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Mügge, Theodor: Am Malanger Fjord. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–176. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Endlich zog er seine langen, knochigen Hände aus der Rockjacke, und indem er sie langsam nach dem Meere ausstreckte, sagte er: Lenvig's Kirche könntet Ihr sehen, wenn es Tag wäre; aber reisende Leute sind willkommen jederzeit. Laßt das Boot unter den Packraum fahren, damit es sicher liegt.

Der Ton widersprach den Worten; er kündigte an, daß Herr Christie Hvaland sich eben nicht viel aus dem Besuche machte; aber Alles änderte sich als Lars sagte: Sie mögen Recht haben, Herr Hvaland; ich hätte bei guter Zeit Lenvig erreichen können, wenn die Burschen ordentlich gerudert hätten, was mir lieber gewesen wäre, als Ihnen beschwerlich zu fallen. Ich bin der Sorenskriver Stureson, von der Regierung hieher gesandt, und muß eilen, um meinen Platz einzunehmen, der schon lange auf mich wartet.

Der Kaufmann nahm rasch die Pfeife aus dem Munde, und über sein Gesicht verbreitete sich große Freude. Er wußte genau, was die Freundschaft des Landrichters zu sagen hat, und war ein umgewandelter Mann. Glück in mein Haus! rief er, daß es sich so gefügt hat. Hätte es wissen können, daß Sie es sein mußten, Sorenskriver Stureson, und kein Andrer, haben die Nachricht schon seit einiger Zeit bekommen.

Er schüttelte ihm die Hand und führte ihn mit aller Höflichkeit und guten Wünschen in sein bestes Zimmer, wo der Landrichter sogleich die Bemerkung machen konnte, daß bis in diese öden

Endlich zog er seine langen, knochigen Hände aus der Rockjacke, und indem er sie langsam nach dem Meere ausstreckte, sagte er: Lenvig's Kirche könntet Ihr sehen, wenn es Tag wäre; aber reisende Leute sind willkommen jederzeit. Laßt das Boot unter den Packraum fahren, damit es sicher liegt.

Der Ton widersprach den Worten; er kündigte an, daß Herr Christie Hvaland sich eben nicht viel aus dem Besuche machte; aber Alles änderte sich als Lars sagte: Sie mögen Recht haben, Herr Hvaland; ich hätte bei guter Zeit Lenvig erreichen können, wenn die Burschen ordentlich gerudert hätten, was mir lieber gewesen wäre, als Ihnen beschwerlich zu fallen. Ich bin der Sorenskriver Stureson, von der Regierung hieher gesandt, und muß eilen, um meinen Platz einzunehmen, der schon lange auf mich wartet.

Der Kaufmann nahm rasch die Pfeife aus dem Munde, und über sein Gesicht verbreitete sich große Freude. Er wußte genau, was die Freundschaft des Landrichters zu sagen hat, und war ein umgewandelter Mann. Glück in mein Haus! rief er, daß es sich so gefügt hat. Hätte es wissen können, daß Sie es sein mußten, Sorenskriver Stureson, und kein Andrer, haben die Nachricht schon seit einiger Zeit bekommen.

Er schüttelte ihm die Hand und führte ihn mit aller Höflichkeit und guten Wünschen in sein bestes Zimmer, wo der Landrichter sogleich die Bemerkung machen konnte, daß bis in diese öden

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[0016] Endlich zog er seine langen, knochigen Hände aus der Rockjacke, und indem er sie langsam nach dem Meere ausstreckte, sagte er: Lenvig's Kirche könntet Ihr sehen, wenn es Tag wäre; aber reisende Leute sind willkommen jederzeit. Laßt das Boot unter den Packraum fahren, damit es sicher liegt. Der Ton widersprach den Worten; er kündigte an, daß Herr Christie Hvaland sich eben nicht viel aus dem Besuche machte; aber Alles änderte sich als Lars sagte: Sie mögen Recht haben, Herr Hvaland; ich hätte bei guter Zeit Lenvig erreichen können, wenn die Burschen ordentlich gerudert hätten, was mir lieber gewesen wäre, als Ihnen beschwerlich zu fallen. Ich bin der Sorenskriver Stureson, von der Regierung hieher gesandt, und muß eilen, um meinen Platz einzunehmen, der schon lange auf mich wartet. Der Kaufmann nahm rasch die Pfeife aus dem Munde, und über sein Gesicht verbreitete sich große Freude. Er wußte genau, was die Freundschaft des Landrichters zu sagen hat, und war ein umgewandelter Mann. Glück in mein Haus! rief er, daß es sich so gefügt hat. Hätte es wissen können, daß Sie es sein mußten, Sorenskriver Stureson, und kein Andrer, haben die Nachricht schon seit einiger Zeit bekommen. Er schüttelte ihm die Hand und führte ihn mit aller Höflichkeit und guten Wünschen in sein bestes Zimmer, wo der Landrichter sogleich die Bemerkung machen konnte, daß bis in diese öden

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T15:04:01Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T15:04:01Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Mügge, Theodor: Am Malanger Fjord. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–176. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muegge_fjord_1910/16>, abgerufen am 04.05.2024.