, was du verlangst, was dein genügsames Herz und deine bescheidenen Wünsche begehren. Mein Herz, erwiderte sie lächelnd, will, da es dir gehören soll, daß du es achtest und gütig mit ihm umgehst. Du hast in der großen Welt gelebt, viel erfahren und viele weit schönere und klügere Frauen kennen gelernt. Ich habe nichts, als mein natürliches Empfinden für das Rechte und Gute, wie für das Ungerechte und Harte. Darum will ich dich bitten, sei mild mit mir. Du willst, daß ich dich liebe und verstehe, gern soll es geschehen. Ich will mich bemühen; zeige du mir den Weg, daß ich dich innig lieben lerne, durch deine Handlungen, deine Güte, durch die Achtung, welche dir alle guten Menschen zollen. Du gutes Kind! sagte Stureson, und seine Stimme drückte ein Gemisch von Spott, Mitleid und Theilnahme aus. Ei ja, du hast Recht! Wahre Liebe ist immer auf Achtung begründet, alles Andere ist Täuschung, ein flüchtiger Rausch der Sinne, doch man kann nur achten, was über das Gewöhnliche sich erhebt. — Ihr Mädchen, rief er, und seine stolze

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T15:04:01Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T15:04:01Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Mügge, Theodor: Am Malanger Fjord. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–176. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muegge_fjord_1910/148>, abgerufen am 05.05.2024.